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Bad Kissingen: Moderne Technik als Bad Kissinger Exportschlager

Bad Kissingen

Moderne Technik als Bad Kissinger Exportschlager

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    Vor knapp drei Jahren entstand das Zentrum für Telemedizin (ZTM), die Anfangsförderung reicht noch gut ein Jahr. "Wir sollen nach vier Jahren ein Stück weit das Laufen gelernt haben", fasst Geschäftsführer Sebastian Dresbach das Ziel bis 2015 zusammen. Aber der 37-Jährige ist sich sicher, dass es darüber hinaus weitergeht: "Das ZTM hat gut eingeschlagen, die bundesweite Wahrnehmung ist enorm", blickt er zufrieden zurück und optimistisch nach vorne.

    "Es gibt noch eine Findungsphase, wie es weitergeht", berichtet Dresbach über die aktuellen Pläne. Aber sämtliche Gesprächspartner aus Wirtschaft und Politik hätten erkannt, dass das ZTM "wahnsinnig innovativ" ist. Deshalb gebe es auch gute Signale, allen voran die Pläne, dass das Zentrum in das derzeit leer stehende Kurhausbad in der Stadtmitte umzieht. Eine Vision: Dresbach kann sich etwa eine Muster-Wohnung zur Beratung von pflegenden Angehörigen vorstellen.

    Das ZTM war für Dresbach selbst ein echter Glücksfall: "Die Chance, so etwas von Anfang an aufzubauen, kriegt nicht jeder", sagt er im Rückblick. Dabei sei ihm der Abschied von der "Rotkreuz-Familie", wie er seinen alten Arbeitgeber nennt, nicht leicht gefallen. "Ich wäre beim Bayerischen Roten Kreuz alt geworden", sagt der ausgebildete Rettungsassistent und Betriebswirt.

    Dresbach hat es nie bereut: "Das war ein Schritt, der mir bis heute sehr viel Freude bereitet." Bereits beim Roten Kreuz war Dresbach für technische Neuerungen zuständig, vor allem für das 2004 entwickelte "Angel"-System: In einem ersten Schritt wurden damit die Daten von Schlaganfall-Patienten an Krankenhäuser übertragen, um Zeit zu sparen. "Mittlerweile können wir die Daten von allen Patienten schicken", berichtet Dresbach über die Weiterentwicklung. Bayernweit rüste das Rote Kreuz derzeit sämtliche Rettungsfahrzeuge mit dem System aus. Da passe es gut, dass auch die bayernweite Stabsstelle für Telematik und Sicherheitsforschung des Roten Kreuzes beim ZTM angesiedelt ist. "Das ist für beide Seiten Gold wert." Zudem hat das ZTM von Bad Kissingen aus bereits 15 Kliniken mit dem System ausgerüstet.

    Ein wichtiger Aspekt der Telemedizin ist, mit moderner Technik wertvolle Zeit zu sparen. Zur Anwendung kommt das zum Beispiel in einem Pflegeheim, das sämtliche Daten online pflegt und dem Hausarzt zur Verfügung stellt: "Der Arzt kann also die Parameter seiner Patienten aus der Ferne scannen", berichtet Dresbach. Dadurch könne er Hausbesuche besser planen und sei ständig auf dem Laufenden - völlig unabhängig vom Schichtwechsel im Heim. "Das lief auf Anhieb super, und die Einrichtung würde das nie wieder hergeben", betont Dresbach, und: "Das System wurde vom Land Bayern aufgegriffen und in der Fläche empfohlen."

    Groß im Kommen seien auch die Video-Expertisen über das Internet. "Jeder kann mit jedem kommunizieren", lautet die Devise gerade in der ambulanten Pflege. Ein gutes Beispiel sei die Heimbeatmung, bei der heute schon vieles möglich sei, was vor 20 Jahren noch undenkbar war. "Wenn man einem schwer kranken Patienten den Transport in die Klinik erspart, haben wir unser Ziel erreicht", bringt es Dresbach auf den Punkt - und das im doppelten Sinne: zum einen wegen der Erleichterung für den Patienten, zum anderen wegen der Kosten-Einsparung.

