Bad Kissingen liegt auf Platz zwei nach Nürnberg bei den Übernachtungen in Franken. Der Gesundheits-Tourismus bleibt damit das Kernthema der Stadtentwicklung. Bürgermeister Dirk Vogel sieht weitere Herausforderungen bei der Integration. Und hofft auf einige gute Nachrichten für 2024.
Frage: Die Sanierung des Turniergebäudes in der Au hat sich noch einmal verzögert. Geht es dort 2024 voran?
Dirk Vogel: Wir werden im 1. Quartal anfangen. Die Sanierung dauert voraussichtlich bis Anfang 2025. Nach der Sanierung werden wir das Gebäude wieder für Sport- und Kulturveranstaltungen nutzen können. Zusammen mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz wollen wir im neuen Jahr engagierten Bürgerinnen und Bürgern Sitzplätze des Turniergebäudes als Spende „verkaufen“, sodass wir eine zusätzliche Förderung bekommen können. Die Maßnahme werden wir im neuen Jahr ausführlich vorstellen.

Laufen die Vorbereitungen zur Sanierung des Terrassenschwimmbades planmäßig? Auf was müssen sich Badegäste heuer einstellen?
Vogel: Ja, auch hier geht es dieses Jahr los. Wir werden mit voraussichtlich 7,95 Millionen Euro das Freibad ertüchtigen. Während der Bauzeit, also in den Sommern 2024/25, wird das Sport- und Turmbecken geschlossen sein. Das obere Becken steht als Familienbad in den Sommermonaten zur Verfügung.

Gibt es Hoffnungen auf Ersatz für das geschlossene Hallenbad?
Vogel: Niemanden wurmt die Situation mehr als mich, der in dem nun geschlossenen Bad selbst das Schwimmen gelernt hat. Wenn das Hallenbad an der KissSalis-Therme gebaut würde, wären das geschätzt etwa 600.000 bis 700.000 Euro Defizit pro Jahr. Mit diesen Kosten steht die Stadt allein da. Es wird bei der Genehmigung des Haushaltes durch die Rechtsaufsicht als „freiwillige Leistung“ gewertet, als kommunalpolitischer Luxus sozusagen.
Dieses Jahr werde ich intensiv an einer Lösung arbeiten. Bis dahin greifen die von uns bezahlten Zwischenlösungen für Kinderschwimmen und Vereinsschwimmen in der Stadt.

Wie lange muss man sich noch bis zu einer möglichen Nutzung der Eissporthalle gedulden?
Vogel: Wir sind juristisch gut unterwegs, aber es ist noch nicht alles unter Dach und Fach. Wir stehen kurz davor, dass die Eishalle wieder uns gehört – und wir unseren Sportpark selbst gestalten können. Damit wäre mein Minimalziel erstmal erreicht.
Dann geht es weiter. Ich habe schon vor der Energiekrise gesagt, dass die Stadt allein einen Eishallenbetrieb nicht wieder stemmen kann. Da müssen sich mehr Menschen auf Dauer personell und finanziell einbringen.
Aus meiner Sicht stehen drei Möglichkeiten im Raum, die ich auch in der Prioritätensetzung so angehe: 1. Eishallenbetrieb 2. Indoorhalle / -spielplatz / - sportbetrieb 3. Räumlichkeiten für den Servicebetrieb. Technik und Finanzen werden darüber bestimmen, welche der Optionen zieht oder ob es gar eine ganz andere gibt.
Wie steht es um das Kurparkresort?
Vogel: Ich will Klarheit bei dem Thema und es nicht jahrelang mit mir herumschleppen. Wir haben 2023 genutzt, um zu sehen, ob wir, der Freistaat und die Stadt, für einen Hotelbetrieb andere Investoren finden, nachdem das bisherige Konsortium unter dem Namen „Kurparkresort“ die Finanzierung leider nicht nachweisen konnte.
Nun kann ich für 2024 verkünden, dass wir Hoffnung haben dürfen,
. Versprechen kann ich es nicht. Am Ende baut die Stadt kein Hotel. Alles Weitere wird sich im Lauf des Jahres zeigen.Was macht der Fürstenhof?
Vogel: Grundsätzlich müssten Sie das die Eigentümer des Fürstenhofes fragen. Allerdings begleiten und unterstützen wir immer wieder erfolgreich privatwirtschaftliche Vorhaben zur Ertüchtigung historischer Gebäude. Zuletzt war es das ehemalige Verlagsgebäude in der Theresienstraße, das ehemalige Sole-Reservoir in der Salinenstraße oder die Villa Carola. Wir haben bei vielen Projekten Bewegung. So übrigens auch beim Fürstenhof. Mal klappt was, mal nicht.

Wird sich bis Jahresende am Bahnhofsgebäude etwas tun?
Vogel: Wir haben ein gutes Nutzungskonzept mit der Deutschen Bahn erarbeitet. Die Bahn kümmert sich jetzt besser um ihren Bahnhof als in der Vergangenheit. Wir arbeiten an einer Lösung für die Toilette. Allerdings müssten wir dafür auch den Unterhalt übernehmen. Ob wir das schaffen, kann ich erst im Lauf der Haushaltsberatungen sagen.
Deuten sich andere Hotellerie- oder Kurprojekte an?
Vogel: Es war schön zu sehen, wie in den vergangenen Jahren im Sonnenhügel, Laudensacks Parkhotel, CupVitalis und Rhönkitz investiert wurde. Die jüngste Auszeichnung vom Magazin FOCUS als Top-Kurort spricht für sich. Wir stehen nicht umsonst nach Nürnberg auf Platz 2 der Übernachtungen in Franken und auf Platz 6 in Bayern. Im Hotelbereich kenne ich gute Auslastungen und einige Expansionspläne. Der Standort ist attraktiv, rege und vital.
Was könnte es Neues in Sachen Welterbe geben?
Vogel: Im April werden wir alle Bürgermeister der Great Spa Towns of Europe in Bad Kissingen begrüßen. Wir werden unsere Ortseingangsschilder ergänzen und auf 15 Stelen zum Welterbe informieren.
Die Welterbe-Führungen waren vergangenes Jahr schon sehr erfolgreich. Wir wollen allerdings gelebte Geschichte sein und nicht zum Museum verkommen. Deswegen können wir uns nicht nur auf einen spannenden Kissinger Sommer mit herausragender Klassik freuen, sondern werden im Luitpoldpark mit Ronan Keating, Santiano und The BossHoss erfolgreiche Künstler aus der Popkultur erleben dürfen. Auch das ist Welterbe.
Worauf schauen sie noch voraus?
Vogel: Dieses Jahr beginnen wir mit über elf Millionen Euro zusammen mit der Theresienspitalstiftung, eine neue große Kita und Kinderhort mit über 180 Plätzen zu bauen. So leisten wir einen wichtigen Beitrag, damit bald ausreichend Kitaplätze in der Stadt zur Verfügung stehen. Sie sind jetzt umso wichtiger, um auch Kinder mit Migrationshintergrund schulfähig in die Grundschule schicken zu können. Da machen die Kitas einen tollen Job.
Aber das reicht beim Thema Migration nicht aus. Über 1.200 Menschen ohne deutschen Pass sind in den letzten drei Jahren nach Bad Kissingen gekommen. Ich möchte nicht, dass wir nebenher leben. Ich frage mich, was andere staatliche Ebenen und auch wir als Stadtgesellschaft noch machen können? Da muss mehr von allen Seiten passieren, und darum ist es für mich ein großes Thema im neuen Jahr.