Die Kaminkehrer-Innung des Bezirks Unterfranken sprach in Hammelburg 14 Gesellen frei und kürte drei Meister. Im Großen Saal der Musikakademie überreichte Obermeister Reinhold Noe die Meister- und Gesellenbriefe nach einer ausgiebigen Feier. Den musikalischen Rahmen gestaltete das Saxophonquartett der Hammelburger Stadtkapelle.
Aus ganz Unterfranken kamen die jungen Kaminkehrer. Zwei sind im Machtilshausener Betrieb von Jürgen Zellhahn beschäftigt, nämlich der frisch gebackene Geselle Johannes Fella aus Hammelburg und der neue Meister André Reusch aus Wasserlosen. Der ehemalige zweite Obermeister Zellhahn hatte die jährlich an verschiedenen Orten stattfindende Freisprechungsfeier organisiert und mit der Musikakademie eine glückliche Wahl des Veranstaltungsortes getroffen, wie von mehreren Seiten bestätigt wurde.
Der tägliche Kontakt mit vielen Menschen und die vielseitigen Aufgaben als Kaminkehrer liebt der neue Kaminkehrer-Meister André Reusch an seinem Beruf. Hart habe er für die Meisterprüfung gebüffelt und oft zu den Ausbildungsseminaren in die Oberpfalz gefahren. „Freizeit war in den vergangenen drei Jahren ein Fremdwort für mich“, meint Reusch.
Überglücklich ist auch der neue Geselle Johannes Fella aus Hammelburg. „Wir haben es gepackt.“ Vor seinen nächsten Kaminkehrer-Einsätzen will er noch seinen freiwilligen Bundeswehrdienst ableisten.
„Wer hat Angst vor dem schwarzen Mann?“, zitierte Bürgermeister Ernst Stross einen bekannten Spruch. Der Beruf des Kaminkehrers habe trotz des bevorstehenden Auflösens des Kaminkehrer-Monopols zum kommenden Jahreswechsel berechtigte Aussichten auf eine gute Zukunft. Denn die Kaminkehrer seien mit ihrem Fachwissen die Garanten für die häusliche Sicherheit und zudem kompetente Energieberater, betonte Stross.
In seiner Festansprache ging Bundestagsabgeordneter Hans-Josef Fell auf das Thema Energie ein. Angesichts immens gestiegener Heizölpreise seien Vorsorgemaßnahmen zur Wärmedämmung gerade auch von alten Gebäuden und der verantwortliche Umgang mit den Energiestoffen immer dringlicher. „Besonders für die sozial Schwachen ergibt sich die Konsequenz der sorgsamen Energieeinsparung“, meinte Fell. So würden als positiver Nebeneffekt auch weniger Schadstoffe in die Luft gelangen. „Auf dem Lande haben Sie eine gute berufliche Zukunft, weil Sie die Menschen dort kennen“, sprach Fell den neuen Kaminkehrern Mut zu.
Fleiß, Talent und Arbeitseifer wünschte sich der unterfränkische Ausbildungsleiter Harald Schuldes noch von den Neuen. Dass es nur so wenige Meistertitel gegeben habe, liege an den harten Prüfungsanforderungen, bestätigte Ernst Richter, der stellvertretende Vorsitzende des unterfränkischen Innungs-Prüfungsausschusses. Neben André Reusch (Wasserlosen) erhielten auch Simon Bauer (Schweinfurt) und Maximilian Heider (Mainaschaff) ihren Meisterbrief.
Nur 14 der insgesamt 20 Gesellen konnten zur Freisprechungsfeier erscheinen. Unter ihnen war auch die einzige weibliche Kaminkehrerin Arnika Büttner aus Frensdorf (bei Aschaffenburg), die demnächst im Raum Bamberg zum Einsatz kommen will.
„Ich fühle mich wohl in der Herrenriege und gebrauche notfalls meine Ellenbogen“, verrät sie. Nach ihrem Fachabitur brauchte die charmante Kaminkehrerin nur zwei Jahre Ausbildung bis zum Gesellenbrief. „Ich bin gerne unter den Leuten und möchte ihnen auch Glück bringen“, sagt Arnika.
Die Prüfungsbesten in diesem Jahr waren Mario Zimmermann aus Heimbuchenthal und Jungmeister Maximilian Heider aus Mainaschaff. Sie erhielten vom IKK-Regionaldirektor Reinhold Heller eine kleine finanzielle Anerkennung für ihre Prüfungsleistung.