Krawatten trägt Horst Dittmann bei seinen erfolgreichen Geschäftskontakten weltweit eher selten. Dafür schmückt er seinen Betrieb mit der größten Krawatte der Welt. Dittmann hat das ehemalige Verwaltungsgebäude der Krawattenfabrik von 1991 in Schweinfurt von den Banken ersteigert. Wo einst das Krawattenmuseum untergebracht war, blickt Dittmann mit seiner Lebensgefährtin Inge Färber ideenreich nach vorne.
Das Bekenntnis zum Standort ist ihm wichtig. Deutschland habe im Vergleich zu anderen europäischen Ländern dank über 30 000 Einzelhandelsläden und über 15 000 Drogeriemärkten eine hervorragende Ausgangsposition.
Untergebracht ist seine Dittmann GmbH schon seit 1996 in dem Gebäude. Mit Gespür für den Markt wandelte er sich vom Werbeartikelhersteller zum Medizinprodukthersteller. Nach einem Rückgang in der Rezession peilt er mit inzwischen 15 Mitarbeitern wieder einen Jahresumsatz von zehn Millionen Euro an.
Die Chancen stehen offenbar nicht schlecht, Medizinprodukte tauchen in Prospekten der Discounter immer häufiger unter der Marke Dittmann Health auf. Sein in Fernost produziertes Stirn- und Ohrthermometer hat von der Stiftung Warentest die Note „Gut“ bekommen. Dieses vertreibt Dittmann für einen großen Discounter inzwischen in einem Dutzend Länder. Deutscher Marktführer ist er nach eigenen Worten bei Gymnastikbändern.
Doch der schnelllebige Markt lässt ihn nicht ruhen: „Man kann sich auf dem Markt nur langfristig positionieren, wenn man Produkte mit geschützten Funktionen und überdurchschnittlichem Service anbietet“, sagt Dittmann.
Erfolgreiche Eigenentwicklungen
Deswegen werden in der Krawatte auch fünf bis sechs neue Medizinprodukte pro Jahr entwickelt. So wie zum Beispiel das Fieberthermometer mit LED-Beleuchtung, verschiedene Tens-Geräte zur Schmerzbekämpfung mit Reizstrom und ein Schnarchstopper.
Die Krawatte ist auch Fotostudio. Hier werden Fotos gemacht, die später die Produktverpackungen zieren. Der Koordinationsaufwand ist immens. Gebrauchsanweisungen werden von externen Übersetzern in bis zu zwölf Sprachen übersetzt. Außerdem wird in der Krawatte ein ausgiebiges Qualitätsmanagement betrieben. Kleinere Bestellungen werden vor Ort kommissioniert.
In Kürze erhalte er für seine junge Firma Dittmann Meditec die Zulassung zum Vertrieb von medizinischen Geräten in den Vereinigten Staaten, freut sich Dittmann. Dafür sind wegen der strengen Produkthaftung viele Klippen zu umschiffen. In den USA möchte er bald seine Medizinartikel anbieten.
Wert legt Dittmann auf die Zertifizierung seiner Herstellerfirmen nach BSCI-Standard. Kontrolliert werden unter anderem Löhne, Arbeitsbedingungen und das Verbot von Kinderarbeit. „Es gebe große Verbesserungen der Sozialstandards in der Lieferkette“, fügt Dittmann an.
Baumärkte als Kunden
„Aus der Not“ ist Dittmann in großen Baumarktketten mit Frostschutzhüllen für Pflanzen und Christbaumtaschen präsent. Ohne vom Patentschutz zu wissen, hatte er solche Hüllen anderweitig für 200 000 Euro eingekauft. Um sie zu retten, hat er sich erfolgreich mit dem Patentinhaber zusammengetan. Diese Vermarktungssparte soll ebenfalls ausgebaut werden.
Neben den großen Sportartikel- und Medizinmessen in Deutschland sowie der Einkaufsmesse Kantonflair in China besucht Dittmann nun auch Gartenfachmessen. Ziel sei es, sich im Fachhandel und großen Einkaufsmärkten zu positionieren.
Nachdem Dittmann nun die Krawatte gehört, stehen ein paar Umbauarbeiten auf den 1200 Quadratmetern Gewerbefläche an. Ihm schwebt vor, von einer Photovoltaik-Anlage 30 Prozent Strom für seinen Betrieb zu nutzen. Das Dach möchte er baubiologisch sinnvoll mit Flachs isolieren. Gedacht ist auch an eine Verbesserung der Lkw-Anfahrt und den Bau einer zusätzlichen Lagerhalle. Sie soll dem Ausbau des Händlernetzes dienen. Außerdem werden zwei Kilometer Datenleitung verlegt. Wünschenswert sei eine schnelle Internetanbindung für Fuchsstadt, damit ein verzögerter Datenfluss die Geschäftsentwicklung nicht blockiert.