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Bad Kissingen: Geheimnisse der ersten Kurvilla

Bad Kissingen

Geheimnisse der ersten Kurvilla

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    Gabriele Eckloff läuft einmal schräg über die Straße, um vom Stammhaus des Sanatoriums Uibeleisen ins Ballinghaus zu laufen. 2002 hatten ihr Mann Hans und sie das Sanatorium Uibeleisen übernommen und das Ballinghaus - bis dahin ein eigenständiges Kurhaus - gleich mit dazugekauft. "Vor 20 Jahren, von Februar bis Dezember 2002, haben wir das Ballinghaus renoviert und wiedereröffnet", erzählt die Chefin und betont: "Seitdem versuchen wir, das traditionsreiche Haus weiter in die Zukunft zu führen."

    Für die Hochzeit der Kissinger Kur im 19. Jahrhundert spielten das Ballinghaus und sein Gründer Franz Anton von Balling eine bedeutende Rolle. Balling war ab 1834 der erste frei niedergelassene Arzt der Kurstadt. Wenige Jahre danach, vor 1837, ließ er das Ballinghaus von dem bekannten (Bäder-)Architekten Johann Gottfried Gutensohn errichten. Der Arzt wohnte anschließend nicht nur in dem Anwesen, sondern er beherbergte und behandelte dort seine Kurgäste . Das Ballinghaus war die erste arztgeführte Kurvilla in der Stadt. "Balling begründete damit eine Tradition, die in Bad Kissingen besonders stark vertreten war", erklärt Birgit Schmalz, Historikerin beim Stadtarchiv. Aus arztgeführten Kurhäusern gingen später oft Sanatorien hervor.

    Balling gab ferner eine Kurschrift heraus, betrieb ein landwirtschaftliches Mustergut am Finsterberg (heutiger Ballinghain), setzte sich maßgeblich für den Bau des Luitpoldbades ein (einst das größte Badehaus Europas) und war Mitgründer des Polytechnischen Vereins, aus dessen Aktivitäten die heutige Berufsschule hervorgegangen ist. Weil sowohl Balling als auch das Ballinghaus beträchtliche Spuren in der Stadtgeschichte hinterlassen haben, hat das Kulturreferat das Ballinghaus für den diesjährigen Tag des offenen Denkmals ausgewählt. Am Sonntag, 11. September, gibt es vier Führungen, bei denen Interessierte das Kurhaus von innen besichtigen können.

    Historisch trotz vieler Modernisierungen

    "Das Haupthaus steht von außen noch so da wie 1837", sagt Schmalz. Das biedermeierlich-klassizistische Aussehen ist unverkennbar. Die Gliederung im Foyer und die Treppenaufgänge seien unverfälscht, und auch die grundsätzliche Raumaufteilung des Haupthauses wurde bei Umbauten nicht stark verändert. Bereits 1845 ließ Balling das Haupthaus um den Seitenflügel erweitern, 1971 kam ein dritter Anbau mit der heutigen medizinischen Badeabteilung dazu. "Das besondere ist, dass das Ballinghaus in fast 200 Jahren seiner Geschichte immer wieder den Zeiten angepasst und dabei die historische Bausubstanz gewahrt wurde", betont die Historikerin.

    Ein Grund dafür mag sein, dass es bisher vergleichsweise wenige Eigentümerwechsel durchlaufen hat. Nach Ballings Tod 1875 blieb es bis 1886 in den Händen seiner Ehefrau Anna. Danach befand es sich über Generationen bis 1991 im Besitz der Familie Ringler. Danach folgten etwas unruhigere Jahre, bis 2002 die Eckloffs das Ballinghaus erwarben. "Die Kontinuität hat vielleicht zum Erhalt des Hauses beigetragen", vermutet Schmalz.

    Das Ballinghaus wird bis heute für den Kurbetrieb genutzt, heute als Teil des Sanatoriums Uibeleisen. 60 Betten stehen den Gästen in den Obergeschossen des Haupthauses und des Seitenflügels zur Verfügung. Im Erdgeschoss befinden sich Foyer und Speisesaal mit Küche sowie die ärztliche und die therapeutischen Abteilung mit den Behandlungszimmern. Das Spektrum reicht von Gymnastik über Ergometertraining bis zu Massagen und manueller Therapie und Badeanwendungen im Schwimmbad. "Wir haben viele Stammgäste. Sie kommen wegen ganz unterschiedlicher Leiden zur Kur", sagt Geschäftsführerin Gabriele Eckloff.

    Herz-Kreislauf-Erkrankungen, internistische Leiden und Diabetes kommen am häufigsten vor.

    Dass das Kulturreferat am Tag des offenen Denkmals dieses Jahr beispielhaft das Ballinghaus vorstellt, freut Eckloff. "Viele kennen das Gebäude von innen nicht", sagt sie. Dabei lassen die Treppenhäuser, das Foyer, die Holzfenster und -türen das 19. Jahrhundert spüren. Nicht nur das: Das Ballinghaus ist als Kurhaus sehr großzügig geschnitten; moderne Hotels würden auf derselben Fläche deutlich mehr Betten unterbringen. Sowohl Eckloff als auch die Gäste schätzen den Patz und die Ruhe. "Es steckt hier viel Historie drinnen", sagt sie. Die ist am Sonntag zu erleben.

    Führungen im Ballinghaus

    Denkmaltag Der Aktionstag steht 2022 unter dem Motto "KulturSpur". Er findet statt am Sonntag, 11. September.

    Führungen Das Stadtarchiv bietet Führungen durch das Ballinghaus an um 11.30 Uhr, 14 Uhr, 15 Uhr sowie 16 Uhr. Treffpunkt ist am Haupteingang in der Martin-Luther-Straße, zwischen Ballinghaus und Ballingbasar. lbo

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