Es war ein riesengroßer Schock für die damals 273 Bewohnerinnen und Bewohner sowie die 159 Mitarbeitenden im Parkwohnstift in Bad Kissingen: Am 12. Februar dieses Jahres hatte die Betreibergesellschaft der Seniorenresidenz, die Parkwohnstift gGmbH (eine Tochtergesellschaft der AWO Unterfranken), Insolvenz angemeldet. Nach monatelangem Bangen, wie es dort weitergeht, gab es am Freitagnachmittag nun gute Nachrichten: Die Ambiente Care Süd GmbH aus Gröbenzell übernimmt ab dem 1. Januar 2025 den Betrieb der Seniorenresidenz. Dies teilte die AWO Unterfranken per Pressemitteilung mit.
Parkwohnstift muss nicht geschlossen werden
"Ich bin unglaublich erleichtert, dass wir zu diesem Ergebnis gekommen sind und das Parkwohnstift nicht schließen müssen", wird Martin Ulses, Geschäftsführer der AWO Unterfranken, zitiert. Die Bewohnerinnen und Bewohner können so "in ihrem liebgewonnenen Zuhause" bleiben. Zudem werden "alle Mitarbeitenden übernommen", so Ulses.

"Vor dem Hintergrund dringender Investitionen für Brandschutz und Gebäudesanierung war die Insolvenzbeantragung der Parkwohnstift gGmbH im Februar dieses Jahres unvermeidlich geworden", schreibt die AWO in der Mitteilung.
Seit Mai lief das Insolvenzverfahren, viele Bewohner haben sich in den vergangenen Monaten eine neue Bleibe gesucht. Immer wieder hatten die Seniorinnen und Senioren die Informationspolitik des Versicherungskonzerns Axa als Eigentümer und der AWO Unterfranken als Betreiber des Hauses kritisiert.
Verhandlungen gestalteten sich "schwierig und langwierig"
Bereits im Juli hatte die AWO Unterfranken für voraussichtlich September eine Betriebsübernahme durch die Ambiente Holding (Gröbenzell) in den Raum gestellt. Der Termin verstrich jedoch ergebnislos. Die Verhandlungen zwischen der AWO Unterfranken, der Axa und Interessenten hätten sich "schwierig und langwierig" gestaltet, heißt es in der Mitteilung.
"Unsere Entscheidung für die Insolvenz in Eigenregie hat letztlich dazu geführt, dass sich alle Beteiligten bewegt haben. Wir haben diese Zeit genutzt, um eine nachhaltige Lösung zu finden. Letztlich haben alle Beteiligten Verantwortung übernommen und zu dieser Einigung beigetragen", so Ulses in der Mitteilung.

Der AWO-Geschäftsführer bedankte sich bei den Mitarbeitenden des Parkwohnstifts. Ihr "Durchhaltevermögen in diesem herausfordernden Jahr" verdiene "höchste Anerkennung". Er wisse auch, wie belastend die Unsicherheit bei Bewohnern und Angehörigen war.
Letzte Formalitäten müssen geklärt werden
Fix ist der Betreiberwechsel jedoch noch nicht. Noch seien letzte Formalitäten zu klären, und auch die Gläubigerversammlung müsse noch ihre Zustimmung zum Betriebsübergang erteilen. "Wir freuen uns darauf, die Bewohnerinnen und Bewohner sowie die Mitarbeitenden des Parkwohnstifts in unsere Familie aufzunehmen", so Martin Procher, Sprecher von Ambiente, in der Mitteilung. Die Ambiente Care Süd GmbH betreibt 14 Seniorenresidenzen in Deutschland.
Eine Streitfrage beim Thema Parkwohnstift war bislang auch der aufgelaufene Investitionsstau in dem Gebäude aus den 1970er-Jahren. Die Gebäudesubstanz war unter wechselnden Eigentümern vernachlässigt worden, besonders der Brandschutz gilt als mangelhaft.
Die Situation des Bad Kissinger Parkwohnstifts "ist exemplarisch für die Herausforderungen, mit denen viele gemeinnützige Träger von Senioreneinrichtungen aktuell konfrontiert sind", schreibt die AWO. "Steigende Kosten in nahezu allen Bereichen – von Personal über Energie bis hin zu Baupreisen – belasten die Einrichtungen schwer", so Ulses. Im Fall des Parkwohnstifts sei die Lage zusätzlich durch einen "Pachtvertrag mit problematischen Konditionen" und auf der anderen Seite neue Brandschutzvorschriften verschärft, die erheblichen Investitionsbedarf erforderlich machten.
Oberbürgermeister Vogel : Gute Nachricht zum Jahresende
Oberbürgermeister Dirk Vogel (SPD) hatte in der Vergangenheit immer wieder die Bedeutung des Parkwohnstifts für die Kurstadt betont. Am Freitag zeigte er sich gegenüber dieser Redaktion erleichtert: "Das Parkwohnstift hat uns in den vergangenen Monaten große Sorgen bereitet. Im Hintergrund konnten wir gute Kompromisse finden, insbesondere beim Thema Brandschutz, damit der Betrieb nahtlos fortgesetzt werden kann."

Der Betreiberwechsel ist für den OB "eine gute Nachricht für Beschäftigte, Bewohner und Stadt zum Jahresende." Wichtig sei für den langfristigen Erfolg, dass das pflegerisch-betriebswirtschaftliche Konzept des neuen Betreibers in Einklang mit den notwendigen Maßnahmen verwirklicht werde.
Der Versicherungskonzern Axa wollte sich am Freitag auf Nachfrage der Redaktion zum Betreiberwechsel nicht äußern.
Das ParkwohnstiftDas Parkwohnstift wurde 1973 als Hotel Staffelsberg errichtet und 1989 um zwei Nebengebäude erweitert. Die AWO übernahm zum 1. Oktober 1993 das Gebäude und betreibt es seit 1. Januar 1994 als Seniorenresidenz. 2007 wurde die Immobilie an eine Investmentgesellschaft verkauft. Die AWO war über die Tochtergesellschaft Parkwohnstift gGmbH weiterhin Betreiberin. In der Seniorenresidenz Parkwohnstift lebten im Februar 197 Menschen im Servicewohnen und 76 in der Pflegestation. Die Einrichtung beschäftigte Stand Februar 159 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im Dezember wohnten noch 162 Bewohnerinnen und Bewohner dort. 134 Mitarbeitende sind momentan dort beschäftigt.Quelle: jsc / Borst