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Bad Kissingen: "Ich habe eine Vision und nutze das Geld":  Gründer der Heiligenfeld-Klinik in Bad Kissingen über sein Lebenswerk

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"Ich habe eine Vision und nutze das Geld":  Gründer der Heiligenfeld-Klinik in Bad Kissingen über sein Lebenswerk

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    Heiligenfeld-Gründer Joachim Galuska feiert am 16. November 2024 seinen 70. Geburtstag.
    Heiligenfeld-Gründer Joachim Galuska feiert am 16. November 2024 seinen 70. Geburtstag. Foto: Simon Snaschel

    Der Psychiater und Unternehmer Joachim Galuska hat 1990 die Heiligenfeld-Klinik in Bad Kissingen gegründet. Schwerpunkt: ganzheitliche, psychosomatische Medizin. Daraus ist bis heute eine Gruppe mit acht Kliniken an fünf Standorten entstanden.

    An diesem Samstag, 16. November, wird Galuska, der aus Oberschlesien stammt, 70 Jahre alt. Ein Gespräch über sein Lebenswerk, darüber, worauf er wirklich stolz ist - und über sein ambivalentes Verhältnis zur Stadt Bad Kissingen.

    Frage: Herr Galuska, psychische Erkrankungen nehmen mehr und mehr zu. Waren Sie Ihrer Zeit mit der Klinikgründung 1990 gewissermaßen voraus?

    Dr. Joachim Galuska: Natürlich waren psychische Erkrankungen nicht im Mainstream angekommen, aber es gab die Nachfrage und nicht genug Kliniken. Also habe ich mir gesagt, dass die Gesellschaft solche Einrichtungen braucht. Ich wollte eine menschliche Medizin und Psychiatrie, ein ganzheitliches Konzept. Das Erfolgsrezept von Heiligenfeld war und ist es, dass wir auf werteorientierte, inspirierende und auch spirituelle Weise verschiedene Bausteine zusammenfügen.

    Sie waren Mediziner und Psychotherapeut, kein Unternehmer. Woher kam der Mut, eine eigene Klinik zu gründen?

    Galuska: Der Hotelier Fritz Lang wollte aus seinem Hotel in Bad Kissingen eine psychosomatische Einrichtung machen, wusste aber nicht genau, wie. Und ich hatte mit einer Gruppe von Menschen bereits die Idee, eine eigene Klinik zu gründen. Deshalb hatte ich mir betriebswirtschaftliche Kompetenzen angeeignet. Dass ich Unternehmer geworden bin, hatte primär aber keine wirtschaftlichen Ziele. Ich wollte für alles mitverantwortlich sein: für das medizinische Konzept, das wirtschaftliche, die Mitarbeiter und die Einbettung des Ganzen in der Gesellschaft. Ich wollte nie sagen: Was nicht klappt, ist die Schuld des Geschäftsführers. Das wollte ich schon selbst verantworten, aber auch alle Ressourcen beeinflussen können. 

    Das klingt sehr aufwendig.

    Galuska: Wenn man eine gute Idee hat, reicht das nicht. Man muss betriebswirtschaftliches Knowhow haben. Ansonsten bleibt es bei Traumtänzerei. Bei vielen Unternehmen dominiert das Wirtschaftliche, weil man immer mehr Geld verdienen will. Wenn man sagt: Ich habe eine Vision und nutze das Geld, um sie zu verwirklichen – dann leitet die Vision. Man ist aber gefährdet, dass man zu sehr auf Ideale setzt und vergisst, dass das Ganze ja irgendwie bezahlt werden muss. Das ist eben der Spagat. Wobei man in meinem Fall sagen muss: Eine Klinik zu eröffnen, wäre für ein Start-up heute nicht mehr machbar, dafür ist sie viel zu komplex.

    Der Umgang mit Rückschlägen gehört im Unternehmertum dazu. Welche Tipps hat der Psychiater und Psychotherapeut Joachim Galuska in dieser Hinsicht?

