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Lichtblicke mit Nebenwirkungen

Bad Brückenau

Lichtblicke mit Nebenwirkungen

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    In seinem Fachvortrag über die so genannte Spondyl-Arthritis, die Gelenkentzündung an der Wirbelsäule, gab Kern zwei große Lichtblicke für die Betroffenen bekannt. Zur Behandlung dieser Krankheit habe die Medizin erstens das schon in den 50er Jahren bekannte Radiumchlorid wieder entdeckt und wende es in modifizierter Form an. Zweitens sei ein neues Medikament, der Entzündungsblocker TNF alpha, gerade im Arzneizulassungsverfahren. Von Letzterem verspricht sich die Fachwelt einen großen Erfolg bei der Therapie von Morbus Bechterew mit einem erwarteten Rückgang der Beschwerden von 50 Prozent.

    "Wir Ärzte sind bescheiden geworden und freuen uns über eine 50-prozentige Besserung", meinte Kern. Auch musste er zugestehen, dass sich die Mediziner früher ein völlig falsches Bild über Rheuma gemacht hatten. Während die veraltete Meinung die entzündeten Gelenke für die Ursache hielten, so ist man heute der Ansicht, dass diese nur die Opfer seien. Täter sei das Immunsystem, das irrtümlich die eigenen Körperstrukturen mit Entzündungen angreife.

    Was im Falle der Bekämpfung von Bakterien richtig sei, nämlich diese in Schach zu halten, das müsse im Falle von Rheuma aufgehalten werden, dozierte Kern.

    Mit Bewegungstherapien einerseits und entzündungshemmenden Medikamenten als Notbremse andererseits will man den Krankheitsverlauf möglichst verlangsamen. Eine endgültige Heilung für chronisch Kranke ist heute noch nicht in Sicht. Schön wäre es, wenn es gelänge, nur die Rheumaentzündungen zu hemmen und dabei dem Immunsystem zu gestatten, weiterhin die feindlichen Bakterien zu bekämpfen. Doch so weit ist die Medizinforschung noch nicht.

    Aber auch die eingangs erwähnten Mittel haben ihre Nebenwirkungen. So zum Beispiel durch Strahlenbelastung des Patienten beim Radiumchlorid, was zu Leukämie führen kann. Das radioaktive Medikament wird gespritzt. Es baut sich nach zehn Tagen ab. Deshalb wird die Injektion alle zehn Tage wiederholt. Eine Therapie mit zehn Verabreichungen kostet knappe 10 000 Euro.

    Fast doppelt so teuer sei eine Therapie mit dem neuen Medikament TNF alpha, erläuterte Kern. Weil die Bakterien nach Einnahme dieses Mittels wieder eine Chance hätten, steige im Nachhinein aber das Risiko für Krebs und Infektionen wie zum Beispiel Tuberkulose.

    Die Zuhörer interessierten sich für die Frage, wie man der Rheumaerkrankung vorbeugen könne. "Die genetische Bereitschaft für diese Krankheit haben Sie als Betroffener geerbt", so Kern. Ob man denn durch eine spezielle Diät etwas erreichen könne? Dies sei nicht wissenschaftlich beweisbar, meinte Kern. Es könne jedoch nicht schaden, wenn man auf tierische Eiweiße verzichte und viele Vitamine zu sich nehme.

    "Kann man zu Ihnen in die Franz-von-Prümmer-Klinik kommen?", wollte Bormann wissen. Etwa drei bis vier Patienten in der Woche wolle er in besonders schweren Fällen untersuchen, antwortete Klinikleiter Kern. Die Untersuchungen seien recht zeitraubend und er müsse ja auch noch seinen Lehrstuhl an der Universität in Erlangen besetzen. Bormann wünschte sich eine Kältekammer in der Klinik, die den Kranken Linderung bringen könnte.

    Bormann wies darauf hin, dass gerade in Bad Brückenau eine rege Aktivität unter den über 400 Mitgliedern aus der Rheuma-Liga herrscht. Dort gebe es nach zehn Jahren der Aufbauzeit schon 22 Gruppen, während es zum Beispiel in Hammelburg nur zwei seien. Mit dem Motto "Beratung, Bewegung und Begegnung" bringt diese Selbsthilfegemeinschaft ihren Mitgliedern Mut und Perspektive.

    Neu sei die Beratungsstunde, die im frisch eingerichteten Büro in der Bad Brückenauer Oberen Badergasse 2 monatlich abgehalten werde, gab Bormann bekannt. Die Eröffnung soll Mitte Juni sein. Zum Monatsende sei ein Tag der offenen Türe geplant. Mit dem Motto "Rheuma kennt keine Grenzen" spricht die Rheumaliga auch in fremden Sprachen. So hält sie zum Beispiel für Spätaussiedler Informationsmaterial in russischer Sprache bereit.

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