Gäste aus nah und fern gaben sich die Ehre. Es war ein Programm vorgegeben, aber es herrschte lockere Atmosphäre. Man sprach über ernste Themen, aber es wurde auch recht heiter. Rund 250 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft begrüßte Oberbürgermeister Dirk Vogel am Mittwochabend zum Neujahrsempfang der Stadt im Kurgartencafé. Der Clou bei diesem Stelldichein: Volker Heißmann und waren die Überraschungsgäste und bekamen eine ganz besondere Auszeichnung überreicht.
Das Jahr 2023 sei von Krisen geprägt gewesen, das beginnende Jahr 2024 von Protesten, richtete Bürgermeister Toni Schick den Blick gleichzeitig zurück und nach vorn. Seiner Ansicht nach müsse die Politik das ernst nehmen und Lösungen anbieten.
Aufforderung, sich mit demografischen Entwicklungen zu beschäftigen
Ein "Weiter so!" sei der falsche Ansatz für die Zukunft. Unter anderem müsse man sich jetzt auch mit der Tatsache auseinandersetzen, dass in den nächsten Jahren die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen, aber gleichzeitig nicht genauso viele Menschen neu ins Berufsleben eintreten.
"Wer fordert, dass Migranten gehen müssen, macht einen Fehler."
Oberbürgermeister Dirk Vogel
Oberbürgermeister Vogel erinnerte an die Zeit vor 100 Jahren, als die jüdische Bevölkerung noch ein Drittel der Bad Kissinger Bevölkerung ausmachte und machte klar, dass man sich rechtsextremen Strömungen entgegenstemmen müsse. "Wer fordert, dass Migranten gehen müssen, macht einen Fehler. Denn wir brauchen diese Menschen."

Man dürfe die Menschen nicht nach ihrer Herkunft beurteilen, so Vogel weiter. Wer hier die Regeln einhält und sich anstrengt, der verdiene es, in Bad Kissingen eine Chance zu bekommen. Er kritisierte jedoch, dass die Integration von Migranten und Migrantinnen in die Gesellschaft und die Berufswelt bislang schlecht umgesetzt worden sei. Wenn alle ihren Beitrag dazu leisteten, würde das aber künftig gelingen. "Wir müssen diese Aufgabe gesamtgesellschaftlich bewältigen."

In diesem Zusammenhang forderte er von allen Akzeptanz, Toleranz und die Bereitschaft zum Dialog. Wenn man sich füreinander interessiert und niemanden ausgrenzt, müsse man sich kurzfristig keine Sorgen machen, dass die Demokratie abgeschafft wird, sagte der OB.
Die Zukunft aus der demokratischen Mitte heraus gestalten
Für Vogel ist die "Dauer-Kritik am Staat" ebenfalls eine "große Frage", die ihn aktuell beschäftige. Es werde stets am Staat herumgemäkelt, egal wer an der Macht ist – und zwar mit den immer gleichen Argumenten, sagte Vogel. Auch im Fasching sei das wieder spürbar.
Es gebe Bürgerinnen und Bürger, die dies auch auf die Stadt Bad Kissingen übertragen: Die Stadt unternehme nichts, und wenn sie etwas auf die Beine stellt, sei das nicht das Richtige. Solche Diskussionen würden oft in den sozialen Medien beflügelt, so der OB.
Der Vielfalt der Gesellschaft auch in Bad Kissingen Rechnung tragen
In diesem Zusammenhang forderte Vogel dazu auf, dass die Bevölkerung der demokratischen Mitte "mit Augenmaß und Leidenschaft" die Zukunft gestalten müsse und der Vielfalt der Gesellschaft Rechnung tragen solle.

Volker Heißmann und Martin Rassau waren die Überraschungsgäste des Abends. Die beiden populären fränkischen Künstler der Comödie Fürth, die unter anderem seit 1997 im Veitshöchheimer Fasching als Witwen Waltraud und Mariechen Hauptrollen spielen, sind schon als Botschafter des Kulturerbes Bayern ausgezeichnet worden.

Seit Mittwoch dürfen sie sich nun auch "Markenbotschafter" der Stadt Bad Kissingen nennen. Die Idee zu dieser Ernennung hatte Franz-Peter Potratzki in einer Bürgerversammlung öffentlich ins Spiel gebracht – und OB Vogel setzte sie nun gleich in die Tat um.
Urkunden für die beiden Markenbotschafter
Der Oberbürgermeister hatte für beide jeweils große Urkunden anfertigen lassen, die er feierlich an die Komödianten überreichte. Und das zu Recht, denn Heißmann und Rassau sind auch in der Kurstadt längst Kult und tragen den Ruf Bad Kissingens bei jeder Gelegenheit in die Welt hinaus.
Regelmäßig sind die beiden beim Martin Rassau eröffnete 2022 das Bad Kissinger Weinfest mit. Sie machten bei den Rakoczy-Begegnungen 2021 Furore, als sie für ihre Serie "Die Kaltengrubers" in der Kurstadt drehten und sich an einem Sonntagmittag plötzlich unters Volk mischten.
vertreten.Eine frische Erinnerung an die beiden haben viele Bad Kissingerinnen und Bad Kissinger natürlich auch an den schönen Sigismund und den Oberkellner Leopold in der Sommer-Operette "Das Weiße Rössl", die 2023 auf der Bühne am Luitpoldbad aufgeführt wurde.
Erinnerung an den Besuch vor ewigen Zeiten in der Spielbank
2024 stehen sie übrigens auch wieder in der Kurstadt auf der Bühne, und zwar in dem Operetten-Klassiker "Die lustige Witwe", wie Heißmann am Mittwoch verriet und gleich energisch darauf hinwies, dass die Einheimischen doch dann für die Aufführung 2024 – bitteschön! - mehr Karten kaufen sollen als das 2023 der Fall war.
"Ich dachte mir, jetzt habe ich‘s geschafft."
Volker Heißmann über ein besonderes Geschenk in der Spielbank
Heiter ging‘s weiter, als Heißmann von Besuch in der Spielbank zum Beispiel, als ihm der damalige Spielbankdirektor Ottmar Lutz unbedingt feierlich etwas habe überreichen wollen. "Dann bekam ich einen Kugelschreiber und einen Aschenbecher", sagte Heißmann lakonisch und lachte: "Ich dachte mir, jetzt habe ich‘s geschafft."
erzählte, von dem
Den Schlussakzent setzte dann Bürgermeister Thomas Leiner, als er erzählte, dass er Martin Rassau sozusagen etwas zu verdanken habe. Denn als er 2016 spontan seinen alten Freund Werner Herrmann in dessen Hotel im oberfränkischen Wirsberg besuchte und dort ein Zimmer buchen wollte, gab es zunächst keines, das frei war.

Doch wenig später sagte Herrmann zu ihm: "Du hast Glück, weil Martin Rassau gerade abgesagt hat. Du kannst sein Zimmer haben und gleich noch seine Karte für die "Götterdämmerung" in Bayreuth übernehmen."