Der Landgasthof „Zum Weißen Rössl“ in Stralsbach hat in den vergangenen Jahren eine beeindruckende Neuausrichtung erfahren, ohne dabei seine traditionsreichen Wurzeln aus den Augen zu verlieren. Neben den Klassikern, die in einem fränkischen Gasthof selbstverständlich auf der Speisekarte stehen, überrascht die Gastwirtsfamilie Hergenröder ihre Gäste immer wieder mit innovativen Kreationen.
„Wir haben eine moderne Wirtshausküche“, erklärt Michael Hergenröder (31) – der gemeinsam mit seinem Vater Thomas Hergenröder (61) in der Küche tätig ist und damit die Gäste kulinarisch verwöhnt.
Eine rote Haube im „Gault&Millau“
Diese Kreativität in der Küche zahlt sich aus: Mehrere Restaurantführer haben dem Weißen Rössl bereits ihre Aufmerksamkeit geschenkt. Besonders hervorzuheben ist hierbei der „Gault&Millau“, der in der Ausgabe für 2025 dem Landgasthof in Stralsbach eine rote Haube verlieh.
Diese Ehrung würdigt Lokale, die in ihrer Kategorie herausragende Leistungen erbringen – schwarze Hauben werden etwas niedriger im Ranking angesiedelt. So heißt es in der Bewertung: „Der Traditionsgasthof von 1615 bietet beste regionale Rhöner Küche und legt im ‚sechzehn15‘ Donnerstag bis Samstagabend noch einmal eine Schippe drauf.“
Das Gourmetrestaurant „sechzehn15“
Die Hergenröders zeigen sich über diese Auszeichnung, für die sie sich nicht aktiv beworben haben, sehr erfreut. „Wir vermuten, dass das über Empfehlungen unserer Gäste zustande kam“, erklärt Michael Hergenröder. Dass ein Tester das Restaurant besucht habe, haben sie gar nicht wahrgenommen. „Das ist auch richtig so, denn wir sind für alle Gäste gleichermaßen da.“

Ein besonderes Highlight ist das „sechzehn15“, ein Gourmetrestaurant im Restaurant. Im Jahr 2021 wurde dieses kulinarische Wohnzimmer angebaut, das sich durch besondere Menüs mit fünf oder sechs Gängen vom traditionellen Gasthofangebot abhebt.
Der Name „sechzehn15“ erinnert an die Grundmauern des Hauses aus dem Jahr 1615 und steht sinnbildlich für die lange Geschichte des Hauses.
Michael Hergenröders Vision einer modernen Wirtshausküche
Die Idee zu diesem Konzept hatte Michael Hergenröder bereits, als er noch als Jungkoch tätig war. „Ich wollte Neues ausprobieren und frische Ideen einbringen“, berichtet er. Zwei getrennte Karten – eine für das Wirtshaus und eine für exklusive Menüs – schien ihm wenig sinnvoll, da der Bedarf schwer kalkulierbar war.
Im „sechzehn15“ hingegen muss reserviert werden, was ihm die Möglichkeit eröffnet, regelmäßig neue Kreationen zu erproben und kunstvoll zu präsentieren. Dabei wird die traditionelle Wirtshausküche nicht vernachlässigt, sondern harmonisch mit Elementen, unter anderem aus der asiatischen Küche, kombiniert.
Regionale Zutaten und handwerkliche Perfektion
Für Familie Hergenröder steht die Qualität ihrer Zutaten an oberster Stelle. „Wir beziehen unsere Waren fast ausschließlich aus der Region und kennen unsere Lieferanten – ob Fisch, Fleisch oder Wild – persönlich“, versichert Michael Hergenröder.

Auch handwerklich legen die Hergenröders höchsten Wert auf Qualität: „Wir machen alles selbst – von Hand.“ Regional, saisonal, nachhaltig, traditionell – jedoch stets modern interpretiert: „Unsere Gäste schätzen es, wenn die Speisen frisch zubereitet werden“, weiß er. „Bei uns steckt Handwerk dahinter – vom selbst hergestellten Eis bis zum 36 Stunden gegarten und auf Holzkohle gegrillten Rhöner Duroc Schweinenacken.“
Zeitgemäße Gastlichkeit
Die umfassende Modernisierung der Küche, die Neugestaltung der Gasträume und die Erweiterung um das „sechzehn15“ sind eine direkte Antwort auf die Herausforderungen der Corona-Zeit und stellen sicher, dass der Landgasthof auch in Zukunft bestens aufgestellt ist.

