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OBERTHULBA: Mahnender Mikrobiologe

OBERTHULBA

Mahnender Mikrobiologe

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    Anerkannter Experte: Gero Beckmann.
    Anerkannter Experte: Gero Beckmann. Foto: Foto: WOLFGANG DÜNNEBIER

    Ebola, Milzbrand oder Legionellen: Es gibt viele aktuelle Themen, bei denen die zunächst unscheinbare Mikrobiologie über Leben und Tod entscheidet. Ein nimmermüder Mahner für den bewussten Umgang mit jenen klitzekleinen Prozessen arbeitet im Institut Romeis: Dr. Gero Beckmann.

    Für sein Lebenswerk im Bereich der Mikrobiologie erfuhr der 52-Jährige eine in der Fachwelt vielbeachtete Würdigung. Beckmann bekam in Mannheim den Wallhäußer-Preis zugesprochen. Die Auszeichnung ist mit 5000 Euro dotiert.

    „Das ist eine große Ehre für mich“, freut sich Beckmann. Er hat selbst noch an Vorlesungen des 1996 verstorbenen Namensgeber des Preises teilgenommen. Karl Heinz Wallhäußer war international anerkannter Fachmann für Produktionshygiene.

    Die Jury zog für die Verleihung des Preises an Gero Beckmann eine Publikation aus dem Jahr 2013 heran. In dem Artikel beschreibt der Wahl-Bad Bockleter die dramatischen Auswirkungen von mikrobiologischen Abweichungen in der Sterilproduktion an einem aktuellen Beispiel. Nach einer Kontamination starben in den USA 54 Menschen an Hirnhautentzündung. Lasche Standards, unzutreffende Arzneimittelüberwachung und Fehlverhalten in dem betroffenen Betrieb hatten diesen Fall ausgelöst. „Diese Publikation steht beispielhaft für die Veröffentlichungen des Preisträgers“, so die Jury.

    Im Gespräch mit der Main-Post wartet Beckmann mit weiteren unbequemen Erkenntnissen auf. Scharf geht er zu den aktuellen Milzbrand-Gefahren mit der europäischen Schlachtpraxis ins Gericht. Nur durch die eigentlich unnötige Weiterverbreitung von Einzelteilen zweier Schlachtrinder komme es in mehreren Ländern zu Risiken. Die Zentralisierung der Schlachthöfe gefährde nicht nur die Gesundheit, sondern auch die fränkische Wurstkultur, die dem gebürtigen Westfalen ans Herz gewachsen ist.

    Noch problematischer sei das Verhalten interkontinental. „Wir haben noch nicht begriffen, wie wir aus der Risikoabschätzung globale Handlungsstrategien entwickeln“, sagt Beckmann. Von täglich 2000 am Hamburger Hafen angelandeten Containern würden gerade einmal ein Prozent auf Ansteckungsherde untersucht. „Und auch nur bei Verdachtsfällen“, so der Mikrobiologe.

    Im Visier hat er etwa Millionen von chinesischen Tiefkühlbrötchen, die in deutschen Discountern billigst verkauft werden. „Die Verantwortung sinkt mit dem Quadrat der Entfernung“, gibt er zur Sorgfalt von Fertigungsmethoden zu bedenken.

    Im Rahmen seiner täglichen Arbeit kümmert sich Beckmann im Institut Romeis unter anderem um die Überwachung von Molkereien und Arzneikräuterproduktionen. Dazu hält er auch Schulungen und schreibt Bücher. So etwa zur Kapuzinerkresse. Dieser Kresse schreibt Beckmann Wirkungen zu, die bisweilen Antibiotika ersetzen könnten. Und die eigene Kochkunst bereichern. Denn wenn auch die Mikrobiologie so manche Überraschung parat hält: Den Appetit lässt sich der frisch gekürte Preisträger dadurch nicht vermiesen.

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