Genau drei Monate nach Theo Sommers Tod im August 2022 erschien im Propyläen Verlag die lesenswerte Autobiografie des promovierten Historikers, legendären Journalisten, langjährigen Chefredakteurs und schließlich Herausgebers der renommierten Wochenzeitung „Die Zeit“. Unter seinen Zeitgenossen gab es kaum jemanden, der Theo Sommer (1930 bis 2022) nicht kannte.
Aber es gab wohl niemanden, der ihn besser kannte als seine langjährige Geliebte und spätere Ehefrau Heide Sommer (83), die mit ihm auch nach der Trennung bis zu seinem Tod freundschaftlich verbunden blieb.
Auf Einladung der Bad Kissinger Buchhandlung „seitenweise“ liest sie am Freitag, 10. November, ab 19 Uhr im Hotel Rhönkitz (Martin-Luther-Straße 1) aus Theo Sommers Autobiografie „Zeit meines Lebens“.
Politischer Beobachter
Darin nimmt der 92-jährige Autor seine Leserinnen und Leser mit auf die interessante Reise eines politischen Beobachters durch neun Jahrzehnte deutscher Geschichte und vier deutsche Staaten.
Als Schüler der NS-Ordensburg Sonthofen erlebte der in Konstanz am Bodensee geborene Sommer noch das Nazi-Regime des „ Dritten Reichs “, dann die Bonner Bundesrepublik sowie die DDR und schließlich das wiedervereinigte Deutschland.
Seine Position als Chefredakteur der „Zeit“ (1973 bis 1992) und anschließend bis zum Jahr 2000 als deren Herausgeber – gemeinsam mit Marion Gräfin Dönhoff und Helmut Schmidt – machte Theo Sommer zu einem der führenden politischen Publizisten in Deutschland.
Demokratisches Erweckungserlebnis
In seiner Autobiografie schreibt er über sein „demokratisches Erweckungserlebnis“ als einer der ersten deutschen Studenten nach dem Krieg in Schweden und in den USA bei Henry Kissinger , über seinen Weg an die Spitze des deutschen Journalismus und zum engagierten Netzwerker auf internationaler politischer Bühne.
Die Liebe zwischen Heide und Theo Sommer
Als Heide Sommer diesem ehrgeizigen Journalisten erstmals 1962 in Hamburg begegnete, stand sie selbst als 22-Jährige ganz am Anfang ihrer Karriere als Sekretärin im Politik-Ressort der „Zeit“. Theo Sommer war zehn Jahre älter und schon verheiratet. „Er war der erfahrene Mann, der Treiber, nicht ich die Verführerin“, verrät die heute 83-Jährige auf Nachfrage. Irgendwann kam Sommers griechische Ehefrau hinter die Liebesaffäre .
Heide Sommer verließ Hamburg für vier Jahre, ging nach London und in die Schweiz als Mitarbeiterin des Schriftstellers Carl Zuckmayer . Doch auch dann trafen sich Heide und Theo heimlich: „Wir konnten uns nicht trennen. Die Liebe war zu groß.“
Geheiratet haben sie aber erst 1976 – nach der Geburt ihrer zwei Söhne.
Schlechter Ehemann
„Für die Rolle eines Ehemannes war Theo Sommer nicht gemacht“, musste seine Ex-Frau in der Ehe erfahren. „Ehefrauen waren für ihn gehirnamputierte Wesen, Hausfrauen, die nichts auf die Reihe kriegten und natürlich – verglichen mit der großen Weltpolitik, in der sich Theo Sommer bewegte – nichts erlebten und nichts zu erzählen hatten.“
Späte Anerkennung
Später kam bei ihm noch der Alkohol hinzu, der ein glückliches Familienleben unmöglich machte. Das Paar trennte sich 1982 nach 14 Liebes- und sechs Ehejahren, ließ sich aber erst weitere sechs Jahre später scheiden.
Doch auch dann noch schätzte Theo Sommer die Leistung seiner Ex-Frau als Übersetzerin und fragte sie bei Übersetzungsproblemen um Rat. „Diese spätere Anerkennung hat mich mit vielem versöhnt.“
Privates ausgelassen
Das Zusammenleben mit seinen Ehefrauen und seinen Kindern – immerhin war Theo Sommer dreimal verheiratet – sowie alles andere Private hat er in seiner Autobiografie weitestgehend ausgelassen.
„Zeit meines Lebens“ ist, wie der Untertitel „Erinnerungen eines Journalisten“ ausdrückt, eine Autobiografie über sein journalistisches und publizistisches Berufsleben. Nur wenig Privates über Jugend und Elternhaus erfährt man zu Beginn des Buches.
Sein Leben kurz skizziert
„Ich werde am 10. November sein Leben kurz skizzieren“, hat sich Heide Sommer vorgenommen, „und über einige seiner Stationen etwas erzählen“, zum Beispiel, wie sich Theo Sommer zu journalistischen Fehlern und Fehleinschätzungen öffentlich bekannte, „was ja im Journalismus heute eine Seltenheit ist“.
Heide Sommer wird sich bei der Lesung auf Wesentliches beschränken müssen, so reichhaltig war das Leben ihres Ex-Mannes. „Immerhin hat Theo nicht nur als Chefredakteur und Herausgeber, sondern auch mit eigenen Artikeln und Büchern die letzten 50 Jahre mitgestaltet.“
Auch auf den Titel der Autobiografie will sie eingehen, „nämlich die Zeit seines Lebens bei der, Zeit’, die seine geistige Heimat war“. Vorlesen will sie vor allem das Kapitel über die Pressefreiheit , die dem Journalisten Theo Sommer zeitlebens so wichtig war.
Lesung
Veranstaltung: „Heide Sommer liest Theo Sommer “, Freitag, 10. November 2023, 19 Uhr,
Hotel Rhönkitz, Martin-Luther-Straße 1, Eintritt: 12 Euro;
Vorverkauf in der Buchhandlung „seitenweise“ (Ludwigstr. 21).
Das Buch: Theo Sommer : „Zeit meines Lebens. Erinnerungen eines Journalisten“, Propyläen Verlag, gebunden, 512 Seiten, Preis: 32 Euro, ISBN 978-3549100585
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