Auch in diesem Sommer war der Gradierbau stets gut besucht, denn Gäste schätzen es, dort das durch die Verrieselung von Sole erzeugte Meeresklima zu inhalieren, das dem der Nordsee gleichen soll, wie es auf den Schautafeln vor Ort heißt. Doch in der Mitte des Nordflügels klafft seit drei Jahren ein Loch. Man entfernte seinerzeit das Schwarzdorn-Reisig und nahm Untersuchungen vor.
Inzwischen ist klar, dass am Gradierwerk nachgerüstet werden muss. Statiker waren bereits an der Arbeit. Schon länger ist bekannt, dass eine
aufzeigen soll, was genau zur Sanierung ansteht. Das Ergebnis soll Ende 2021 vorliegen, heißt es jetzt hierzu aus dem Zentrum Staatsbäder Bayern (Bad Steben).Ältestes Gradierwerk Europas
Das mächtige Gradierwerk, das ursprünglich ein Teil der Bad Kissinger Salzgewinnungsanlagen war, ist nach wie vor beeindruckend, wenngleich es nur noch den nördlichen Teil der einst 2,2 Kilometer langen Gradieranlage darstellt. Der Nordflügel ist etwa 40 Meter lang, zehn Meter breit und zehn Meter hoch (was das berieselte Reisig angeht). Der Turm des Gradierbaus ist sogar stattliche 20 Meter hoch.
Wenn Gäste auf den Bänken des Wandelgangs sitzen und die "Meeresbrise" inhalieren, um ihre Lungen zu stärken, sieht man sie oft ehrfürchtig in die Höhe blicken. Wahrscheinlich mutmaßt der ein oder andere, wie das Solewasser eigentlich ganz nach oben kommt. Der Vorgang ist schnell erklärt: Die Sole wird über eine Pumpe Richtung Dach befördert und rieselt von dort übers Reisig hinab.

"Das Staatsbad Bad Kissingen ist der
", teilt das Zentrum Staatsbäder Bayern auf Anfrage dieser Redaktion mit. "Deshalb liegt unser besonderes Augenmerk auf der Erhaltung dieses Juwels unter den Bayerischen Staatsbädern."Die Zeit setzte den Stahlverbindungen zu
Leider seien im Laufe der Zeit an den bestehenden verzinkten Stahlverbindungen des Holztragwerks im Gradierbau Korrosionsschäden entstanden, die in nächster Zeit behoben werden müssen, heißt es weiter. Das Gradierwerk sei jedoch standsicher und deshalb auch jetzt für Besucher geöffnet.
Bekanntlich wurde vor einiger Zeit eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, die verschiedene Varianten, beziehungsweise Maßnahmen zum Erhalt des Gradierwerks aufzeigen soll. Die Frage sei nun, was wird saniert, beziehungsweise was muss ertüchtigt werden, schreibt das Zentrum für Staatsbäder Bayern. Und das alles unter dem Aspekt von Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit.
Staatliches Bauamt macht Sanierungskonzept
Ob die verzinkten Stahlteile teilweise ersetzt oder vielleicht gänzlich ausgetauscht werden müssen, spielt offenbar in der Studie auch eine Rolle, denn Statiker untersuchten Material und Tragekonstruktion.
Auf die Frage, wie langwierig die Arbeiten am Gradierbau dann wohl sein würden und ob man die Anlage für Besucher vielleicht länger schließen müsse, gibt es indes noch keine genaue Aussage. Dies könne man erst sagen, wenn die Machbarkeitsstudie vorliegt, heißt es aus Bad Steben. Bis Ende des Jahres soll die Expertise fertig sein. Dann wird das Staatliche Baumt (Schweinfurt) ein passgenaues Sanierungskonzept machen.
Möglicherweise beflügelt die Ernennung Bad Kissingens zum Welterbe das Vorhaben. Oberbürgermeister Dirk Vogel brachte beim Festakt Ende Juli sogar eine nächtliche Anstrahlung des Gradierbaues ins Gespräch.