Damit hätten wohl die wenigsten im Hammelburger Stadtteil Obereschenbach gerechnet: Die Entstehung der Ortschronik zum Dorfjubiläum 2017 hatte neben lesenswerter Lektüre einen weiteren Effekt für den kleinen Ort. Denn aus der gemeinsam geschaffenen Chronik keimte die Idee für eine Bürgerinitiative, die das Leben im 550-Seelen-Dorf bis heute nachhaltig prägt.
Eine derartige Initialzündung für die Dorfgemeinschaft war nicht vorauszusehen, als die Autorinnen und Autoren 2017 um Beiträge für die Ortschronik unter dem Motto "Obereschenbach von 777 bis 2020" baten.
Alle Beiträge unserer Main-Post-Aktion finden Sie hier: Zeichen setzen!
"Dazu gab es regelmäßig Sprechstunden in der Eschenbachhalle", sagt Stadtrat und Ortssprecher Thomas Reuter. Rasch keimte die Idee für eine lose Bürgerinitiative, um den Blick auch in die Zukunft zu wenden. Gemeinsame Projekte sollten die Menschen zueinander bringen.

Bürgerinitiative Obereschenbach hat viele Plätze rund um den Ort erneuert und verschönert
Buchstäblich sichtbar wird die neue Zusammengehörigkeit im Ort beim neu angelegten Aussichtpunkt am Stürzelberg, hoch über dem Ort. Stadtrat Reuter spricht gar vom "Platz der Plätze" für Obereschenbach.
Ehrenamtliche haben dort in vielen Stunden den zugewachsenen Aussichtspunkt gelichtet, die Sitzgruppe und die Schutzhütte hergerichtet, eine Treppe angelegt und eine Liege aufgestellt. Seitdem bietet sich ein reizvoller Blick über die Dächer des Ortes bis hinüber zum Sodenberg. "Nun ist hier eigentlich bei schönem Wetter immer was los", sagt Reuter bei einem Besuch an Ort und Stelle.

Einheimische sowie Touristen freuen sich über das Panorama. Auf dem Geschmack gekommen, arbeiteten die etwa 25 Ehrenamtlichen auch einen etwas abgelegeneren Aussichtspunkt am Leiberskreuz heraus.
Beim ersten Projekt der Bürgerinitiative kamen überraschend viele Helferinnen und Helfer
Schon die erste Baustelle der jungen Initiative mitten in Obereschenbach hatte sich zu einem gesellschaftlichen Ereignis entwickelt. Selbstgestecktes Ziel war es, in Eigenleistung das "Gängle" zu asphaltieren. Dabei handelt es sich um einen 200 Meter langen, schmalen Fußweg, der bis zu diesem Zeitpunkt den Altort über einen kaum passierbaren Sumpf mit dem Baugebiet verband.

Für den Ausbau, für den die Stadt das Material stellte, fanden sich in wechselnden Besetzungen bis zu 30 Helferinnen und Helfer ein. "Darunter immer wieder neue Gesichter", freut sich Ortssprecher Reuter. "Ohne diesen Einsatz wäre das bis heute nicht fertig", sagt er.
Besonders dankbar zeigt er sich für die ehrenamtliche Unterstützung von Bauexperten, die mit Rat und Tat zu Seite stehen. Unverzichtbar sei neben Baggerfahrern aber auch das Team von Hilfsarbeiterinnen und -arbeitern wie ihm selbst, die auch mal mit Schaufeln und Besen zur Sache gehen.
Obereschenbacher machen ihren Ort schöner, Projekt für Projekt
Die Bürgerinitiative schuftet bei den Projekten zumeist an Wochentagen abends, wobei sie Zeitdruck in Grenzen hält. Eine Mammutaufgabe war die Herrichtung des geschichtsträchtigen sogenannten Holzbrunnens in Obereschenbach, von dem einst Esel das Schloss Saaleck mit Trinkwasser versorgten. Um den Quell samt einem Becken zum Aufenthaltsort zu machen, setzen die Helferinnen und Helfer nach Erdaushub 25 Tonnen Muschelkalkquader.

Auch beim Bau des neuen Holzbackofens am FC-Sportheim langte die Bürgerinitiative mit den Fußballern zu.
Gar nicht so einfach sei es für die Initiative, die Projekte mit Materialkosten zu mehreren Tausend Euro zu kalkulieren, sagt Reuter. Finanzielle Unterstützung über einige Tausend Euro für das Material gebe es inzwischen vom Regionalbudget des Amts für Ländliche Entwicklung und dem Tourismus-Zweckverband Fränkisches Saaletal, zumal die Initiative den Ort auch durch Informationstafeln und Lagepläne aufwertet.
Jetzt baut die Bürgerinitiative einen Wasserspielplatz in Obereschenbach
Doch auch private Spenderinnen und Spender stützen die Bürgerinitiative. "Leute, die altersbedingt nicht mehr helfen können, zeigen so ihre Dankbarkeit", sagt Reuter.
Die Arbeiten für das nächste Projekt haben vor Kurzen begonnen. An der Eschenbachhalle entsteht ein kleiner Wasserspielplatz. Mittels Handpumpe können Kinder dort künftig Wasser fördern. Nach Fertigstellung werden demnächst die Kleinsten spielerisch an die Dorfgemeinschaft herangeführt. Dank solcher Projekte geht der Stoff für weitere Ortschroniken wohl nicht aus.
Zeichen setzen!Die Aktion "Zeichen setzen!" zeichnet seit über 20 Jahren beispielhafte ehrenamtliche soziale Initiativen aus. Eine Jury wählt unter den Bewerbungen aus. Immer im Spätherbst werden dann vier Preise – dotiert mit 500 bis 3000 Euro – verliehen.Initiativen können sich entweder selbst bewerben - oder sie werden von Dritten vorgeschlagen. Jede und jeder kann Personen oder Gruppen nennen, die Wichtiges zum Gemeinwohl beitragen. Eingereicht werden können Projekte und Initiativen aus Unterfranken und dem benachbarten Main-Tauber-Kreis.Bewerbungen für die Förderpreise und eine Berichterstattung richten Sie bitte bis spätestens 30. September 2023 an: Main-Post, Aktion "Zeichen setzen!", Berner Straße 2, 97084 Würzburg, E-Mail: zeichensetzen@mainpost.de Oder: Lernwerk Volkersberg, Volkersberg 1, 97769 Bad Brückenau, E-Mail: zeichensetzen@volkersberg.deInformationen rund um die Aktion, die Bewerbung, die Kriterien sowie erschienene Beiträge finden Sie unter www.mainpost.de/zeichensetzen und www.lernwerk.volkersberg.de.Quelle: MP