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Bad Kissingen: Die Pitutos und die Münchner Philharmoniker im Kissinger Sommer: Boleros zu Frack und Fliege

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Die Pitutos und die Münchner Philharmoniker im Kissinger Sommer: Boleros zu Frack und Fliege

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    Zum ersten Mal stehen die Pitutos mit den Symphonikern gemeinsam auf der Bühne.
    Zum ersten Mal stehen die Pitutos mit den Symphonikern gemeinsam auf der Bühne. Foto: Philipp Dippl

    Die Münchner Philharmoniker haben sich zum Kissinger Sommer die Ehre im Max-Littmann-Saal gegeben. Doch der Fels in der Brandung der Klassischen Musik überraschte die Zuhörer mit einem Musikprogramm, dass eigentlich so gar nicht zum Spielplan dieses ehrenwerten Orchesters passt.

    Südamerikanische Rhythmen, Cumbrias und Boleros zu Frack und Fliege?

    Diese Kombination verlangt dem Freund der Klassischen Musik schon einiges ab. Doch es ist wohl einigen wenigen engagierten Musikern aus den Reihen der Philharmoniker zu verdanken, dass man einmalig diesen erfrischend neuen Weg eingeschlagen hat.

    Obwohl es ganze zehn Jahre gedauert hat, bis es die Münchner seit ihrem letzten Auftritt in Bad Kissingen mal wieder zum Kissinger Sommer geschafft haben, hat das Orchester eine lange Tradition in der Kurstadt. So war das Ensemble bereits um die Jahrhundertwende als Kurorchester gerngesehener Gast und gab auch während der beiden Weltkriege diverse Konzerte an der Saale. Von lateinamerikanischer Lebensfreude dürfte aber seinerzeit wohl kaum etwas zu spüren gewesen sein.

    2015 gegründet

    Aber vermutlich dürfte auch einem Orchestermusiker ab und an mal die Hutschnur reißen, bei all der Strenge und Genauigkeit des klassischen Ensembles. Matias Piñeira, gefeierter Solohornist der Münchner Philharmoniker , sowie Alvaro Zambrano, Sänger und Multi-Instrumentalist, gründeten 2015 die fünfköpfige Combo Los Pitutos (auf Deutsch: die Gelegenheitsarbeiter) und widmen sich seitdem insbesondere der Musik ihrer südamerikanischen Heimatländer. Viel Funk und Soul der 70er Jahre steckt in ihrem Rhythmus, das lassen bereits die weiten Krägen ihrer bunten Hemden und die bis unters Kinn geschnallten E-Gitarren erahnen. Aber der Sound der 70er war schon damals durchweg begleitet von wuchtigen synthetischen Geigenparts.

    Und genau hier kommt zusammen, was eigentlich nicht zusammen passt. Der Sound ist bekannt und beliebt. Doch diesmal, im 21. Jahrhundert, ist er handgemacht von den Profis ihres Fachs und kommt nicht aus der elektronischen Blechbüchse. Und so wird das Stelldichein der südamerikanischen Lebensfreude begleitet von den zahlreichen Musikern an den Streich- und Blasinstrumenten und es entsteht ganz plötzlich eine Klangfülle, die Ihresgleichen sucht. Zum ersten Mal stehen die Pitutos mit den Symphonikern gemeinsam auf der Bühne.

    Die fünf südamerikanischen Musiker zünden ein lateinamerikanisches Rhythmusfeuerwerk, dem man sich einfach nicht entziehen kann. Und darunter legt sich der voluminöse, aber immer im Hintergrund gehaltene Klangteppich des grandiosen Orchesters. Der brachiale Klang der zahlreichen Streicher und der durchdringende Sound der Bläser setzt die richtigen Spitzen an den relevanten Stellen, aber drängt sich niemals unangenehm dominant hervor. Trotz der bis auf den letzten Platz besetzten Bühne bleiben die fünf Musiker der Los Pitutos die dominante Stimme.

    Leidenschaftlicher Gesang, virtuoses Spiel an der Trompete oder der unvergleichliche Takt am Schlagwerk, die Lebensfreude und die Begeisterung für die Musik ist den fünf Freunden ins Gesicht geschrieben. Und diese Lebensfreude bleibt auch im Publikum nicht unbemerkt.

    Es dauert nicht lange, bis sich die ersten Zuhörer, zuerst noch ganz schüchtern, von ihren Plätzen erheben und freudig mittanzen. Und plötzlich reißt es alle mit und der ganze Saal steht und lässt zu den stimmungsvollen Sounds die Hüften kreisen. Mal besser, mal weniger gelenk, aber immer mit großer Freude an der Darbietung der Los Pitutos und des energiegeladenen Klangteppichs der Münchner Philharmoniker.

    Der Saal tobte bis zum Schluss, und es interessierte kaum jemanden, dass zeitgleich die spanischen Fußballer unsere Nationalmannschaft aus dem EM-Turnier schickten.

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