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HAMMELBURG: Keller unter Wasser mangels Stauklappe

HAMMELBURG

Keller unter Wasser mangels Stauklappe

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    Keller unter Wasser mangels Stauklappe
    Keller unter Wasser mangels Stauklappe

    Gnadenlos offenbarte das Unwetter in der Nacht zum Sonntag die Mängel an den Kanalanschlüssen etlicher Häuser. Über 20 Anwesen in der Kernstadt und den Stadtteilen hatten Wasser in den Kellern. „Das wäre vermeidbar gewesen“, sagt Burkhard Oschmann. Der Geschäftsführer vom Abwasserzweckverband (AZV) kennt großen Ärger mit geflutetem Estrich, aufgequollenem Parkett, durchweichten Teppichböden, kaputten Möbeln und Haushaltsgeräten.

    Gemeinsam mit Peter Kreß vom städtischen Tiefbauamt weist er auf eine unterschätzte Gefahr im Kanalsystem von Häusern hin: „Nur rund zehn Prozent der Häuser haben eine funktionierende Rückstauklappe“, schätzt er. Als Folge quillt Schmutzwasser durch Gullys oder Abläufe in die Gebäude zurück, weil der Kanal überfordert oder verstopft ist.

    Nichtwissen schützt vor Schaden nicht. Peter Kreß verweist auf die Entwässerungssatzung, auf die jeder Häuslebauer mit der Genehmigung eines Bauantrages hingewiesen wird. Rückstauklappen-Regelungen gelten schon seit 1932, werden aber gerne vergessen.

    „In der ersten Aufregung machen viele erst mal die Stadt verantwortlich“, berichtet Burkhard Oschmann. Doch auch bei der Versicherung gehen Forderungen ins Leere, wenn die Rückstauklappe fehlt.

    Denn keine Stadt sei in der Lage, ein Kanalnetz so auszulegen, dass es alle Regenereignisse fassen kann. „Das gäbe Dimensionen, die wären absolut unwirtschaftlich“, so Burkhard Oschmann.

    Die Auswertungen der Messstation des Deutschen Wetterdienstes im Garten von August Brendan am Rod zeigen, womit es die Kanäle am Samstag in der Stunde vor Mitternacht zu tun hatten. Verhängnisvoll waren die kurzen Regenspitzen mit einem Spitzenwert von elf Litern je Quadratmeter in fünf Minuten beziehungsweise 30 Litern in 20 Minuten.

    Statistisch gesehen bedeutet dies für Hammelburg fast ein fünfzigjähriges Regenereignis. „Was nicht heißt, dass es nächste Woche nicht schon wieder passieren könnte“, warnt Oschmann.

    Ausgelegt werden Kanalisationen je nach Lage auf zwei- bis fünfjährige Regenereignisse. Doch Rückstau droht auch vom eigenen Grundstück. Wurzeleinwachsungen und Verstopfungen im Kanal können auch nasse Keller bescheren.

    Was ist zu tun? „Hauseigentümer müssen ein Bewusstsein für das Thema entwickeln“, sagt Oschmann. Mit dem Einbau einer Rückstauklappe alleine sei es aber nicht getan. Sie müsse auch regelmäßig inspiziert werden. Weil es auch daran hapert, schätzt Oschmann die Zahl funktionierender Rückstauklappen so gering ein.

    Die Anschaffung (möglichst zusätzlich mit manueller Bedienung) ist mit bis zu 250 Euro vergleichsweise günstig. Die Nachrüstung kann richtig teuer werden.

    Ein Problem: Bei vielen alten Häusern sind die Kanalverläufe nicht dokumentiert. Fatal ist es, wenn unter dem Fundament Wasserabflüsse und Dachrinnen kurzerhand gebündelt sind. Denn das Dachrinnenwasser muss an der Rücklaufklappe vorbei abfließen können. Ansonsten staut sich das Dachwasser ins Haus zurück, wenn die Klappe durch Druck von außen schließt.

    Selbst bei vielen Neubauten werden die Kanäle nicht fachmännisch verlegt, weiß Oschmann. Bei Eigenleistung soll es schnell gehen. Wenn keine Klappe zur Hand ist, wird sie weggelassen. Später müssen dann ganze Betonflächen aufgemeißelt werden. Auch ein Problem: Wenn Drainagen an das Mischwassersystem angeschlossen werden, drückt es bei einem Rückstau Schmutzwasser in die Wände.

    Sicher wähnen gegen Rückstau sollte sich keiner, sagen Oschmann und Kreß. Diesmal erwischte es sogar Hanghäuser im Baugebiet am Gericht und Eselspfad. Ihre Hauseigentümer hatten sich in Sicherheit geglaubt. Absolut zuverlässig könne dies letztlich aber nur ein Fachmann beurteilen, sagen Oschmann und Kreß.

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