Bereits im April 2020 signalisierte man von Seiten des Bundes: Das Mehrgenerationenhaus in der Kurstadt, das der Verein Generationen-Netz betreibt, wird auch ab 2021 weiter gefördert. Der Antrag muss nun bis 30. September 2020 eingereicht werden. Während die jüngste Förderperiode über vier Jahre reichte (2017 bis 2020), wurde die neue nun auf acht Jahre verlängert (2021 bis 2028). Zudem bekommt der Verein ab kommendem Jahr 10 000 Euro mehr vom Bund, also insgesamt 40 000 Euro.
Bedingung für das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ ) ist allerdings bei der Bewilligung dieser Gelder stets, dass sich die jeweiligen Kommunen auch mit eigenen Zuschüssen an der Finanzierung ihrer MGH beteiligen. Stadt und Landkreis Bad Kissingen hatten zuletzt jährlich jeweils 5000 Euro beigesteuert. Für die neue Förderperiode verlangt das BMFSFJ jetzt erneute Beschlüsse in den kommunalen Gremien. Der Kreisausschuss des Landkreises tat sich am 13. Juli mit seiner Entscheidung nicht schwer und wird auch ab 2021 jährlich 5000 Euro beisteuern. Die Stadt Bad Kissingen will das Thema im Sozialausschuss am 29. Juli behandeln.
Entscheidung statt Willensbekundung
Ein "Generationenhaus" gab es in Bad Kissingen schon 2003 in dem Gebäude, in dem heute das Amtsgericht untergebracht ist. Ins Bundesförderprogramm aufgenommen wurde diese Einrichtung als "Mehrgenerationenhaus" (MGH) allerdings erst 2008 – die Einrichtung war inzwischen in die Ludwigstraße umgezogen. Seit 2014 hat das MGH eine , gegenüber dem Landratsamt, gefunden.

Bundesweit gibt es inzwischen 540 MGH, davon etwa 50 in Bayern. Dass der Bund für den neuen Förderzeitraum neue kommunale Beschlüsse fordert, hat offenbar damit zu tun, dass sich die Kommunen und Gebietskörperschaften klar zu ihrem MGH bekennen sollen. "Der Bund will nicht nur eine Willensbekundung, sondern eine Entscheidung", formulierte Landrat Thomas Bold diese Tatsache im Kreisausschuss.
Tagesmütter-Börse kommt gut an
Von Seiten des Landkreises sei man generell mit dem allgemeinen Angebot des Mehrgenerationenhauses sehr zufrieden, so Bold weiter. Bei mehreren Projekten arbeiten Landkreis und MGH schon seit Jahren eng zusammen. Das betrifft beispielsweise die Tagesmütter-Initiative. Das Jugendamt delegierte 2006 ganz offiziell die Fortbildung von Kindertagespflege-Personen, die es damals schon zwei Jahre gab, und die Vermittlung der Kinder in Pflegeverhältnisse, per Vertrag an den Verein Generationen-Netz.
Diese "Tagesmütter-Börse" kam sehr gut an, wie eine Analyse des Landkreises aus den Jahren 2004 bis 2017 gezeigt hatte. Damals stellte sich übrigens heraus, dass nahezu die Hälfte der Bedarfsmeldungen aus der Kernstadt Bad Kissingen kamen, nämlich 341 von 760 Anfragen. Die Planungsverantwortung liegt beim Jugendamt. Finanziert wird diese Initiative über den Jugendhilfe-Etat.
10 000 Euro mehr vom Bund
Ähnliche Kooperationsverträge mit dem Kreis gibt’s für die Projekte
(zur Unterstützung werdender Eltern und Familien mit Kindern bis drei Jahren oder für den Begleiteten Umgang (beispielsweise für getrennte Paare, denen es selbst schwer gelingt, den regelmäßigen Umgang mit den Kindern zu regeln).
Bis zum 30. September 2020 muss MGH-Geschäftsführerin Iris Hönig den Antrag beim BMFSFJ eingereicht haben. Über 10 000 Euro mehr vom Bund freut sie sich schon, macht aber gleichzeitig klar, dass damit gerade mal das aktuelle jährliche Defizit gedeckt wäre. 2019 habe sich dieses im Haushaltsplan nämlich mit 9000 Euro niedergeschlagen – Geld, das der Verein jedes Mal aus der eigenen Kasse zahlen muss, sagt Hönig.
Zwei Projekte im Auftrag des Freistaats
Zwei andere Initiativen nimmt das Bad Kissinger MGH im Auftrag des Freistaats wahr: Dabei handelt es sich um besondere
sowie um die "Förderung von Zusammenhalt und Integration", sagt Hönig. Bei letzterem Projekt geht es darum, die Teilhabe von Migranten und ihren Familien am gesellschaftlichen Leben zu fördern.Künftig möchte man verstärkt der Austausch zwischen den Generationen in den Blick rücken, so die Geschäftsführerin weiter. "Jung und Alt sollen wieder mehr zusammenkommen. Wie das genau aussieht, daran arbeiten wir noch." Auf jeden Fall sei das Ziel dieser Initiative, etwas zu bewirken, was nachhaltig in der Gesellschaft weiter wirkt.
MehrgenerationenhausWer sucht, der findet im Mehrgenerationenhaus das, was er in seiner Lebenssituation braucht: Es gibt nicht nur Kurse und Vorträge für Eltern, Alleinerziehende, Omas und Opas, Schüler, Tagesmütter und -väter, FamilienbegleiterInnen, Hebammen und pädagogische Fachkräfte. Auch die Kleinsten kommen dort auf ihre Kosten. Im Mehrgenerationenhaus arbeiten drei Personen in Vollzeit. Was die einzelnen Angebote angeht, sind dort 25 Personen beschäftigt, etliche allerdings befristet und viele in Teilzeit, sagt Geschäftsführerin Iris Hönig. Dazu kommen etwa 46 Personen, die ehrenamtlich dabei sind und beispielsweise Selbsthilfegruppen, Singkreise und Ähnliches leiten.ikr