Die Alte Aula in Münnerstadt war am Donnerstagabend randvoll gefüllt, als zu den Klängen des musikalischen Quartetts der Städtischen Musikschule Münnerstadt die CSU-Prominenz Richtung Bühne einzog. An der Spitze die Bundestagsabgeordnete – und erneute Kandidatin – Dorothee Bär, dicht gefolgt vom bayerischen Innenminister Joachim Herrmann, Innenstaatssekretär Sandro Kirchner sowie Landrat Thomas Bold. Es ging nur langsam für sie in Richtung Bühne voran – viele Hände mussten geschüttelt werden.
Rund 250 Menschen aus dem Landkreis waren der Einladung des CSU-Kreisverbands Bad Kissingen zum Neujahrsempfang gefolgt. Funktionäre, Bürgermeister, Gemeinde- und Stadträtinnen- und -räte füllten den Saal. Sandro Kirchner beglückwünschte sich bei der Begrüßung scherzhaft selbst für sein Händchen, seinen Chef nach Münnerstadt eingeladen zu haben. Der Besuch sei ein "Highlight" für die Gäste. Schließlich sei Herrmann "DER Innenminister" in Deutschland.

"Zu Beginn eines neuen Jahres blickt man immer auch auf die anstehenden Herausforderungen", sagte Kirchner und stimmte den Saal auf die bevorstehende Bundestagswahl ein. Das Ampel-Aus habe sich abgezeichnet. Er wundere sich jedoch, dass die Hauptakteure wie Bundeskanzler Scholz, Finanzminister Lindner oder Wirtschaftsminister Habeck das Selbstbewusstsein hätten zu sagen, sie hätten einen guten Job gemacht und wollten wieder in die Verantwortung.
CSU will den Politikwechsel schaffen
Dorothee Bär – die von ihren männlichen Kollegen scherzhaft genau acht Minuten Redezeit zugesagt bekam – erinnerte an den CSU-Slogan zur Wahl: "Wir wollen Deutschland wieder in Ordnung bringen - und können das auch!" Sie dankte vor allem den vielen Ehrenamtlichen im Wahlkampf: "Ich bin geflasht von Eurem Engagement." Schließlich habe sie mit 89 Kommunen und 133 Ortsverbänden den größten Bundeswahlkreis in Westdeutschland.
Nach der Bundestagswahl wolle man einen Politikwechsel schaffen. "Dass das geht, sieht man bei uns in Bayern", so Bär. In Berlin habe man beispielsweise viel über die Bezahlkarte für Flüchtlinge diskutiert und gesagt, dass das nicht gehe. Sandro Kirchner habe diese in Bayern umgesetzt. "Es geht eben doch, wenn man möchte", so die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CSU/CDU-Bundestagsfraktion.

Auch der im Freistaat gerne gezogene Vergleich zwischen Berlin und Bayern durfte nicht fehlen. "In Bayern dürfen Häuser keine 24 Stunden besetzt werden, in Berlin sind das auch einmal 24 Jahre", so Bär und erntete viel Beifall. Auch für sie sei Herrmann deshalb "der Mister Innere Sicherheit".
Thematischer Rundumschlag des Innenministers
Joachim Herrmann ging in seiner rund 50-minütigen Rede am Abend nicht nur auf das Thema Sicherheit ein, sondern holte zu einem Rundumschlag aus. Zuvor nutzte er jedoch die Gelegenheit für eine Prophezeiung in Richtung Dorothee Bär: "Sie wird nach der Wahl noch eine stärkere Rolle in Berlin spielen."
Herrmann sei am Abend gerne nach Münnerstadt gekommen. Schließlich sei er seinem Staatssekretär "verpflichtet". Auf Kirchner sei immer Verlass – zudem kenne dieser sich in Dingen der Digitalisierung um einiges besser aus als er, begründete er die gute Zusammenarbeit.

Zu Beginn seiner Rede hob Herrmann hervor, dass ihm die Region keine Unbekannte sei: "Am 1. Juli 1975 habe ich meinen Wehrdienst hier begonnen." Nach sechs Wochen in Mellrichstadt ging es für ihn damals nach Hammelburg. Er erinnerte daran, dass man in Mellrichstadt die Wachtürme der DDR gesehen habe und auf beiden Seiten der Grenze deutsche Soldaten patrouillierten. "Damals war die Bundeswehr für die Mehrheit der Gesellschaft unumstritten." Dahin müsse man wieder zurück. "Wir wollen niemanden angreifen, aber wir müssen wieder so stark dastehen, dass niemand auf die Idee kommt, uns anzugreifen", so der Innenminister.
Positionierung gegen AfD und BSW
Und während er die Grünen am Donnerstagabend mit keinem Wort erwähnte, positionierte er sich lautstark gegen AfD und BSW: "Wenn der russische Außenminister diese Parteien empfiehlt, sollte das dem Letzten in unserem Land zu denken geben." Wer in dieser Zeit Gedanken äußere, aus der NATO und der EU auszutreten, für den habe er klare Worte: "So blöd kann man gar nicht sein!"
Beim Thema Innere Sicherheit erinnerte er daran, dass Bayern in Bezug auf die Bevölkerung die niedrigste Zahl an Straftaten habe. "Menschen haben ein Recht auf Sicherheit", sagte er und dankte der Polizei. Trotz eines starken Staates gebe es jedoch "in manchen Bereichen zu viel Staat". Dringend müsse deshalb Bürokratie abgebaut werden.

Intensiv sprach Herrmann über das Thema Migration. "Ich will nicht die Grenzen schließen, aber wir müssen wieder die Kontrolle darüber haben, wer in unser Land kommt", sagte er unter lautem Beifall. Er forderte eine "echte Wende in der Flüchtlingspolitik".
Man dürfe nicht die Intoleranten tolerieren
Herrmann ging auch auf die Silvesternacht in Berlin ein. Man brauche nicht über ein Böllerverbot zu diskutieren, sondern müsse solche Menschen vor Gericht stellen. Er erinnerte an die Lehren aus der NS-Zeit: "Wir dürfen nicht die Intoleranten tolerieren, weder Neo-Nazis noch Islamisten."
Einen letzten Punkt widmete er der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung. "Wir haben einen Wohlstand in Deutschland aufgebaut, der phänomenal ist." Dieser sei jedoch nicht vom Himmel gefallen, sondern hart erarbeitet. Die Forderung nach einer 30-Stunden-Woche sei "totaler Blödsinn" und mache das Land kaputt.

Landrat Thomas Bold schwor den Saal abschließend auf den Wahlkampf ein, bei dem jeder Tag, jede Stunde, jede Sekunde zähle: "Ich wünsche mir nach dem Gezanke, dass eine neue Bundesregierung den Menschen zeigt, dass es auch anders geht." Die CSU sei in Aufbruchstimmung.
Nach den Reden ging es für den Innenminister nicht nur mit dem Händeschütteln weiter. Er war auch das gefragteste Fotomotiv des Abends. Und zum Abschied bekam Herrmann vom CSU-Kreisvorsitzenden Kirchner einen Präsentkorb mit etwas überreicht, das sie auch in München nicht hinbekommen: g'scheiter Wurscht.