Im Alter von 74 Jahren ist in Sennfeld überraschend Volker Rieß gestorben. Neben seinem Wirken als Mathematik -und Physiklehrer in Hammelburg hat sich der Sennfelder über die Gemeindegrenzen seines Wohnortes hinaus für die Allgemeinheit engagiert.
Dabei hatte er stets den christlichen Glauben im Blick. Mit seiner verbindlichen Art gestaltete er seine Rolle als Lektor auch in anderen Dekanatsgemeinden aus. Zudem hielt er Vorträge, organisierte als Mitglied der deutsch- jüdischen Gesellschaft Israelreisen, gestaltete Gemeindefeste mit und half ehrenamtlich im Kindergarten.
Betroffenheit in Sennfeld wie in Hammelburg
Für Betroffenheit sorgte die Todesnachricht auch in Hammelburg. Der Stadtrat legte bei seiner Sitzung am Mittwoch, 13. Dezember, eine Schweigeminute ein. "Er war Sennfelder, aber auch einer von uns", würdigte Bürgermeister Armin Warmuth den Einsatz des Pädagogen.
Rieß war bereits 2001 die Bürgermedaille Hammelburgs verliehen worden. Zu seinen größten Verdiensten zählte die Aufklärung des Schicksals der Hammelburger Juden. Dazu hat er eigens die hebräische Sprache und Schrift erlernt, um Grabsteine im jüdischen Friedhof entziffern zu können.
1994 erhielt Volker Rieß den Kulturehrenbrief
Daneben betrieb er zur Vorbereitung von Vorträgen zeitaufwendige Recherchen und Quellenstudien in Archiven und an Universitäten. Jahrelang pflege er außerdem den Kontakt zu ehemaligen jüdischen Bürgern und Nachkommen und betreute diese bei Besuchen in Hammelburg. Bereits 1994 hatte Rieß den Kulturehrenbrief für eine mit Schülern erarbeitete jüdische Ausstellung erhalten. Erfolgreich war auch seine Sonderausstellung über jüdisches Leben in Hammelburg. Ab 2017 wirkte Rieß maßgeblich an der Ortschronik von Obereschenbach mit.
Außerdem arbeitete Rieß seit 1997 aktiv im Partnerschaftskomitee mit der belgischen Stadt Turnhout mit.
Mit seiner Art war es dem Oberstudiendirektor gelungen, Schüler für Mathematik, Physik und Technik zu begeistern.
Rieß war nach seinem Studium der Mathematik und Physik an der Universität Würzburg und der Seminarausbildung am Dürer-Gymnasium in Nürnberg 1980 als Studienrat an das Frobenius-Gymnasium versetzt worden. Er war dort Sicherheitsbeauftragter und baute einen schlagkräftigen Schulsanitätsdienst auf.
Daneben war er 20 Jahre Obmann des Bayerischen Philologenverbandes am Gymnasium. Ein Motor war Rieß bei Schüleraustauschen mit den Gymnasien in Mirecourt und Turnhout. Zudem kümmerte er sich um die physikalische Sammlung der Schule und betreute die Sternwarte.
Beisetzung ist am Dienstag, 9. Januar, um 14 Uhr auf dem Friedhof in Sennfeld.