Wenn am Sonntag zum ersten Mal in der Saison das Heimatspiel „Die Schutzfrau von Münnerstadt “ aufgeführt wird, dann wird einiges anders sein. Natürlich ändert sich an der eigentlichen Handlung um die wundersam Errettung Münnerstadts vor den Schweden im 30-jährigen Krieg nichts. Doch Uwe Gröschel vom Theater Schloss Maßbach hat diesmal versucht, noch ein wenig mehr aus den Darstellern herauszuholen. Er gab bei den Proben mit der Vorsitzenden Claudia Kind und Spielleiter Franz Wüst hilfreiche Tipps.
Neubesetzungen
Auch manche Rolle ist neu besetzt. So wird nun Hannah Lieb erstmals als Ottilia zu sehen sein. Sie kennt das Heimatsiel zwar in- und auswendig, ein bisschen aufgeregt aber ist sie doch. „Schließlich ist es eine große Rolle“, sagt sie. Und dabei sollte sie erst im nächsten Jahr die Tochter des Oberbürgermeisters Hans Vait und seiner Gattin Appolone spielen. Doch nun muss sie einspringen und das gleich zwei Mal.
Eigentlich sollte Janine Kunze am 27. August und am 3. September als Ottilia auf der Bühne stehen, das kann sie wegen eines Unfalls leider nicht. Stefanie Wohlfromm, die ebenfalls die Ottilia spielt, lebt inzwischen in Berlin und kann nur am 10. September, dem dritten Spieltag, nach Münnerstadt kommen. So fiel der Blick auf Hannah Lieb, die bereits bei einer Feier in Bad Windsheim als Ottilia dabei war und viel Zustimmung dafür geerntet hat. „Ein schönes Gefühl“, sagt sie. Nun wird sie die Rolle auch bei den Aufführungen übernehmen.
Typische Heimatspiel-Karriere
So ganz überraschend kam das auch nicht, denn die 18-Jährige hat einen Weg beim Heimatspiel bestritten, die schon viele Ottilias vor ihr gegangen sind: Als Dreijährige war sie erstmals in der Althäuser Gruppe dabei, dann als Tanzmädchen, wo sie auch das Mägdelein gemimt hat. Anschließend tanzte sie als Schnitterin und hat in dieser Rolle auch das Gedicht vorgetragen. Und jetzt wird es eben die Ottilia.
„Ich bin gespannt, wie es wird, das Einzige, was sich ändert, ist der Text“, sagt sie. Allerdings hat der es in sich, und gerade die Ottilia muss ganz große Gefühle transportieren. Als klar war, dass sie die Rolle spielt, hat sie sich mehrfach mit Spielleiter Franz Wüst getroffen, der die Proben mit den Solisten übernimmt. „In der kurzen Zeit habe ich schon versucht, viel zu lernen“, sagt sie.
Gemeinsame Proben
Derzeit hat die Schülerin der FOS in Bad Neustadt Ferien und nutzt die freie Zeit, sich auf ihren großen Auftritt vorzubereiten. Gefallen haben ihr auch die gemeinsamen Proben mit Claudia Kind, die die Appolone, also die Mutter der Ottilia spielt. „Es ist ein anderes Gefühl, wenn man mit anderen Solisten probt, als wenn alleine für sich lernt.“
Ihr bestens bekannte Solisten werden ihr auch beim ersten Auftritt zur Seite stehen. Gabriele Knoch, die auch die Appolone spielt, Rudi Rippstein als ihr Vater Hans Vait. Was am wichtigsten ist: Michel Stapf, der Wächter vom Jörgentor, der im Stück um Ottilias Hand anhält und mit dem sie eine zarte Liebe verbindet, spielt Dominik Lieb, ihr Bruder .
Wie alles begann
Er war es, der das Heimatspiel-Virus in die Familie gebracht hat. „Dominik wollte unbedingt mitspielen, da hat es angefangen.“ Die Mama ist Althäuserin geworden, der Papa Stadtknecht, der Bruder Michel Stapf und sie die neue Ottilie. „Es ist schon etwas Schönes, in einer Hauptrolle auf der Bühne mit agieren zu können“, sagt sie. Das habe sie schon immer im Blick gehabt und darin sei sie auch bestärkt worden.
Als 18-Jährige eine Hauptrolle bei einem Stück aus der Zeit des 30-jährigen Krieges zu übernehmen, das Pfarrer Ludwig Nüdling vor bald 100 Jahren geschrieben hat, ist für Hannah Lieb überhaupt kein Problem: „Das Heimatspiel gehört einfach zu Münnerstadt .“ Und schließlich ist „Die Schutzfrau von Münnerstadt “ zusammen mit der Schwedenprozession am 8. September ja auch seit zwei Jahren immaterielles Kulturerbe der Vereinten Nationen .
Spielleiter sehr zufrieden
„Ja, ich bin sehr zufrieden“, sagt Spielleiter Franz Wüst auf die Frage, wie sich Hannah Lieb als neue Ottilia macht. „Sie ist voller Emotionen, bringt viel Gefühl mit und denkt sich richtig in die Rolle rein.“ Als Laienschauspielerin müsse man das leben, was man spielt. Besonderen Respekt zollt Franz Wüst der jungen Darstellerin wegen der Umstände, mit denen sie zurechtkommen musste. Denn eigentlich war klar gewesen, dass sie heuer noch nicht die Ottilie spielen wird. Aber dann sei sie sofort bereit dazu gewesen.
Programm
1. Spieltag Am 27. August beginnt das Programm um 13 Uhr mit dem Einholen der Feldkasse am Rathaus, ab 13.45 Uhr ist der Festzug durch die Straßen der Stadt. Das Heimatspiel am Anger beginnt um 14.30 Uhr. Nach dem Heimatspiel gibt es ab circa 16 Uhr einen Stadtrundgang mit dem Titel „Heimatspiel – Dichtung, Wahrheit und Legende“ (Treffpunkt Anger).
2. Spieltag Das Programm am 3. September: 13 Uhr Einholen der Feldkasse am Rathaus, ab 13.45 Uhr Festzug, ab 14.30 Uhr Beginn Heimatspiel am Anger. Gegen 16 Uhr Stadtrundgang „Heimatspiel – Dichtung, Wahrheit und Legende“, ab 20 Uhr Nachtwächter-Stadtrundgang (Treffpunkt Rathaus). Am 2. und 3. September gibt es darüber hinaus am Anger das sogenannte Lagerleben mit Bewirtung und Programm, unter anderem mit Tänzen und Hans-Sachs-Spielen.
3. Spieltag Das Programm am 10. September: 13 Uhr Einholen der Feldkasse am Rathaus, ab 13.45 Uhr Festzug, ab 14.30 Uhr Beginn Heimatspiel am Anger. Ab 20 Uhr ist der Nachtwächter-Stadtrundgang (Treffpunkt Rathaus).