In Kissingen glauben nicht mehr viele, dass aus den Plänen vom Luxus-Hotel im Fürstenhof etwas wird. Die Investoren aber sagen überraschend: Das Projekt ist noch aktuell. Die Schweizerin Anne Cheseaux, von Anfang an so etwas wie das Gesicht für die Investoren von der Fürstenhof SA in Bad Kissingen, erklärte am Dienstag auf Anfrage dieser Redaktion, das Vorhaben sei „auf keinen Fall“ ad acta gelegt. Sie könne zwar verstehen, dass es in der Kurstadt wegen der langen Dauer Zweifel an der Umsetzung des Projekts gebe. Das Hotelprojekt brauche aber einfach mehr Zeit als ursprünglich angenommen. Diese Erfahrung mache sie auch bei anderen Hotelimmobilien immer wieder.
Fristen laufen
Unbegrenzt Zeit hat die Fürstenhof SA für die Verwirklichung der im September 2011 erteilten und nach Abweisung einer Klage dagegen seit Frühjahr 2013 rechtsgültigen Baugenehmigung aber nicht. Das Unternehmen musste schon die erste Frist – sie schrieb einen Baubeginn spätestens 18 Monate nach Rechtsgültigkeit der Baugenehmigung vor – um ein Jahr verlängern lassen. Als diese verlängerte Frist Ende Oktober 2015 ebenfalls ablief, kündigte das Unternehmen einen Baubeginn für das Projekt an. Das wiederum bringt in der Folge eine andere Frist ins Spiel. Als Höchstdauer für das Gesamtprojekt legte die Stadt in einem eigens mit den Investoren geschlossenen Durchführungsvertrag 72 Monate fest.
„Wir sind uns bewusst, dass die Zeit läuft“, sagte Anne Cheseaux am Dienstag dazu. Auf eine zeitliche Perspektive wollte sie sich vor dem Hintergrund der bisherigen Verzögerungen auf Nachfrage aber nicht festlegen lassen. „Wir bleiben dran.“
70-Millionen-Projekt
Bei dem Projekt ginge es, wenn es denn umgesetzt wird, nach den groben früheren Angaben der Investoren um ein Gesamtvolumen von 70 Millionen Euro. Nach den nach wie vor online stehenden Detailangaben geht es um ein Fünf-Sterne-Luxushotel mit Medical Spa und Residenzen. Vorgesehen sind nach diesen Angaben an die 125 Zimmer sowie 35 so genannte Residenzen in Apartmenthäusern. Dem Medical Spa kommt nach den bisherigen Plänen besondere Bedeutung zu.
Bei der Fürstenhof SA handelt es sich um ein in der Schweiz angesiedeltes Unternehmen der russischen Investoren. Sie haben den Fürstenhof, die zugehörige Betreibervilla und das Café Schweizerhaus vor an die zehn Jahren erworben.
Mehrere leer stehende Objekte
Der Fürstenhof ist nicht die einzige ehemalige Kissinger Kurimmobilie, die vor rund einem Jahrzehnt neue, russische Besitzer bekam. Auch wenn sich in der Vergangenheit immer wieder mal ungebetene Gäste auf das Areal am Westufer der Saale verirrt haben, macht der Fürstenhof äußerlich aber einen besseren Eindruck als andere, ebenfalls leer stehende Immobilien in russischer Hand. Ein Anwesen an der Bismarckstraße wartet auf einer Immobilienplattform im Internet seit langer Zeit auf Käufer. Und das ehemalige Kinderkurheim St. Josef am Stationsberg ist von Vandalismus schwer gezeichnet.