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Hammelburg: Hammelburg: Was wird nach dem Tod von Roland Baus aus der Pilsquelle?

Hammelburg

Hammelburg: Was wird nach dem Tod von Roland Baus aus der Pilsquelle?

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    Die Pilsquelle in Hammelburg ist nach dem Tod von Roland Baus geschlossen.
    Die Pilsquelle in Hammelburg ist nach dem Tod von Roland Baus geschlossen. Foto: Wolfgang Dünnebier

    Als Kneipe war die Pilsquelle für etliche Gäste Hammelburger Kult. Bei anderen dagegen stieß die Bierbar als gelegentlicher Quell nächtlicher Lärmbelästigung bisweilen auf Kritik.

    Das ist nun Vergangenheit. Seit Ende November sind die Lichter in der Weihertorstraße aus. Mit dem Tod von Roland Baus am 25. November endet ein Stück Hammelburger Gastronomiegeschichte. Überraschend ist der Wirt im Alter von 76 Jahren gestorben. Mit ihm hat das Nachtleben der Saalestadt einen seiner letzten Kleinode verloren.

    Eröffnung im Jahr 1974 

    Rasch verbreitete sich die Todesnachricht in der Szene. Es gab viele emotionale Beileidsbekundungen, auch öffentlich im Internet. Als Zeichen der Trauer stellten etliche Mitmenschen Gedenkkerzen auf die Sandstein-Stufen zu dem kleinen Gastraum.

    Mit dem Wirt ist wieder ein Stück vertrautes Hammelburg gegangen. Baus hatte die Kneipe seit 1974 geführt und kaum Rücksicht auf das Erreichen seines Rentenalters genommen. Dabei hat er einigen Wandel im nächtlichen Hammelburg durchlebt. In den Anfangsjahren der Pilsquelle konnte man sich in der Hammelburger Kneipenszene fast verlieren.

    Einrichtung ziemlich unverändert 

    Quer durch die Stadt fanden Bier- und Weinselige eine gewisse Abwechslung. So konnten sich Nachtschwärmer in den Diskotheken Kupferkanne und Eisdiele und später auch beim Tanzen im Bayerischen Hof vergnügen. Ohne Anspruch auf Vollzähligkeit in der Aufzählung gab es Bars, wie das Schnauferl in der heutigen Raiffeisenbank, die "Mutti" auch in der Weihertorstraße oder eben die Pilsquelle, wo so mancher Zug durch die Gemeinde weit nach Mitternacht ausklang.

    Die hölzerne Einrichtung der Pilsquelle, wie sie bis heute 48 Jahre beinahe authentisch erhalten ist, weckt Erinnerungen an jene Jahre: Sie besteht aus einem beinahe raumfüllender Tresen, einem  größeren runden Tisch in der Ecke und zwei Spielautomaten. Erst vor rund zwei Jahren renovierte Baus etwas, am Grundriss des Lokals änderte sich aber nichts.

    Das Ambiente langte den bis zu rund 40 offiziell zugelassenen Gästen, um sich beim Plaudern im schummrigen Licht zu amüsieren und alleine schon durch die räumliche Enge näher zu kommen. "Manchmal waren aber auch über hundert drin", schätzt eine Stammgästin. Da sei man kaum mehr zur Tür hinaus gekommen.

    Das Publikum veränderte sich

    Stärker als die Innenarchitektur änderte sich über die Jahre das Publikum. Die Jungen wurden mobiler, fuhren öfters nach auswärts. Diskotheken bis nach Würzburg und Frankfurt rückten in den Fokus. Die Pilsquelle war als letzte Station nächtlicher Touren für einen Absacker willkommen.

    Roland Baus war nicht immer glücklich mit der Entwicklung. "Manche Gäste wurden rücksichtloser", erinnert sich ein Besucher. Einzelne randalierten, wenn sie heim mussten. Manchmal wurde es deshalb laut in der Weihertorstraße. Gerade, weil manche zur Sperrstunde, zuletzt bei 5 Uhr, den Hals einfach noch nicht voll genug hatten.

    Getränkehandel in Untereschenbach 

    Mit zunehmenden Jahren fiel es Baus schwerer, sich auf solche Auswüchse einzulassen. Von älteren Besuchern, die sich zu gemäßigteren Zeiten am runden Stammtisch saßen, wird Baus als Gemütsmensch mit einem Hang zu Kulinarik beschrieben. Selten sei ihm der Kragen geplatzt, wenn Besucherinnen und Besucher über die Stränge schlugen.

    Neben der Pilsquelle betrieb Baus mit seiner Frau Rita einen Getränkehandel in Untereschenbach, von dem aus er Gastronomen bis in den Würzburger und Schweinfurter Raum belieferte. Manchmal brachte er für seine älteren Stammgäste in der Pilsquelle besondere Weine oder andere Spezialitäten mit, die er bei seinen Besuchen auf bundesweiten Messen aufgetrieben hatte.

    Gelegentlich wurden dazu in der Bierbar besondere Speisen aufgetischt, von denen die Gäste manchmal auch selbst welche mitbrachten.  Es kam auch vor, dass Baus seine Belegschaft zum Oktoberfest nach München einlud.

    Es gibt einen Interessenten

    Bis zuletzt belieferte Baus seine Gaststätte selbst mit Getränken, obwohl er dafür schwer zu tragen hatte. Hoch rechneten es ihm manche seiner Gäste an, dass er sie, ohne auf die Kilometer zu schauen, nachts nach Hause fuhr.

    Roland Baus
    Roland Baus Foto: Dominik Englert

    Wie sehr ihm die Kneipe am Herzen lag, zeigte der Wirt dadurch, dass er nach der Einführung des Rauchverbots den bis dahin ungenutzten Innenhof hinter der Gaststätte für die Gäste bereitstellte und in der Bar selbst moderne Lichtakzente setzte. Weitere kleine Modernisierungsschritte können jetzt nicht vollendet werden.

    "Wie es weiter geht, ist offen", sagt Ehefrau Rita Baus auch Nachfrage der Redaktion. Sie hat die Pilsquelle erst einmal abgemeldet. Der gebürtigen Saarländerin gehört nach eigenen Angaben das Gebäude, in der die Bar untergebracht ist. Es gebe Interessenten, die die Kneipe weiterführen möchten. "Junge Leute", verrät die 70-Jährige.

    Investitionen erforderlich 

    Allerdings sei es noch zu früh, um Namen zu nennen. Schließlich seien in dem Gebäude mit einer Wohnung im ersten Stock für einen weiteren Betrieb erhebliche Investitionen erforderlich. Einen Zeitplan gebe es folglich noch nicht.

    Auch Rita Baus ist die Bedeutung der Pilsquelle für das Hammelburger Nachtleben bewusst. Sie nimmt die Trauerbekundungen vieler Gäste bewegt zur Kenntnis. Rückblickend hätte sie aber gewünscht, dass die Kneipe zu Lebzeiten ihres Mannes in der öffentlichen Diskussionen manchmal anerkennender zur Sprache gekommen wäre.

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