Während die Gasträume auf modernsten Stand gebracht wurden, erinnern lediglich die beiden Stammtische noch an die frühere Wirtshaustradition. Die Hergenröders verbinden traditionelle Gemütlichkeit mit zeitgemäßem Design und natürlichen Materialien, wodurch eine warme und einladende Atmosphäre entsteht.
„Hergenröder & Friends“ und mehr
Um den Landgasthof zeitgemäß aufzustellen und auch ein jüngeres Publikum anzusprechen, setzt die Familie Hergenröder zusätzlich auf Events außerhalb des Hauses. Bei befreundeten Partnern wird regelmäßig gekocht, sodass diese wiederum ihre Kunden einladen können.
Besonders beliebt ist das hauseigene Event „Hergenröder & Friends“, bei dem sich die Produzenten im Weißen Rössl persönlich präsentieren. Bis zu 12 Kochstationen ermöglichen es den Gästen, den Spitzenköchen über die Schulter zu schauen und in anregende Gespräche einzutauchen.
Vom „Roten Rösslein“ zum Weißen Rössl
Ein Blick in die Historie des Hauses zeigt, dass das Weiße Rössl seit jeher im Wandel begriffen war. Mit über 400 Jahren Geschichte zählt es zu den ältesten durchgehend bewirtschafteten Gasthäusern der Region.
Seine Ursprünge liegen im Jahr 1615, als es als Kutschenstation mit Vorspannrecht gegründet wurde. Stralsbach , in einem Taleinschnitt gelegen, bot Reisenden auf dem steilen Anstieg in Richtung Bad Brückenau nicht nur Verpflegung, sondern auch eine Übernachtungsmöglichkeit – damals noch unter dem Namen „Zum Roten Rösslein“. Die Betreiber der Kutschenstation waren befugt oder verpflichtet, bei Bedarf zusätzliche Pferde bereitzustellen, wenn schwere Ladungen mehr Zugkraft erforderten.
Heute richtet sich das Angebot nicht mehr primär an Durchreisende, sondern vor allem an Stammgäste aus der Region, die gezielt nach Stralsbach kommen, um in den Gasträumen sowie im Biergarten des historischen Landgasthofs von der Gastwirtsfamilie Hergenröder verwöhnt zu werden.
Seit 1918 in Hergenröders Händen
Seit 1918 befindet sich das Weiße Rössl im Familienbesitz, wie Thomas Hergenröder aus der Familiengeschichte berichtet. Sein Stiefgroßvater Karl Schlereth erwarb das Weiße Rössl 1918 für fast 30.000 Mark. 1965 übernahm Vater Alfons zunächst als Pächter, 1971 dann als Erbe gemeinsam mit seiner Ehefrau Renate die historische Wirtschaft.
Im Laufe der Jahrhunderte erlebte die Traditionsgaststätte zahlreiche Umbauten und Erweiterungen – 1899 wurde beispielsweise der Saal angebaut und 1968 kam die Kegelbahn hinzu, die heute noch in Betrieb ist.
Als Thomas Hergenröder – gelernter Koch- und Metzger – 1997 die Leitung des familieneigenen Landgasthofs übernahm, ließ er eine moderne Küche einbauen, sanierte die Kegelbahn und erweiterte den Anbau um ein Obergeschoss. Eine grundlegende Sanierung des Gebäudes folgte 2014, wobei der ursprüngliche Grundriss weitgehend erhalten blieb.
Erfolgreich in die Zukunft
Mittlerweile engagiert sich bereits die vierte Generation im Betrieb: Sohn Michael Hergenröder absolvierte seine Kochausbildung in Bad Kissingen und sammelte wertvolle Erfahrungen im Kleinwalsertal. Unterstützt wird er von seiner Lebensgefährtin Lisa Wehner (32), einer ausgebildeten Hotelfachfrau, sowie Koch Sebastian Wagner (38) aus Lauter und dem Auszubildenden Azubi Chase Bellersen (17) und seiner Mutter Arnita Hergenröder (65). Tochter Verena Regus (35), ebenfalls gelernte Hotelfachfrau, betreibt gemeinsam mit ihrem Vater Thomas Hergenröder zudem „Die Böll“ in Geroda.
Die Ehrungen für das Weiße Rössl:
Die zahlreichen Auszeichnungen unterstreichen den Erfolg des Weißen Rössls: Neben der roten Haube im „Gault&Millau“ erhielt das Haus drei von fünf Trauben für seine Weinkarte , auf der ausschließlich deutsche Weine und Schaumweine gelistet sind.
Ferner punktete das Weiße Rössl im Falstaff Restaurant- und Gasthausguide mit 85 von 100 Punkten und fand Aufnahme in den „Der Varta-Führer“. Das Gourmetmagazin Savoir-Vivre verlieh dem Haus drei von drei Sonnen, und die Dachmarke Rhön ehrte den Einsatz regionaler Produkte mit drei Silberdisteln.