„Bionik ist eine Querschnittswissenschaft aus Biologie und Technik“, erklärt Möldner. Dabei wird erforscht, wie Phänomene der belebten Natur für die Lösung technischer Probleme umgesetzt werden können. Im Auftrag des Bionik-Netzwerks VisioNet veranschaulicht sein Film das etwa am Beispiel Luchs und Autoreifen: Das Bewegungsverhalten einer Katzenpfote dient als Vorbild für technisch optimierte Reifenbeschaffenheit. „Beim Fahren schmal, in der Kurve und beim Bremsen breit. Das ergibt eine höhere Kurvenstabilität und einen verkürzten Bremsweg“, so der Filmemacher.
Dass im Wildpark Klaushof Luchse geradezu vor der Haustüre anzutreffen sind, kam Möldner gerade recht. Achtmal war er im vergangenen Mai vor Ort, um eines der Tiere für ein paar filmtaugliche Sekunden vor die Kamera zu bekommen. „Alles andere als einfach“, erinnert er sich. „Die Luchsdame wollte nicht so, wie ich mir das vorgestellt hatte.“ Um das Tier schließlich doch zu ein paar schnellen Bewegungen zu animieren, musste ein Wolf persönlich ein paar wilde Sprünge mit Futterbrocken vollführen, Tierpfleger Frank Wolf nämlich.
Habicht Sheila aus Rannungen ist der fliegende Star in Möldners Produktion. Mit dem zahmen Raubvogel als Modell zeigt der Ramsthaler, dass die Natur über etwas verfügt, was dem Menschen nur dank moderner Technik zugänglich ist: das Phänomen, das wir Zeitlupe nennen. „Ein Habicht erlebt die Welt siebenmal langsamer als der Mensch. Er kann deshalb eine Gewehrkugel, die auf ihn zufliegt, in der Bewegung sehen und ihr ausweichen“, erklärt Möldner. „Sowas ist sensationell.“
Auch andere Tiere aus dem Klaushof wie etwa ein Biber sowie regionale Einrichtungen wie das Kissinger Labor L&S oder das Mürschter Musikhaus für die musikalische Untermalung sind als Elemente für die Filmproduktion geplant. Insgesamt stellt das Projekt für Möldner Neuland dar: „Vieles ist try and error, probieren, verwerfen, noch mal probieren, solange, bis es passt.“ Vor allem der didaktische Ansatz der Produktion ist für den 45-Jährigen eine neue Herausforderung. „Auch Kinder sollen verstehen, worum es geht.“ Interviews außerhalb eines Studios zu drehen, war für ihn ein ebenfalls ein neues Lernfeld.
„Da geht es vor allem darum, jemanden vorteilhaft ins Bild zu setzen.“ Für die Einbindung von Elementen der so genannten virtuellen Bildsprache hat er bereits weitere Filmbearbeitungskurse belegt, um sein Fachwissen auszubauen. „Das Instrumentarium habe ich, aber die Anwendung will gelernt sein.“
Mit dem Imagefilm wird der Ramsthaler seine erste Produktion vorlegen, die technisch gesehen auch kinotauglich ist. Diese ist nicht zu verwechseln mit einem Werbefilm. „Ein Imagefilm gibt Hintergrundinformationen zu dem Produkt und beantwortet auch die W-Fragen: Warum, woher, wie und so weiter“, erklärt Möldner. Zu sehen sein wird der Film auf Fachveranstaltungen der Netzwerk-Mitglieder sowie im Regionalfernsehen.
Im Blickpunkt
Bionik Der Name ist eine moderne Bezeichnung für eine fachübergreifende Forschungsrichtung, die schon in den 50-er Jahren für Furore sorgte: Damals wurde anhand des natürlichen Vorbilds der Klettfrucht der berühmte Klettverschluss entwickelt. Aktuell entsteht in Ostbayern ein Bionik-Netzwerk aus 16 Einrichtungen: Unternehmen, Universitäten, Fachhochschulen und der Nationalpark Bayerischer Wald erforschen gemeinsam Naturphänomene, um sie für die Technik nutzbar zu machen. Die Initiative geht aus von dem Jandelsbrunner Konzern Knaus Tabbert Gruppe, zu dem auch die Tabbert Caravan GmbH in Sinntal-Mottgers in der Rhön zählt. Links: www.pnp.de/nachrichten/artikel.php?cid=29-15051545&Ressort=wih&BNR=0 und www.matthias-moeldner.de