Die Regierung von Unterfranken hatte es angekündigt: „Grundsätzlich kann man aktuell davon ausgehen, dass neue Objekte, die als belegbar gemeldet sind, zeitnah belegt werden“, hieß es Ende August. So ging es auch an der Zwickenmühle in Geroda schnell: Eine afghanische Familie lebt seit einer Woche im früheren Wohnpflegeheim; diesen Mittwoch ziehen sechs Afrikaner ein. Aber wer kümmert sich um sie?
Laut Auskunft der Würzburger Regierungsbehörde wurde „am 7. September 2023 eine dreiköpfige afghanische Familie aus der Anker-Einrichtung Unterfranken in Geldersheim in die Unterkunft verlegt“.
Sechs Ivorer kommen am Mittwoch
Die nächsten „Verlegungen“ würden am 13. September anstehen. Es handle sich um insgesamt sechs ivorische Staatsangehörige, ebenfalls zwei dreiköpfige Familien. Somit sei die Unterkunft mit insgesamt neun Personen, verteilt auf drei Familien, belegt.
Angaben über weitere Zuzüge macht die Pressestelle der Regierung nicht. Aber der stellvertretende Gerodaer Bürgermeister Fred Hilsdorf hat die Info, dass nächste Woche weitere Afghanen eintreffen sollen.
Neuer Eigentümer will täglich vor Ort sein
Wie man die Neu-Gerodaer in die Dorfgemeinschaft einbinden will, darüber sind laut Hilsdorf „Überlegungen im Gange; es gibt aber noch nichts Konkretes“. Genaueres könne man sagen, wenn Bürgermeister Alexander Schneider übernächste Woche aus dem Urlaub zurück sei.
Das ehemalige Wohnpflegeheim für teils pflegebedürftige Menschen mit geistiger Behinderung und psychischer Langzeiterkrankung liegt 1,5 Kilometer von der Gerodaer Ortsmitte entfernt, in der es auch nur einen Mini-Lebensmittelladen, eine Tankstelle und zwei Restaurants gibt.
Der neue Eigentümer der sogenannten dezentralen Unterkunft habe versichert, jeden Tag vor Ort an der Zwickenmühle zu sein, sagt Hilsdorf abschließend. Er wollte seine genauen Vorstellungen bei einer telefonischen Kontaktaufnahme am Montag noch nicht benennen.
Caritasverband: Viele Unterkünfte mit wenig Personal betreuen
Das für die Unterkunft zuständige Landratsamt nennt in Sachen Flüchtlings- und Integrationsberatung den Caritasverband für den Landkreis Bad Kissingen als Ansprechpartner. Dessen Mitarbeiter würden Geflüchtete in allen Lebenslagen beraten, begleiten und unterstützen, unter anderem bei Fragen rund ums Asylverfahren. Ziel sei Hilfe zur Selbsthilfe. Doch im Gespräch mit Jutta Ort, Teamleiterin der Flüchtlings- und Integrationsberatung, wird klar, dass diese Hilfe nur überschaubar ausfallen kann.
Die drei Flüchtlingsberater des Verbandes kümmern sich mit insgesamt 99 Stunden pro Woche bereits um Bewohner der Gemeinschafts- und dezentralen Unterkünfte in Bad Kissingen, Hammelburg, Bad Brückenau-Volkers, Münnerstadt, Bad Bocklet, Ebenhausen und Steinach. Unterstützt werden sie durch zwei Teilzeitkräfte mit je sieben Arbeitsstunden pro Woche, die auch das Übergangswohnheim Wildflecken besuchen.
Von Gerodaer Unterkunft aus der Zeitung erfahren
So können die Flüchtlingsberater nur die großen Häuser in Münnerstadt, Ebenhausen und Volkers regelmäßig ansteuern; alle anderen Hilfesuchenden müssen sich einen Termin bei einer Caritas-Anlaufstelle geben lassen. Jutta Ort bestätigt „Arbeit bis zum Anschlag“ und spricht von „Überlastungserscheinungen“. Hoffnung setzt sie in den Freistaat Bayern, der 50 Stellen in der Flüchtlingsberatung schaffen möchte. Man habe sich um eine volle Stelle mit 39 Wochenstunden beworben. Entschieden sei nichts.
Von der dezentralen Unterkunft in Geroda hat Ort aus der Zeitung erfahren, sagt sie. „Dorthin fahren wir nur, wenn es dort wirklich brennt.“ Erfahrungsgemäß sei das Miteinander besser, wenn die Flüchtlinge an die Hand genommen würden, fügt sie hinzu.
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