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BAD KISSINGEN: Krawalle in Athen - die hiesigen Griechen bleiben gelassen

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Krawalle in Athen - die hiesigen Griechen bleiben gelassen

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     „Anarchismus ist in Griechenland längst in Mode“, stellt Themis Papadopoulos (48) resigniert fest. Der Wirt der Garitzer Sportgaststätte „Im Abseits bei Themis“, verheiratet mit einer Bockleterin, kam 1972 als Zwölfjähriger mit seinen Eltern nach Deutschland, nimmt aber noch immer regen Anteil am Geschehen in der Heimat. Seinen griechischen Pass hat er deshalb behalten.

    Solche Gewaltakte kleinerer Jugendgruppen erlebe man in der griechischen Hauptstadt jede Woche, weiß er aus Erfahrung. „Brennende Autos und zerstörte Geschäfte gehören in Athen fast schon zum Alltag.“ Die Anarchisten, so Papadopoulos, würden friedliche Demonstrationen gegen hohe Lebenshaltungskosten, niedrige Löhne und hohe Arbeitslosigkeit nur als Alibi für den eigenen Krawall missbrauchen.

    Wenig Geld trotz Diplom

    So sieht es auch Theocharis Kouros, Mitarbeiter im „Café Central“. Er sei vor sieben Jahren nach Schulabschluss und Berufsschule nach Bad Kissingen gekommen. Hier könne man mehr verdienen als in seiner Heimat. „Ein Berufsanfänger, sogar mit Diplom, bekommt dort selten mehr als 600 Euro im Monat.“ Auch junge Erwachsene seien demnach weiterhin von ihren Eltern abhängig. Viele würden gar keine Arbeit bekommen, sagt Kouros, und weiter: Ausländer aus Albanien, Afghanistan, Iran, Irak und Afrika würden ohne Papiere und unkontrolliert arbeiten und Arbeitsplätze wegnehmen.

    „In Griechenland gibt es zu viele Freiheiten und zu wenig Kontrollen“, vergleicht der 30-Jährige die Situation mit Deutschland. Der Athener Marktplatz Exarchion, wo der Jugendliche durch eine Kugel ums Leben kam, sei ein bekannter Treffpunkt junger „Anarchisten und Krawallmacher“. In Deutschland würde die Polizei eingreifen, ist Kouros überzeugt. In Griechenland sei es für die Polizei schwieriger. Seit der Diktatur von 1967 bis 1974 genieße sie in weiten Kreisen der Bevölkerung kein Vertrauen und keinen Respekt, sagt er. Dass sie weniger Respekt genießt, das war dieser Tage des öfteren auch in den Nachrichten zu hören.

    Gastwirt Lampros Ntintis (58), Inhaber des griechischen Restaurants „Bei Lampros“, interessiert sich kaum noch für sein Geburtsland. Vor 37 Jahren sei er als junger Koch mit Ehefrau Melpomeni nach Deutschland gekommen. Aus Telefonaten mit seinen Söhnen in Griechenland sei er über die dortige Situation informiert.

    Die Ausschreitungen finde er nicht gut, betont Ntintis, auch wenn die Lebenssituation wirklich unbefriedigend sei. Aber er vertraue der liberal-konservativen Regierung von Kostas Karamanlis. Die sozialistische Opposition würde es keinesfalls besser machen können.

    Situation nicht überbewerten

    Der bedauerliche Tod des 15-Jährigen habe zwar im Moment die geballte Aufmerksamkeit der Medien. Doch solche Demonstrationen und Gewaltakte habe es schon immer in Griechenland gegeben und werde es auch in Zukunft geben. Man dürfe deshalb die Situation nicht überbewerten, warnen die Drei. Die deutschen Medien würden bald ein anderes Thema für sich entdecken und niemand werde mehr über Griechenland sprechen, wie in den Jahren zuvor.

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