Lautstark forderten am Montagmittag Schülerinnen und Schüler der Klasse 2c an der Sinnberg-Grundschule „Spaghetti jeden Tag!“ Doch diente dieser „Protest“ nur der musikalischen Unterhaltung jener Gäste aus Politik und Verwaltung, die zur offiziellen Einweihung der 60 Quadratmeter großen Vollküche gekommen waren. Denn Spaghetti stehen selbstverständlich ganz oben auf dem ausgewogenen Speiseplan täglich frisch zubereiteter Speisen.
Schon längst sind die nach den Worten von Architekt Johannes Messerschmidt „modernsten Geräte, die es heute auf dem Markt gibt“, von Elina Herrspiegel, Monika Bohatsch und Kerstin Zirkenbach in Betrieb genommen worden. Montags bis freitags bereiten sie den Ganztagsschülern Menüs wie Tomatensuppe mit Pizzabrötchen oder Schinken-Hack-Röllchen mit Kartoffelbrei. Zum Nachtisch kann es auch mal Leckereien geben, die Mitglieder des Kinderkochkurses für ihre Mitschüler gekocht oder gebacken haben.
Vor drei Jahren habe „alles mit einem Tag der offenen Tür begonnen“, erinnerte Elternbeiratsvorsitzender Michael Schröder an den schwierigen Auftakt zur Umnutzung der früheren US-Schule. Seitdem habe er „voller Stolz die Schule wachsen sehen können“. Mit der neuen Vollküche sei nun das Ziel erreicht.
Ursprünglich sei nur eine Catering-Küche eingeplant gewesen. Förderverein, Elternbeirat und schließlich die Mehrheit des Stadtrats hätten sich nach intensiver Verhandlung dann doch für die größere, 165 000 Euro teure Lösung entschieden, bedankte sich auch Schulleiter Klaus Lotter.
Als 91 000 Euro Zuschuss vom Freistaat Bayern gesichert waren, die Ausschussgemeinschaft von Grünen und FDP im Stadtrat noch 1500 Euro gespendet und der Förderverein weitere 5000 Euro sowie die Anstellung der Küchenkräfte zugesagt hatte, verblieben für die Stadtkasse nur noch 67 500 Euro. So konnte der Bauausschuss am 11. August vergangenen Jahres guten Gewissens seine Zustimmung zum Bau der Vollküche mit Lagerraum, Spülküche und Kiosk geben.
Es gehe nicht allein um die reine Verköstigung der Ganztagsschüler, machte Lotter deutlich. Mit der Nutzung der Küche verfolge man auch pädagogische Ziele, die heute in manchen Haushalten vernachlässigt würden. So müssten die Schüler abwechselnd für ihre Kameraden den Tisch decken, ihnen auffüllen und auch den Tisch wieder säubern. Zu Beginn des Essens werde gemeinsam ein Gebet gesprochen, um Ruhe einkehren zu lassen. Auch dürften die Schüler erst dann wieder vom Tisch aufstehen, wenn auch der Letzte seine Mahlzeit in Ruhe beendet habe. Diese Unterweisung sei für die Erziehung zweifellos unverzichtbar, bestätigte Oberbürgermeister Kay Blankenburg, wenngleich er kritisch hinterfragte, warum dies eine Aufgabe der Schule sein müsse.
Blankenburg zeigte sich zufrieden, dass derzeit jeweils 50 Schüler gemeinsam ihr Mittagessen einnehmen könnten. Bei vollständiger Ausnutzung des Ganztagsangebot werde man in zwei Schichten hundert Schüler in der Sinnberg-Grundschule verköstigen können.