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Rothhausen: Neun Steine zeigen den Weg

Rothhausen

Neun Steine zeigen den Weg

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    Der Wendelinus-Chor gestaltete das Jubiläumskonzert zu 100-Jahre St. Ägidius in Rothhausen musikalisch aus.
    Der Wendelinus-Chor gestaltete das Jubiläumskonzert zu 100-Jahre St. Ägidius in Rothhausen musikalisch aus. Foto: Michael Nöth

    Steine statt Weihrauch. Geschichten und Gesang statt sakralem Pomp. Die knappe Stunde des Jubiläumskonzerts zur 100-Jahr-Feier der katholischen Kirche Sankt Ägidius in Rothhausen bot durchaus Dreifaltiges: kurzweilige Unterhaltung, musikalische Hörgenüsse und nachdenklich machende, in die Zeit passende Texte.

    Ein halbes Jahr lang hatte sich das Lenkungsteam mit Ruth und Stefan Kohlhepp, Andreas Roth , Cornelia Bähr, Christa Burkard, Annette Rybak und Pfarrer Peter Rüb ein Konzept zum würdigen Begehen des Kirchenbestehens zurechtgelegt. Zwei durchaus bemerkenswerte Veranstaltungen sind dabei herausgekommen. Der Weihegottesdienst mit Domvikar Paul Weismantel und das Jubiläumskonzert mit dem Wendelinus-Chor und seinen Gästen.

    Als roter Faden durch die Veranstaltung dienten neun Steine. Mit ihnen erzählte der Philologe Normen Behr Launiges und Religiöses aus 100 Jahre St. Ägidius. Ob das nun einer der 300.000 Steine war, mit denen die Kirche 1924 gebaut wurde. Oder der Gedenkstein für die religiösen Traditionen, die es in Rothhausen mal gab, nun aber ausgestorben sind.

    Aufeinander zugehen

    Andreas Roth hatte bei der Begrüßung den Bogen von den kantigen Steinen zu den Menschen gespannt: „Lasst Euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen!“, zitierte er den Apostel Paulus . Mit dem Bittlinger-Lied „Aufstehen, aufeinander zugehen“ untermauerte der Wendelinus-Chor diesen Wunsch musikalisch. Mit dem jüdischen Lied „Hine ma tov“ (übersetzt: Wie schön ist es, wenn Brüdern und Schwestern in Frieden zusammenleben) wurde der Abschnitt „Zusammen vor Gott“ eingeleitet.

    Normen Behr zeichnete die 100-jährige Kirchen-Geschichte von Rothhausen anhand von Steinen nach.
    Normen Behr zeichnete die 100-jährige Kirchen-Geschichte von Rothhausen anhand von Steinen nach. Foto: Michael Nöth

    Deshalb hatte Behr einen Stein den beiden Konfessionen im Ort gewidmet. „Evangelische und Katholische waren sich hier immer gut gesinnt. Das zeigt auch die Tatsache, dass beide Dorfkirchen denselben Namenspatron haben“, so Behr. Vorbildlich gelebt hätten das die beiden Pfarrer Walter Neunhoeffer ( evangelisch ) und Gerhard Hanft (katholisch). Sie verstanden sich so gut, dass sie gar bei Dorfesten als „Evangelika und Katholika“ humoristisch auftraten.

    Einen Stein widmete Behr der Zeit der unausgesprochenen Gottesdienstpflicht. Sonntags ging man damals einfach in die Kirche. Sie war immer voll. Man traf sich, genoss die Auszeit von der Arbeitslast. Nun aber spiele die Kirche im Leben der Menschen nur noch eine untergeordnete Rolle, so Behr. „Die Rolle als sinnstiftendes Element des zentralen Dorflebens hat sie längst verloren. Dass Kinder getauft werden, zur Kommunion oder Firmung gehen, ist keine Selbstverständlichkeit mehr!“

    Projekt „Dorfkirche mit Zukunft“

    In Zeiten von Priestermangel und Künstlicher Intelligenz sei es illusorisch, die Kirchenbänke wieder voll zu bekommen. Er erinnerte aber auch an positive Entwicklungen in Rothhausen , wie dem Projekt „Dorfkirche mit Zukunft“, Lesungen und Konzerte oder dem Sternsinger-Gottesdienst. „Eine kleine Gruppe engagierter Menschen sorgt dafür, dass die Kirche im Dorf nicht in Vergessenheit gerät“, lobte Behr.

    Die Herausforderungen der neuen Zeit

    Sein Blick in die Zukunft: „Die Kirche könnte wieder mehr in den Mittelpunkt rücken des Dorflebens, wenn sie sich als Raum für soziale Begegnungen öffnet bei Konzerten , Lesungen, Ausstellungen oder Gesprächsrunden zu aktuellen Themen. „Aber“, so Behr, „dafür braucht es Menschen aus unserer Gegenwart, die anpacken. So wie damals vor 100 Jahren!“ Das Lied „You raise me up“ (Du gibt’s mir Mut), gespielt von Martin Hofmann auf dem Saxophon, stand sinnbildlich für die Herausforderungen der neuen Zeit.

    Der wichtigste Stein aber war zum Abschluss das gemeinsam gesungene Segenslied und ein Gebet, das in diesem Jubiläumsjahr in Rothhausen entstand. Es nahm den roten Faden der Steine auf. Was ist geblieben von unserer Kirche?, wurde dabei gefragt. Sind es nur noch die Steine des Festhaltens und des Bewahrens? Wenn kein Stein auf dem anderen bleibe, müsse aus dieser Kirche ein neues Haus gebaut werden – aus Steinen des Vertrauens, der Toleranz und der gegenseitigen Wertschätzung.

    Langanhaltender Applaus für den Wendelinus Chor mit Dirigentin Ruth Kohlhepp und den Musikern Gerald Meyer (Gitarre), Michael Bähr – er brillierte mit seiner jazzigen Interpretation des alten Liedes „Am Brunnen vor dem Tore“ am Klavier –, Stefanie Büchner (Klarinette), Janis Seufert (Trompete) und Jakob Keller (Orgel) war der Lohn für die bemerkenswerte Darbietung.

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