    Galuska: Da würde man heute von Resilienz sprechen. Ich sollte mich fragen: Was macht mich widerstandsfähig gegen Krisen? Das hat viel mit Selbstführung zu tun und mit sozialen Netzen, mit denen ich Dinge gut besprechen und mich korrigieren lassen kann. Dieses Zusammenspiel ist die Basis und ein wichtiger Faktor, um mit Krisen oder dem Scheitern umzugehen.

    "Den Vorwurf, dass wir eine Sekte sind oder dass Scientology bei uns agiert, gibt es seit 20 Jahren. Das ist lächerlich."

    Joachim Galuska über den Ruf seiner Klinik in Bad Kissingen

    Sie haben die Dinge gern selbst in der Hand, sind seit 2019 aber nicht mehr in der Geschäftsführung der Heiligenfeld-Kliniken. Wie funktioniert das?

    Galuska: Ich habe das ja 30 Jahre lang gemacht. Und hatte dann die Frage: Gibt es für mich ein Leben nach oder ohne Heiligenfeld? Natürlich habe ich wirtschaftlich und auch menschlich viel mehr profitiert, als ich es erwartet hatte. Aber ich habe auch mein komplettes Berufsleben dieser Vision zur Verfügung gestellt. Ich wollte noch einmal frei sein.

    Das hat aber nur zum Teil geklappt, oder? Sie sind schließlich immer noch Gesellschafter.

    Galuska: Einerseits sage ich, es wäre am besten, alles abzugeben. Andererseits frage ich mich, wie das gehen könnte. Ich will ja, dass die Vision des Unternehmens erhalten bleibt und sich weiterentwickeln kann. In den letzten Jahren kamen ständig neue Herausforderungen, insbesondere mit Corona. Deshalb habe ich die Ruhe, die ich mir gewünscht habe, bisher nicht gefunden. Aber ich glaube, dass ich in der nächsten Zeit einen weiteren Schritt finden werde.

    Heiligenfeld besteht jetzt seit 34 Jahren. Worauf sind sie besonders stolz?

    Galuska: Der größte Gewinn, da bin ich in meiner Seele doch Arzt geblieben, sind die vielen Tausend Patienten, die von uns profitiert haben. Es ist berührend zu sehen, dass man Menschen einen Raum gegeben hat, der ihnen Hoffnung gibt und Heilung ermöglicht. Außerdem, das muss ich auch sagen, sind die Mitarbeiter sehr wichtig. Wobei auch das etwas ambivalent ist.

    In welcher Hinsicht?

    Galuska: Dankbarkeit spielt in Deutschland nicht immer die zentrale Rolle, die man sich vielleicht wünscht. Als Unternehmer, der sich intensiv für seine Mitarbeitenden engagiert, erlebt man auch manchmal die eine oder andere Enttäuschung – das gilt ebenso für die damalige Zusammenarbeit mit der Stadt Bad Kissingen. Es herrscht hier zu viel Neid und Eigeninteresse. Das hat Heiligenfeld sehr stark zu spüren bekommen. Unser Ruf ist bundesweit viel besser als in Bad Kissingen. Unter dem Umgang mit uns habe ich sehr gelitten, das sage ich ganz ehrlich.

    Was oder wen meinen Sie damit konkret?

    Galuska: Wer sich angesprochen fühlt, tut das zu Recht. Und wer sich nicht angesprochen fühlt, der muss es auch nicht tun. Im Moment haben wir mit der Stadtverwaltung einen guten Kontakt. Das war nicht immer so. Und ich muss sagen: Spiritualität wird in der Gesellschaft immer noch nicht komplett akzeptiert. Wir haben alles Mögliche unterstellt bekommen. Den Vorwurf, dass wir eine Sekte sind oder dass Scientology bei uns agiert, gibt es seit 20 Jahren. Das ist lächerlich. Ich bin niemand, der Dinge verklärt, wenn ich Bilanz ziehe. Aber wenn ich auf die ganze Zeit schaue, war es alles in allem eine glückliche und erfolgreiche Zeit. Und dafür bin ich allen dankbar, die dazu beigetragen haben.

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