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MASSBACH (FB): Gruselige Geschichten am Kamin

MASSBACH (FB)

Gruselige Geschichten am Kamin

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    Es mögen 100 und etwas mehr Jahre her sein, dass manche Abende in Familien und Freundeskreisen mit Lesungen zugebracht wurden. Man traf sich um eine Petroleumlampe oder Kerzen, im Raum spendete ein warmer Ofen die nötige Wärme. Kerzen und ein Holz-genährter offener Kamin stellten im stimmungsvollen Kaminzimmer des Schlosses Maßbach genau diese Atmosphäre wieder her.

    Die Schauspielerin und heute vielseitige Künstlerin Anna Moik-Stötzer las in der Besonderen Reihe Kurzgeschichten und Novellen aus dem 19. bis ins 20. Jahrhundert. Sie hatte zum ersten Mal 1977 im Maßbacher Theater ausgeholfen und war mit Nestroys „Die Zerrissene“ 1989 dort ausgeschieden. Sie war mit den Gründern des Hauses Herbert Heinz und Lena Hutter und vielen Menschen im und um das Theater herum befreundet und nun glücklich, dort einmal wieder als Gast dabei zu sein.

    Als geborene Österreicherin hatte sie in Wien die Schauspielschule besucht, lebt heute dort wieder, oft auch in Berlin und ist wie im Thespiskarren unterwegs, mit dem der erste griechische Tragiker im 6. Jahrhundert vor Christus umher gezogen sein soll. Ihr Auftritt zeigte, dass Schauspieler bei Lesungen mit Texten anders umgehen können – einfühlsamer, betonter, dramatischer oder einfach nur sachlicher.

    Krimi, Grusel, Mordsgeschichten hieß das Thema des Abends mit zum Beispiel dem Einbrecher, der Gentleman-like den Hausherrn davon überzeugte, dass gerade der Dieb ein ehrenwertes Gewerbe betreibt. Als weniger ehrenwert hätten sich nach vielen Versuchen seine früheren Berufe im Handel, in den Finanzen oder im Journalismus erwiesen. Der Zuhörer wird nachdenklich, wenn der stille und schlichte Kaufmann Watschka mit einem Ballen Stoff unter dem Arm mitten in der Nacht sein Kurzwarengeschäft verlässt, um nach Hause zu gehen. Er wird wegen Diebstahls festgenommen. Niemand glaubt ihm, dass er der Geschäftsinhaber ist und nach Abschluss der Ermittlungen glaubt er es selbst nicht mehr. Er wird schließlich nicht verurteilt, aber nach zwei Jahren in der Pflegeanstalt wieder als Watschka entlassen und sagt jedem, dass „die Gerechtigkeit siegt“.

    Köstlich die dann wieder lustige Geschichte über die junge Bedienerin in Prag, die sich in der Stadt bei einem Fest verläuft und am Geschmack des Bieres im mitgeführten Krug vom Polizei-Revierinspektor wieder zum Schwarzen Bräuhaus zurückgeführt wird. Alle Geschichten waren wirklich vorlesenswert. einen besonderen Reiz brachte der Abend dann, wenn die Österreicherin Anna Moik-Stötzer, Ehefrau des früher in der DEFA tätigen Regisseurs Lutz Moik, Geschichten von Autoren aus der östlichen Nachbarschaft liest. Man hört und sieht die Figuren der Grusel- und Mordgeschichten aus Polen und Tschechien in den Übersetzungen vor sich. Die Künstlerin trifft und verstärkt die Akzente und macht die Geschichten zur nachvollziehbaren Realität. Fühlbar schlug immer wieder die Schauspielerin durch. Für den schönen Abend gab es dankbaren Beifall.

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