Die Tatsache, dass viele Details des geplanten Solarparks zwischen Unterleichtersbach und Einraffshof, wie die genaue Größe und Flächennutzung, erst recht spät bekanntgegeben wurden, hat Skepsis und Widerstand in der Bevölkerung befeuert. Die Integration von Solarparks in sensible Gebiete wie die landwirtschaftlich bewirtschaftete Kuppenrhön tangiert sowohl ökonomische als auch ökologische und landschafts-kulturelle Aspekte gleichermaßen.
Nachfolgend einige Stimmen zu diesem Thema aus der Informationsveranstaltung in der Schondratalhalle:
Roman Jörg ( CSU /CBB) sagt: „Ein Angriff auf Landwirtschaft und Böden“.
Eine der klarsten und lautesten Kritiken kam von Roman Jörg, Gemeinderat aus Schondra. Seine Bedenken richten sich primär gegen den Flächenverbrauch und die Folgen für die landwirtschaftlich genutzten Böden. „Der Boden wird irgendwann wie Beton sein“, warnte Jörg und fügte hinzu, dass eine so großflächige Bebauung mit Solarpanelen die landwirtschaftliche Nutzung der Flächen langfristig zunichtemachen würde.
Seine Sorge: Ein ungenutzter Boden verliere über die Zeit an Qualität, da er weder bewirtschaftet noch gepflegt werde. „Es ist ein wahnsinniger Flächenverbrauch, der hier zugunsten eines Solarparks in Kauf genommen wird“, betonte Jörg. Die landwirtschaftlichen Nutzflächen in der Region seien ohnehin begrenzt und würden durch das Vorhaben weiter reduziert.
Für ihn wäre es weitaus sinnvoller, Photovoltaikanlagen auf Gewerbebauten zu installieren. „Dann entstehen wenigstens noch Arbeitsplätze, und die Kommunen haben einen wirtschaftlichen Nutzen“, erklärte er. Jörg machte deutlich, dass jede Kommune derzeit um Gewerbeansiedlungen und Flächen für Wohngebiete kämpfe. Diese wertvollen Ressourcen sollten nicht zugunsten eines einzelnen Projekts geopfert werden.
Oliver Fell ( CSU ): „Schwache Argumentation und mangelnder Nutzen“.
Auch Oliver Fell, Gemeinderat aus Oberleichtersbach , äußerte sich kritisch. Für ihn war die Wahl des Standorts besonders problematisch, da die geplante Anlage auf einer gut einsehbaren Fläche entstehen soll. „Warum mutet man das der Bevölkerung zu?“, fragte Fell. Die Nähe des Solarparks zu den Wohngebieten sorge für Unmut, und die Frage nach der optischen Beeinträchtigung stehe im Raum.
Fell kritisierte zudem, dass das Projekt vor Ort keine Arbeitsplätze schaffen werde – für ihn ein wesentlicher Punkt, der in der Diskussion vernachlässigt werde. „Warum plant man immer wieder auf Freiflächen und nicht auf bestehenden Gebäuden?“, fragte er und betonte, dass es viele andere, weniger invasive Möglichkeiten für die Installation von Photovoltaik gebe. Dass man stattdessen auf eine landwirtschaftlich genutzte Fläche setze, könne er nicht nachvollziehen.
Für ihn sei das Argument der Gewerbesteuer, das oft zur Rechtfertigung solcher Projekte herangezogen werde, „zu schwach“. Zudem vermisse er einen regionalen Vergleich oder eine Einordnung in den übergeordneten Kontext. „Was wird durch dieses Projekt in unserer Region tatsächlich erreicht?“, fragte Fell und stellte damit die Sinnhaftigkeit des Vorhabens in Zweifel.

Kevin Klüber (Aktive WG): „Energiewende oder Export in andere Regionen?“
Kevin Klüber, Gemeinderat aus Oberleichtersbach , stellte eine fundamentale Frage: „Wie viel Energie bleibt denn überhaupt in der Region?“ Er befürchtet, dass der Großteil der erzeugten Energie nicht der lokalen Bevölkerung zugutekommen werde, sondern vielmehr in die Ballungsräume, insbesondere ins Rhein-Main-Gebiet, abfließen könnte. Klüber vertrat die Ansicht, dass ein solches Großprojekt nur dann Sinn mache, wenn die erzeugte Energie auch der Region diene und nicht in weit entfernte Gebiete exportiert werde.
Hierbei stellte er die Frage, wie gerechtfertigt es sei, große Teile der Landschaft für ein Projekt zu opfern, das letztlich wenig direkte Vorteile für die lokale Bevölkerung mit sich bringe.