    Dabei will das ZTM keine Konkurrenz zu den Ärzten aufbauen, im Gegenteil: "Uns ist es ganz wichtig, dass wir den Arzt nicht ersetzen, sondern unterstützen." Für Ärzte, die sich mit dem Thema auseinandersetzen, gebe es ein riesiges Potential: "Es gibt viele Super-Sachen, die nur noch nicht zur Anwendung gebracht wurden." Hier sieht der ehemalige Rettungsassistent Dresbach auch seine Rolle: "Wir wollen keine Prototypen entwickeln, die dann in der Schublade verschwinden, das muss alles praxistauglich sein."

    Gerade deshalb sei die Vernetzung des ZTM so wichtig: Die derzeit vier Angestellten hätten Einblicke in die Pflege, in Kliniken, in den Rettungsdienst und natürlich in die Wirtschaft. "Allein für den Vorführraum des ZTM haben Betriebe Geräte im Wert von mehr als 100.000 Euro zur Verfügung gestellt." Das ZTM verstehe sich deshalb auch als medizinischer Dienstleister, der viele Partner an einen Tisch bringt, denn: "Das kann keine Vertriebsabteilung irgendeiner Firma." Ein weiterer Baustein seien die zahlreichen Kurse im Bereich Gesundheitswesen im Haus: "Von Universitäten bis zur Arzthelferin" sei dabei alles vertreten. Und ganz nebenbei gibt es die Führungen durch die Ausstellung. "Das hat strahlende Wirkung", verweist Dresbach auf hochrangige Besuchergruppen bis aus Österreich.


    Neue Strukturen aufgebaut

    Und was treibt den Geschäftsführer selbst an: "Das Macher-Gen muss man schon haben", blickt Dresbach auf die zurückliegenden drei Jahre zurück. Die völlig neuen Strukturen im ZTM aufzubauen, die große fachliche Kompetenz im Beirat zu nutzen und das Zentrum in der Region zu entwickeln, mache ihm viel Freude. "Man muss auch den Mut haben, Entscheidungen zu treffen", nennt er dabei einen typischen "Aufbrecher"-Aspekt.

    Privat Der verheiratete Familienvater Sebastian Dresbach ist 37 Jahre alt, wuchs als Sohn einer Soldatenfamilie größtenteils in Poppenroth auf, wo er auch heute mit seiner Familie wohnt.

    Beruf Nach dem Realschulabschluss besuchte Dresbach die Fachoberschule, bevor er nach dem Grundwehrdienst 1996 seine Ausbildung zum Rettungsassistenten beim Rot-Kreuz-Kreisverband Bad Kissingen begann. Nach der Ausbildung und Qualifizierungsmaßnahmen übernahm der ausgebildete Betriebswirt im Kreisverband Bad Kissingen schnell Führungsaufgaben. Er war Wachleiter und bis 2012 stellvertretender Kreisgeschäftsführer. Danach wurde er Geschäftsführer des Zentrums für Telemedizin in Bad Kissingen.

    ZTM Das Zentrums für Telemedizin (ZTM) wurde bei der Sitzung des Baye ri schen Kabinetts am 7. Juli 2010 in Bad Kissingen beschlossen. Am 28. Oktober 2010 wurde der gleichnamige Förderverein gegründet. Seine Arbeit nahm das ZTM Anfang 2012 im Rhön-Saale-Gründerzentrum, Sieboldstraße 7, in Bad Kissingen auf. Dem Verein gehören gut 60 Mitglieder an, von A wie Ärztlicher Kreisverband bis Z wie Zentrum für Telematik. Den Vorsitz hat Prof. Bernd Griewing, der ärztliche Direktor der Neurologischen Klinik Bad Neustadt. Stellvertreter ist Prof. Peter Deeg. Zudem gibt es einen neunköpfigen Beirat mit Politikern, Medizinern und Vertretern aus Industrie, Krankenkassen, Unis und Rentenversicherung.

    Finanzierung Das Projekt ist vorerst auf vier Jahre angelegt, die Gesamtkosten sind auf 2,7 Millionen Euro veranschlagt. 90 Prozent übernimmt der Freistaat Bayern. Für 2012 wurden aus München 250.000 Euro, für 2013 rund 500.000 Euro und für heuer 347.000 Euro überwiesen. Der Landkreis steuert heuer weitere 80.000 Euro bei.

    Info Auskünfte zum ZTM unter www.ztm-badkissingen.de

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