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BAD KISSINGEN: Mehr Hedonisten, weniger Liberal-Intellektuelle

BAD KISSINGEN

Mehr Hedonisten, weniger Liberal-Intellektuelle

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    Bürgerliche Mitte oder Liberal-Intellektuell? Das Bistum hat die Region auf ihre gesellschaftlichen Milieus hin untersuchen lassen.
    Bürgerliche Mitte oder Liberal-Intellektuell? Das Bistum hat die Region auf ihre gesellschaftlichen Milieus hin untersuchen lassen. Foto: Foto: Siegfried Farkas

    Menschen einzuteilen, sie quasi in Schubladen zu stecken, kann hilfreich sein. Wenn man jemanden schnell einordnen will, braucht es dafür, statt langer Gespräche, oft nur ein paar Merkmale.

    Bejahen Sie generell die gesellschaftliche Ordnung? Bewegt Sie der Wunsch nach beruflicher und sozialer Etablierung, nach gesicherten und harmonischen Verhältnissen? Empfinden Sie gleichzeitig aber auch wachsende Überforderung und Abstiegsängste? Wenn das zutrifft, gehören Sie zum Milieu der Bürgerlichen Mitte. Eher den Hedonisten, also der Spaß- und erlebnisorientierten modernen unteren Mitte, zuzurechnen ist dagegen, wer im Hier und Jetzt lebt, unbekümmert und spontan ist, sich im Beruf angepasst verhält, in der Freizeit aber aus den Zwängen des Alltags ausbricht.

    Bürgerliche Mitte und Hedonisten sind gesellschaftliche Milieus, die das Markt- und Sozialforschungsunternehmen Sinus entwickelt hat. Diese Milieus teilen ein nach sozialer Lage und Wertorientierung. Angewandt hat das Unternehmen die Kategorien im Auftrag der Diözese jetzt auch auf die Region. Ein Ergebnis: Es gibt im Bäderlandkreis mehr Hedonisten als im Bundesdurchschnitt. Und weniger Liberal-Intellektuelle.

    16,6 Prozent der Haushalte im Raum Kissingen werden den Hedonisten zugeordnet. Im Raum Hammelburg sogar 17,8 Prozent. Für ganz Deutschland setzt Sinus für dieses Milieu nur 15 Prozent an. Stärker ausgeprägt als im Bundesschnitt sind in der Region auch die Bürgerliche Mitte oder das Milieu der Traditionsorientierten. Der Bürgerlichen Mitte rechnet das Institut vor Ort 14,2 Prozent (Raum Kissingen) und 13,7 Prozent (Raum Hammelburg) zu. Im Bund sind es 13 Prozent. Die Liberal-Intellektuellen dagegen sind vor Ort mit 5,7 Prozent geringer vertreten als im Bund (7 Prozent).

    Erworben und veröffentlicht hat die Diözese die Untersuchung als Ansatz für bessere Seelsorge. Es gehe um „eine Sehhilfe für individuelle pastorale Planung“, schreibt die Pressestelle des Bischöflichen Ordinariats. Die Sinus-Milieus sollten helfen, die „verschiedenen Lebenswelten, die Menschen mit ihren unterschiedlichen Wünschen und Sehnsüchten wahrzunehmen“. Natürlich können die Angaben aber auch ohne diesen Hintergrund zur Einschätzung der Gesellschaft in der Region herangezogen werden. (Eine digitale Karte dazu gibt es hier.)

    Erwartungsgemäß sind in Gebieten wie dem Kreis Kissingen Bürgerliche Mitte, Traditionsorientierte und Hedonisten, also Milieus auf der konservativen Seite der Gesellschaft, stärker. Die Anteile des sozialökologischen Milieus (vor Ort 5,6 Prozent, Bund 7,0), der ambitionierten, kreativen Avantgarde (6,9 vor Ort/Bund: 8) oder der Liberal-Intellektuellen fallen kleiner aus. Dafür ist aber auch das Prekariat unterdurchschnittlich ausgeprägt, die Gruppe der um Orientierung und Teilhabe bemühten Unterschicht, die sich oft sozial benachteiligt und ausgegrenzt fühlt.

    Ganz so simpel, wie es scheint, ist das mit den Schubladen am Ende aber doch nicht. Wer die Sinus-Milieus an sich selbst analysiert, wird feststellen, die Einordnung fällt gar nicht so leicht. Vermutlich passt jeder Mensch in mehrere Schubladen.

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