Sebastian Karollus ( Freie Wählergemeinschaft Schönderling): „Fehlende Informationen und Flächenbedarf“
Sebastian Karollus, Gemeinderat aus Schönderling, beklagte den Mangel an konkreten Informationen. „Es fehlen noch viele konkrete Zahlen“, sagte er und verwies darauf, dass sowohl die genaue Größe der betroffenen Flächen als auch der tatsächliche Energiebedarf und die Nutznießer des Solarparks nicht klar definiert seien. Er forderte, dass der tatsächliche Flächenbedarf und die genauen Ausmaße des Projekts offengelegt werden müssten.
Besonders kritisch sah Karollus die Tatsache, dass es bereits jetzt eine Vorgabe gebe, einen 200 Meter breiten Streifen entlang der Autobahn für Solarparks freizuhalten. Für ihn sei unverständlich, warum man nicht diese bereits zur Verfügung stehenden Flächen für das Projekt nutze, sondern stattdessen in landwirtschaftlich genutzte Gebiete eingreife.
Jürgen Metz ( Freie Wählergemeinschaft Singenrain): „Mehr Bürgerbeteiligung und Einbindung des Landkreises“
Gemeinderat Jürgen Metz forderte eine stärkere Einbindung der Bürger und des Landkreises Bad Kissingen. „Der Landkreis plant eine eigene Gesellschaft zur Vermarktung und Nutzung von regenerativer Energie. Es wäre doch sinnvoll, wenn der Landkreis bei solchen Projekten immer mit ins Boot geholt wird“, betonte Metz. Die Bürgerbeteiligung , so Metz, sei ein wesentlicher Faktor, der bislang vernachlässigt worden sei. Wie genau die Beteiligung der Bevölkerung bei der Planung und Umsetzung des Solarparks aussehen soll, bleibe unklar, was Misstrauen schüre.
Stimmen der Anwohner: „Angst vor ästhetischer Beeinträchtigung und Wertverlust“
Nicht nur die Gemeinderäte äußerten Bedenken, auch die Anwohner aus Einraffshof, die direkt von dem Projekt betroffen wären, machten ihrem Unmut Luft. Besonders die Nähe des Solarparks zu den Wohnhäusern wurde scharf kritisiert. „Der Solarpark ist nur 33 Meter von der Wohnbebauung entfernt. Das wird unsere Lebensqualität stark beeinträchtigen“, sagte ein Bewohner von Einraffshof. Viele Anwohner fürchten, dass der Wert ihrer Immobilien durch die Anlage deutlich sinken könnte. Ein weiteres Problem sei die bereits jetzt hohe Verkehrsbelastung des kleinen Orts. „Sehr viele Lkw fahren täglich durch Einraffshof. Wenn nun auch noch der Bau des Solarparks hinzukommt, wird das die Situation unerträglich machen“, beklagte ein Anwohner. Besonders für einen kleinen Ort wie Einraffshof, der nur wenige Einwohner zählt, sei die Belastung durch das Großprojekt unverhältnismäßig. Ein anderer Bürger fügte hinzu: „Es ist nicht die Anlage an sich, gegen die wir uns wehren, sondern der Standort. Warum baut man nicht entlang der Autobahn, wo die Fläche weniger sensibel ist?“
Weitere kritische Punkte: „Jagdrecht, Nebel und Infrastruktur“
Neben den sozialen und ökonomischen Sorgen gab es auch zahlreiche ökologische Bedenken. So wurde auf die Problematik des Jagdrechts hingewiesen, das durch den Bau des Solarparks in dem betroffenen Gebiet stark eingeschränkt würde. Zudem stellte ein Teilnehmer die Effizienz des Projekts infrage: „Das Areal ist direkt in einem Nebelloch. Die Anlage wird oft im Nebel liegen, was ihre Effizienz mindern könnte.“ Darüber hinaus wurden Bedenken hinsichtlich der bestehenden Strominfrastruktur geäußert. „Die Netze sind jetzt schon überlastet. Wie soll das erst werden, wenn hier ein Großprojekt ans Netz geht?“, fragte ein Bürger.
Ungewisse Zukunft für den Solarpark
Die Sitzung in der Schondratalhalle machte deutlich, dass das geplante Solarprojekt auf breiten Widerstand stößt. Die Gemeinderäte und Bürger betonten immer wieder, dass sie die Notwendigkeit der Energiewende und die Bedeutung erneuerbarer Energien grundsätzlich anerkennen. Doch die konkreten Planungen für den Solarpark zwischen Unterleichtersbach und Einraffshof werden in der aktuellen Form als unzureichend, transparent und unausgewogen wahrgenommen. Der massive Eingriff in die Landschaft, die Auswirkungen auf die Anwohner und die fehlende lokale Wertschöpfung stehen einer breiten Akzeptanz entgegen. Ob und wie das Projekt fortgeführt wird, hängt nun davon ab, wie die Verantwortlichen auf die geäußerten Bedenken eingehen oder ob es gelingt, einen breiten Konsens in der Region zu schaffen, was aktuell aussichtslos erscheint.
Das haben wir bereits über die Veranstaltung berichtet: