Idyllisch ist die Lage des Traditionsbetriebs „Holz Baier“ an der Nussmühle in Oberthulba, die es schon seit über 450 Jahren gibt. Eine Gartenausstellung lädt den Kunden ein, neue Kreationen an Gartenmöbeln zu begutachten. Auch Saunen, Gartenhäuschen und Bodenbeläge wie Laminat, Kork oder Paneele stehen im Sortiment des Familienbetriebes. Aber nur noch bis Ende des Jahres. Zum 31. Dezember schließt Holz Baier seine Pforten.
„Im Moment sind wir noch zu beschäftigt, um wehmütig zu sein“, sagt Senior-Chefin Gaby Baier. Wichtig sei ihr, den Kunden einen schönen Abschied zu gewähren. So gebe es derzeit einen Ausverkauf mit zahlreichen Rabatten. Nach dem „Warum“ der Schließung muss nicht spekuliert werden. Es sind familiäre Gründe, damit gehen die Baiers ganz offen um. Denn der frisch gebackene Vater und Juniorchef Johannes Baier wird seine Zelte in Borken in Nordrhein-Westfalen an der holländischen Grenze aufschlagen.
Dort wird der 30-Jährige die Nachfolge seines Schwiegervaters als Geschäftsführer von dessen Firma Lueb und Wolters antreten. Das Fach verlässt er nicht, handelt es sich doch um einen mittelständischen Betrieb der Holzbranche. 150 Mitarbeiter in den Niederlassungen Düsseldorf und Borken werden dem studierten Holzbetriebswirt dann unterstehen. „Das ist eine große Herausforderung, die ich gerne annehme“, sagt er.
Natürlich sei im Familienkreis lange darüber nachgedacht worden, was die beste Lösung für den heimischen Betrieb sei. Einen externen Geschäftsführer einzusetzen, schloss die Familie gleich aus. „Das hätte zu viele Unwägbarkeiten mit sich gebracht“, so Johannes Baier. Nachdem jegliches Für und Wider abgewägt war, stand die Entscheidung fest. „Ich freue mich nun für meine Eltern, dass sie ihre Rente bald voll und ganz genießen können.“
Die Büroräume und Lagerhallen der Firma sollen in den nächsten zwei Jahren verpachtet werden. An wen, sei noch nicht klar, aber der Pächter müsse nicht zwingend der Holzbranche angehören.
Mitarbeiterentlassungen, so der Juniorchef, habe es im Prinzip nicht gegeben. In der Vergangenheit waren die Stellen einer Verkäuferin und eines Lageristen nicht mehr neu besetzt worden. Eine dritte geschätzte Mitarbeiterin befinde sich gerade im Erziehungsurlaub, „wir sind ihr bei der Suche behilflich“.
Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Nussmühle laut Baier im Jahr 1556. Da gebe es erste Steueraufzeichnungen des damaligen Mühlbetriebes. Ab 1745 kam ein Sägewerk dazu, „parallel wurde hier schon immer Landwirtschaft betrieben“. Der Mühlbetrieb wurde Anfang des 20. Jahrhunderts aufgegeben. Das Sägewerk habe sein Vater vom Großvater übernommen.
In den 90er Jahren verkaufte Johann Josef Baier alle Gerätschaften, „und gab genau zum richtigen Zeitpunkt das Sägewerk auf“. Begonnen hatte er schon vorher mit dem Holzhandel, der bis heute das Steckenpferd des traditionsreichen Familienbetriebs ist. Die Räumlichkeiten wurden modernisiert und attraktive Ausstellungsräume geschaffen. Die Familie schaffte es, sich ein Netzwerk in der Region aufzubauen – mit „guter Beratung und einem breiten Sortiment“. Viele Kunden bedauern die Schließung, so der Juniorchef, da es für sie keine vergleichbare Einkaufsmöglichkeit in der Umgebung gebe.
Am Jahresende, so Seniorchefin Gaby Baier, soll es ein großes Abschiedsfest geben. Wahrscheinlich wird spätestens dann auch ein bisschen Wehmut Einzug halten.