Standesgemäß im Kaisersaal des Hotels Kaiserhof Victoria, in dem in den 1860er Jahren schon Österreichs Kaiserin Elisabeth und Kaiser Franz Joseph I. mehrmals logierten, war deren Ururenkel Leopold Altenburg (53) kürzlich zu Gast. Auf Einladung der Buchhandlung „seitenweise“ las er anlässlich der Sonderausstellung „Kaiserlich & inkognito: Sisi in Bad Kissingen “ ( Museum Obere Saline ) aus seinem bereits 2019 veröffentlichten Buch „Der Kaiser und sein Sonnenschein“ und erzählte, verknüpft mit eigenen Erlebnissen, aus dem Leben seiner kaiserlichen Vorfahren, des Großvaters Erzherzog Clemens und des Vaters Prinz Peter.

Im Wechsel mit Liedern zur Gitarre wie Rainhard Fendrichs Komposition „Es ist ein Albtraum ohne Stammbaum“ und einem Beispiel seiner Tätigkeit als Krankenhausclown bereitete der in Berlin lebende Schauspieler, Regisseur und Kabarettist seinen etwa 40 Zuhörern einen nicht nur interessanten, sondern auch vergnüglichen Nachmittag.
Seit Erscheinen des Buches wurde Leopold Altenburg wiederholt zu Lesungen an die Lebens- und Reisestationen seiner Ururgroßmutter Elisabeth nicht nur in Österreich und Deutschland eingeladen, sondern auch nach Südtirol und sogar Kroatien. In den Jahrzehnten zuvor hatte er, der sich nach Habsburger Hausrecht Prinz von Altenburg nennen dürfte, nie viel Aufhebens um seine Vorfahren gemacht, zumal in Österreich schon 1919 der Adel und alle Adelsprädikate amtlich abgeschafft worden waren.
„Klos müsst ihr euch selbst putzen“
Zudem hatte sein Vater ihn als Kind ermahnt: „Verleugne deine Herkunft nie. Aber noch weniger fordere Anerkennung von deiner Umwelt, weil du ein Prinz bist.“ Seine Mutter hatte dasselbe etwas undiplomatischer ausgedrückt: „Auf Prinz und Prinzessin braucht ihr euch nichts einzubilden. Die Klos müsst ihr euch selbst putzen.“ An diese Mahnung hielt er sich später als junger Schauspieler: „Als ich 1998 mit 23 Jahren Österreich verließ und ein Engagement in Bielefeld annahm, ließ ich meine Familiengeschichte zurück.“ Fortan lebte Altenburg ein bürgerliches Leben.
Erst die Fotos und Zeitungsberichte nach der Berliner Gastspielpremiere des Musicals „Elisabeth“ im Januar 2016, bei der er als Sisis Ururenkel auf dem roten Teppich stehen, sich 40 Fotografen stellen und Interviews geben musste, rückten ihn in den Blick der Öffentlichkeit. „Damals haben meine Freunde und Kollegen von meinen kaiserlichen Ahnen erfahren“, erzählte Altenburg. Auch der aus Wien stammende Wirt Gustl seines im Wiener Stil eingerichteten Lieblingscafés in Berlin war überrascht von seinem „herrschaftlichen“ Stammgast und empfahl ihm, ein Buch zu schreiben. „In einem Interview hast du gemeint, dass dein Großvater ursprünglich Habsburg geheißen hat und dann wegen einer nicht standesgemäßen Heirat sich hat umbenennen müssen in Altenburg. In deinem Fall liegt es nahe, dass du über deinen Großvater und deinen Vater berichtest.“
Nachdem Altenburg einen Verlag für diese Idee interessieren konnte, begann er, der sich zuvor nie allzu intensiv um seine Familiengeschichte gekümmert hatte, sogar über seinen Großvater kaum etwas wusste, zu recherchieren und unzählige Gespräche mit Verwandten zu führen.
Das Ergebnis ist sein historisch interessantes, aber keinesfalls sachlich-nüchternes Buch. Vielmehr kann man es eine biografische Erzählung nennen – sehr lebendig geschrieben, als sei er selbst dabei gewesen. Dabei spart Altenburg auch nicht mit Selbstironie: „Vom Kaiser Franz Joseph habe ich den dichten Bartwuchs und von Kaiserin Elisabeth die Schönheit.“
Analog zu seinem Buch erzählte der Autor nun über die Geschichte seiner engeren Familie von der Monarchie zur Republik, vom Schloss zum Einfamilienhaus, vom Kaiser zum Clown, als der er neben seiner Tätigkeit als Schauspieler im Auftrag der „Roten Nasen International“ häufig im Einsatz ist, um kranken Menschen etwas Lebensmut und Lebensfreude zu schenken.

Im titelgebenden Kapitel „Der Kaiser und sein Sonnenschein“ berichtet er von seinem als Erzherzog geborenen Großvater Clemens, der wegen seiner nicht ebenbürtigen Heirat mit einer Gräfin nach damaligem Hausrecht aus der erzherzoglichen Habsburg-Familie ausscheiden und sich einschließlich seiner Nachkommen zunächst nur Graf Altenburg, später Prinz Altenburg nennen durfte. Clemens war als Kind der „Sonnenschein“ seines Großvaters Franz Joseph, durfte zu Füßen des Kaisers in dessen Arbeitszimmer spielen und sich eine gewisse Narrenfreiheit herausnehmen. Altenburg: „Der Babysitter meines Großvaters war der Kaiser von Österreich.“
Besuch in der Kaiservilla
Im anderen Kapitel , das der Autor vorlas, ging es um einen gemeinsamen Besuch Altenburgs mit seinem damals 70-jährigen Vater Prinz Peter in der Kaiservilla in Bad Ischl, in der dieser als Kind einige Jahre gelebt hatte. Trotz der seit Kaisers Zeiten bis in die heutige Generation weitergereichten Mahnung „Das Berühren der Figüren mit den Pfoten ist verboten“ konnte es sein Vater nicht unterlassen, über die musealen Absperrungen zu steigen, alles anzufassen oder sogar in die Hand zu nehmen und seinem Sohn von Kindheitserlebnissen zu erzählen. Angeregt durch diesen Besuch in der Kaiservilla verfasste Prinz Peter seine Lebenserinnerungen, die eine wichtige Grundlage für das Buch seines Sohnes Leopold Altenburg wurden.
Das Buch

Leopold Altenburg: „Der Kaiser und sein Sonnenschein“, Goldegg-Verlag, gebunden, 248 Seiten, Preis: 22 Euro, ISBN 978-3-99060-110-5
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