Zur besten Vorleserin des Landkreises Bad Kissingen wurde am vergangenen Montag die elfjährige Gymnasiastin Jelena Crnogorac gewählt, Schülerin der Klasse 6d am Münnerstädter Schönborn-Gymnasium. Sie wird im April in Würzburg im Wettkampf um die Bezirksmeisterschaft im bundesweiten Vorlesewettbewerb antreten.
Seit 1959 lädt die Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels in Zusammenarbeit mit Buchhandlungen, Bibliotheken, Schulen und kulturellen Einrichtungen die Schülerinnen und Schüler aller sechsten Klassen zum bundesweiten Vorlesewettbewerb ein.
Kreiswettbewerb im Kissinger Rathaus
Nach vorangegangenem Schulentscheid mussten diesmal beim Kreiswettbewerb im Kissinger Rathaus zehn Schulsieger jeweils eine selbst gewählte Passage aus ihrem aktuellen Lieblingsbuch sowie einen ihnen völlig unbekannten Text aus dem im Jahr 2023 veröffentlichten Jugendroman „Luftmaschentage“ von Anne Becker vorlesen.
Zur Belohnung überreichte Oberbürgermeister Dirk Vogel allen Wettkämpfern den spannenden und magischen Detektivroman „Die wundersamen Talente der Kalendario-Geschwister“ (2024) von Louisa Söllner.
Einstimmiges Votum der Jury
Bei ihrer Entscheidung hatten es Buchhändler Martin Eisenmann (Bücher Pavillon, Bad Bocklet), Stadträtin Christina Scheit (Stadtratsbeauftragte für Jugend, Familie und Soziales), Literaturkritiker und Journalist Sigismund von Dobschütz , Vorjahreskreissieger Anton Greubel (12) sowie Stefanie Mahlmeister (Leiterin der Stadtbücherei ) als Juroren in diesem Jahr nicht leicht, da gleich mehrere Kandidaten im Ergebnis dicht beieinander lagen.
Doch letztlich fiel das einstimmige Votum der Jury auf Jelena Crnogorac. Sie hatte zunächst einen Text aus dem 2023 erschienenen Band „Die Hackebarts räumen ab!“, Auftakt zur Trilogie „Crazy Family“ von Markus Orths, vorgelesen und sich auch beim Vortrag des ihr unbekannten Textes besonders hervorgetan.
Als Siegprämie erhielt sie den fantastischen Roman „Res will nach Hause“ (2024) der amerikanischen Bestseller-Autorin Jasmine Warga, eine Abenteuergeschichte über einen heldenhaften Mars-Rover.
Bis zu fünf Stunden täglich liest Jelena
Dieses Buch dürfte genau den Geschmack der Kreissiegerin getroffen haben. „Fantasy und Horror lese ich besonders gern“, verriet sie im anschließenden Pressegespräch. „Das finde ich viel aufregender und spannender als Geschichten, die in unserem Alltag spielen.“
Schon seit der zweiten Schulklasse liest Jelena gern. Anregungen für interessante Geschichten bekommt sie seit Jahren auch von ihrer ebenfalls lesebegeisterten Freundin, mit der sie regelmäßig Bücher tauscht.
„Lesen ist toll. Da kann man sich in fremde Welten hineinträumen“, schwärmt die Elfjährige. Wenn es zeitlich passt, liest Jelena bis zu fünf Stunden täglich. „Natürlich nicht am Stück, aber immer mal wieder.“
Vorlesen ist etwas völlig anderes
Sie braucht diese Auszeit vom Schulstress, sagt sie. Da kann es sogar passieren, dass sie Freundinnen, die vor der Haustür stehen, auf später vertröstet und wieder wegschickt, weil sie unbedingt weiterlesen will.
Hin und wieder liest Jelena im Familien- oder Freundeskreis etwas vor. „Es macht mir Spaß, auch anderen Freude zu bereiten.“ Natürlich ist Vorlesen etwas völlig anderes, als allein, für sich im stillen Kinderzimmer zu lesen, weiß die junge Leseratte .
„Man muss laut und deutlich sprechen, langsam und mit richtiger Betonung.“ Vorlesen vor Publikum ist sogar noch etwas schwieriger, musste Jelena im Dezember erfahren: „Beim Wettbewerb in unserer Schule hatte ich eine richtige Panikattacke“, gibt sie offen zu.
Gestärktes Selbstvertrauen für Bezirksentscheid im April
Doch nachdem sie im Schönborn-Gymnasium gewonnen hatte, war sie von sich überzeugt: „Ich bin ja weitergekommen, also kann ich es.“ Der Sieg im Kreisentscheid dürfte ihr so gewonnenes Selbstvertrauen jetzt weiter gestärkt haben.
Sie wird es brauchen, wenn sie im April den Landkreis beim Bezirksentscheid gegen die Siegerinnen und Sieger aus allen unterfränkischen Landkreisen antreten muss. Mit ihrem Sieg am Montag hat Jelena Crnogorac nicht nur für den Landkreis im Vorlesewettbewerb gewonnen, sondern auch für sich persönlich.
„Denn im Leben muss man gut lesen können“, ermunterte Oberbürgermeister Dirk Vogel sie und alle anderen Sechstklässler auf, unbedingt weiterzulesen. „Mit guter Lesekompetenz hat man im späteren Berufsleben viele bessere Chancen auf einen guten Job.“
Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel wurde verfasst von Sigismund von Dobschütz, der Mitglied der Jury war.