Die schlechten Nachrichten nehmen kein Ende - Corona, Krieg, steigende Kosten allerorten. Dennoch wagt mancher Hotelier einen scheinbar riskanten Schritt und investiert. Der zweite Blick zeigt: Das ist wohlkalkuliert.
Michael Demmerle, Chef vom Dorint-Hotel in Bad Brückenau, sagt: "Wir eröffnen im August eine neue Attraktion im Saunabereich - den Rhöner Salzstollen." Außerdem sollen am Hotel bis zum Herbst Ladestationen für Elektro-Autos aufgestellt werden. Investitionen fänden durchgängig statt. "Wir präsentieren uns marktgerecht mit dem, was unser Gast wünscht." Allerdings: Zum reibungslosen Ablauf gehören genügend Mitarbeiter. "Es ist nach wie vor sehr angespannt. Corona hat die Situation verhärtet. Aber das beschäftigt uns schon länger. Es ist in den vergangenen Jahrzehnten immer schwieriger geworden, Mitarbeiter zu bekommen und zu halten."
Hoffnung macht ihm eines: "Wir haben eine sehr gute Personalabteilung, die sehr aktiv ist. In fast jedem Hotel gibt es eigene Personalleiter , die dafür sorgen, dass Bewerber schnell und seriös kontaktiert werden." Hier ließen sich Erfolge verzeichnen. Zudem ist das Haus Teil eines Pilotprojekts. "Wir holen Menschen aus dem Ausland, die bei uns Ausbildung machen können." Derzeit arbeiten zwei Indonesierinnen in Bad Brückenau. "Sie sind seit vier Monaten hier. Das ist alles sehr positiv, sie sprechen gut Deutsch und besuchen wie andere Azubis die Schule und machen ihre Ausbildung." Er meint: "Das könnte ein Markt sein, den wir weiter forcieren."
Lage hilft dem Hotel
Für den Herbst setzt er auf Lage und Infrastruktur des Hauses. Durch das Gebäude ist vom Kurzurlaub bis zu Tagungen alles möglich. So gelang es auch im vergangenen Herbst, durch die Pandemie zu kommen. "Dort herrscht großer Bedarf, wieder in Präsenz zu gehen."
Ähnlich sieht es Toni Schick, Inhaber von Laudensacks Parkhotel. Ihm hilft der Verbund von Hotel, Palais Erthal und Weinstube Hoffmann. "Im Hotel haben wir keine Tagungsmöglichkeit- durch das Palais Erthal haben wir die Möglichkeit dazu." Jüngst veranstaltet dort ein namhafter Versicherer seine Vorstandsklausur. Ziel sei es, eine Erlebniswelt zu schaffen, die neue Gäste in die Region zieht. "Das bewegt mich als Inhaber zu investieren." Angefangen von der Haustechnik bis zu den Zimmern oder öffentlichen Bereichen wurde jüngst alles neu gestaltet. Beim Personal sei man auf der Suche. Aber: "Wir haben für die Zukunft die richtige Truppe aufgestellt, wir haben eine gute Ausbildungsquote und ab Herbst fangen auch drei junge Menschen bei uns ihre Ausbildung an." Damit sind fast zehn Azubis dort aktiv.
Während der Coronaphase musste keiner der Angestellten entlassen werden. "Wir hatten uns eine interne mobile Kantine für das Bauunternehmen überlegt, um Azubis und Fachkräfte zu beschäftigen. Außerdem gab es Gourmetfreuden to go - quasi Sterneküche für zuhause." Das kam an: "Wir hatten Abende, an denen wir gesagt haben: Wenn die Leute, die heute ihr Essen to-go geholt haben, im Restaurant gewesen wären, hätten wir unsere beiden Restaurants voll gehabt." Für Schick ein Moral-Boost für die Angestellten.
Wie wichtig das ist, weiß auch Michael Bethge, stellvertretender Chef im Kunzmanns. "Jedes einzelne Mitglied weiß um seine Stellung im Team und erfährt von uns die Wertschätzung, um tagtäglich mit vollen Einsatz für das Wohl unserer Gäste einzustehen." Dabei setzt das Haus etwa auf interne Talentförderung oder eine Firmenkultur auf Augenhöhe. Trotz alldem meint er: "Die Auswahl an freien Stellen hat noch nie dagewesene Dimensionen erreicht." Er sieht die Hotel-Branche in der Pflicht, die Anstrengungen zur Nachwuchsförderung zu erhöhen.
Krise hat Tradition im Gewerbe
"Seit Beginn meiner Arbeit in der Hotellerie kann ich mich an kaum ein Jahr erinnern, das nicht eine oder mehrere Herausforderungen für das Gastgewerbe beinhaltete. Das Risiko besteht letzten Endes wie bei jedem Wirtschaftsunternehmen durch einen Investitionsstau in Existenznöte zu kommen." Deshalb ist man im Kunzmanns stets emsig am werkeln.
Derzeit werden Zimmer renoviert. Im Vorjahr bekam das Ayurveda-Zentrum einen neuen Behandlungsraum und die Restaurant- und Sonnenterrasse wurden erneuert. In den vergangen Jahren installierte das Hotel Photovoltaikanlagen. Trotzdem sei die Ungewissheit bei den Strom- und Gaskosten ein großes Risiko. Denn: Darauf ist das Hotel für den Regelbetrieb nach wie vor angewiesen.