Dürftig war das Interesse an der Informationsveranstaltung der Pfarrgemeinde, nachdem jetzt die Machbarkeit des Gefängnisumbaus feststeht. Nur etwa 50 Bürger waren ins Kolpingheim gekommen, über 500 hatten sich einst mit ihrer Unterschrift für den unbedingten Erhalt des Gebäudes eingesetzt. Ganz in trockenen Tüchern ist das Millionenprojekt allerdings noch nicht, denn die Finanzierungsverhandlungen laufen noch. Für die Pfarrei ist der Umbau nämlich nur dann machbar, wenn aus allen Fördertöpfen auch die Gelder fließen. Da sind zum einen die Stadt Hammelburg und die Regierung von Unterfranken sowie die Bayerische Landessiedlung, der Entschädigungsfond und das Landesamt für Denkmalpflege im Rahmen der Städtebauförderung beteiligt, zum anderen die Diözese Würzburg und natürlich die Pfarrgemeinde Hammelburg selbst. Wenn alle ihren Beitrag leisten, „dann können wir es uns leisten“, sagte Pfarrer Michael Sell. Springt aber nur einer ab, steht das Projekt auf der Kippe.
Nach den vorliegenden Plänen bleibt das alte Gefängnis äußerlich nahezu im jetzigen Zustand erhalten. Nur die Südseite wird durch eine Fensterfront aufgebrochen und erhält einen Anbau im 90-Grad-Winkel, so dass der für die Pfarrgemeinde erforderliche Saal für Großveranstaltungen untergebracht werden kann. Außerdem wird der bestehende Eingang an der Nordseite mit einem filigranen, verglasten Windfang versehen. An der Ost-Fassade Richtung Vinzenz-Koch-Haus muss ebenfalls ein Fenster vergrößert werden, um einen zweiten Fluchtweg zu schaffen, die West-Fassade mit den kleinen Zellenfenstern bleibt dagegen gänzlich so erhalten. „Das ist der Kompromiss, den wir mit dem Denkmalamt erarbeitet haben“, sagte Architekt Siegfried Issig vom planenden St.-Bruno-Werk in Würzburg.
Neben der Vorgabe der Denkmalbehörde, so wenig wie möglich in die Bausubstanz einzugreifen, galt es aber auch, im Sinne der Städtebauförderung das Areal durch den Umbau städtebaulich aufzuwerten. Der Gefängnishof wird deshalb in Richtung Kirche, Vinzenz-Koch-Haus und Stadtmauer durchlässig gemacht. Die beiden Nebengebäude an der Südseite werden abgerissen, so dass hier ein begrünter Freiraum mit Gartenpavillon entsteht. Auch das Kolpingheim wird abgebrochen, an dieser Stelle entstehen ein Ersatzbau zur Lagerung von Großgeräten, Tischen und Bänken sowie ein Müllraum und eine Toilettenanlage für die Kirchgänger.
Auch im Innern bleibt die Struktur des Gefängnisses zum großen Teil unverändert. „Wir können zwei Drittel des Bestandes belassen“, informierte Architekt Issig. Lediglich im Bereich des Saales wird das Gebäude entkernt, so dass zusammen mit dem Anbau ein knapp 200 Quadratmeter großer Raum entsteht, der Platz für 195 Besucher bietet. Der Anbau soll mit einer flexiblen Trennwand versehen werden, so dass bei Bedarf der Saal als Gruppenraum benutzt werden kann. Im Erdgeschoss sind zudem ein barrierefreier Gruppenraum für Senioren sowie Sanitäranlagen, Küche und Lagerraum vorgesehen. Im Obergeschoss befinden sich der Gruppenraum für die Jugend, Toiletten und eine Pilgerdusche sowie ein so genannter Musterraum, in dem die ehemalige Nutzung als Gefängnis erkennbar sein soll. Auch das Dachgeschoss wird genutzt, es bietet auf 130 Quadratmetern Lagermöglichkeit und Platz für die Heizung.
Nicht nur die alten Gefängnismauern sollen beim Umbau erhalten bleiben, sondern auch der Torbogen und das historische Pflaster des Gefängnishofs. Beides wird während der Baumaßnahme aber entfernt und am Ende wieder auf- bzw. eingebaut. Parkplätze sind im Bereich des Gefängnishofes nicht vorgesehen, lediglich ein Behindertenstellplatz im Umfeld des bestehenden Pfarrhauses. Beheizt werden soll das Pfarrzentrum mit einer umweltfreundlichen Heizungsanlage, eine Photovoltaik- oder Solaranlage auf dem Dach wird es aber nicht geben. „Das erlaubt das Denkmalamt nicht.“