Die Aula der Grundschule Oberleichtersbach ist zum Schauplatz literarischer Spannung geworden: Die junge Autorin Natascha Kippes stellte auf Einladung der örtlichen katholischen Bücherei ihren neuen Saaletal-Thriller „Die Kleinstadtpension“ vor und fesselte damit rund 60 Zuhörerinnen und Zuhörer. Eine Resonanz, mit der selbst das engagierte Büchereiteam nicht gerechnet hatte.
Die Idee zur Lesung stammte von Thekla Heinz, Mitglied des Büchereiteams. Sie war durch Medien auf das Werk aufmerksam geworden, brachte den Vorschlag einer Lesung mit ins Team und nahm kurzerhand Kontakt zur Autorin auf. Natascha Kippes, gebürtig aus Fuchsstadt und wohnhaft in Hammelburg, sagte sofort zu. Für das Büchereiteam war es die erste Lesung dieser Art und damit ein kleines Wagnis, das sich lohnen sollte.
Auch Schulleiterin Sabine Oschmann-Hockgeiger ließ es sich nicht nehmen, gemeinsam mit ihrem Mann an der Veranstaltung teilzunehmen. In ihrer Begrüßung hob sie die Bedeutung des Büchereiteams hervor, das mit großem Engagement zur Leseförderung beiträgt. „Heute Abend dürfen sich einmal nicht unsere Schulkinder , sondern wir Erwachsenen auf eine Geschichte freuen und das freut mich ganz besonders“, so Oschmann-Hockgeiger, die ihre Rede mit einem Zitat von Hermann Hesse abschloss: „Ein Haus ohne Bücher ist arm, auch wenn schöne Teppiche seinen Boden und kostbare Tapeten und Bilder die Wände bedecken.“
Persönliche Einblicke in ihren Werdegang
Anschließend übernahm die 27-jährige Jungautorin Natascha Kippes das Wort und gab persönliche Einblicke in ihren Werdegang und ihren Weg zum Schreiben. Schon als Schülerin schrieb sie mit Begeisterung Geschichten, doch erst während der Vorbereitungen auf ihre Abschlussprüfung fand sie, eher zufällig, zurück zur Leidenschaft fürs Schreiben. Es entstand ihr Debütroman „Schnappschuss in den Tod“, dessen Resonanz sie in ihrem Können bestärkt hat. In ihrem nunmehr zweiten Werk „Die Kleinstadtpension“ führt sie die Zuhörer in das ruhige Hammelburg, zumindest auf den ersten Blick. Im Zentrum der Handlung steht Anna, eine junge Frau, die eine kleine Pension in der Dalbergstraße betreibt. Ein unscheinbarer Ort, leicht zu übersehen und gerade deshalb ideal für das, was sich zwischen den Mauern abspielt. Denn Annas Alltag gerät aus dem Gleichgewicht, als ein rätselhafter Gast auftaucht und ein längst vergessener Teil ihrer Vergangenheit ans Licht zu kommen droht.
Während Kippes aus dem ersten Kapitel las, lernte das Publikum Anna kennen, eine Gastgeberin, deren kontrollierte Welt plötzlich zu bröckeln beginnt. Immer wieder unterbrach die Autorin die Lesung, um ihren kreativen Prozess zu erläutern: Wie sich Spannung Schritt für Schritt aufbaut, wie Charaktere geformt werden und wie schwierig es ist, Szenen zu streichen, die einem besonders am Herzen liegen. Sie erklärte den Autorenleitspruch „Kill your Darling“, aufgrund dessen sie rund 40 Seiten in ihrer Überarbeitung des Buches wieder verworfen hatte.
Wie arbeitet eine Autorin ohne Verlag?
Dass Kippes ihre Werke im Selfpublishing veröffentlicht, war ein weiterer für das Publikum interessanter Aspekt des Abends. Die Autorin erklärte, wie sie ohne Verlag arbeitet, ihr Buch selbst lektorieren lässt, das Layout gestaltet und auch für Marketing und Vertrieb verantwortlich ist. Dabei lerne man nicht nur viel, sondern müsse sich auch tief in rechtliche und technische Details einarbeiten – von der ISBN bis hin zum Impressum.
Aktuell arbeitet Kippes bereits an ihrem dritten Buch, das stärker in Richtung Krimi gehen soll. Doch auch hier wird sie sich treu bleiben: authentisch, regional und immer mit einem besonderen Gespür für Spannung im Alltäglichen.
Kombination aus regionalem Bezug, fesselnder Handlung und authentischer Begegnung
Zum Abschluss bedankte sich Thekla Heinz im Namen des gesamten Büchereiteams bei Natascha Kippes für die spannende Lesung, den offenen Einblick in den Entstehungsprozess des Buches und nicht zuletzt dafür, dass der Abend ganz ohne Eintritt möglich war. Die Gäste waren sich im anschließenden gemütlichen Austausch einig, dass die Kombination aus regionalem Bezug, fesselnder Handlung und der authentischen Begegnung mit der Autorin die Lesung zu einem besonderen Erlebnis machte.