Das Traditionslokal in der Grabengasse, das Bratwurstglöckle, hat einen neuen Besitzer: Toni Schick jun. hat das denkmalgeschützte Haus Mitte April gekauft. Damit sind die unruhigen Jahre mit Eigentümer- und Pächterwechsel sowie längeren Schließungszeiten endgültig vorbei, verspricht der neue Eigentümer, der mit der Weinstube Schubert Gleiches schon unter Beweis gestellt hat.
Durch einen Bericht dieser Zeitung wurde Toni Schick auf den Verkauf des Bratwurstglöckle aufmerksam. Da er nach eigenem Bekunden schon länger die Gastronomieszene in Bad Kissingen beobachtet, nahm der Gedanke eines Kaufs bald Formen an. Außerdem stand für ihn fest: Die Zukunft des Lokals habe bereits im vergangenen Herbst begonnen. Nämlich mit dem neuen Pächter Olaf Wehner, der mehrere Jahre das Restaurant am Golfplatz führte und den Schick aus früherer Zeit persönlich kennt.
Zudem verknüpfe er mit dem Bratwurstglöckle angenehme Erinnerungen an seine Jugendzeit, als er nämlich seine Eltern hin und wieder zum Stammtisch in das Traditionslokal begleiten durfte.
Und es gab für Toni Schick noch einen Grund, das Haus zu kaufen: „Hier wurde immer viel Politik gemacht.“ Stammtische trafen sich regelmäßig, das Glöckle war Dreh- und Angelpunkt der Bad Kissinger Politik, sagt der Kommunalpolitiker Toni Schick. Dieses Stück Vergangenheit wünscht er sich für die Zukunft zurück.
Also nahm Schick Junior Kontakt mit Immobilienmakler Armin Stahl auf. Sie tauschten Vorstellungen und Möglichkeiten aus, machten einen Rundgang durch das Haus und sprachen mit Olaf Wehner. Er habe gemerkt, dass auch Armin Stahl mit Herzblut am Bratwurstglöckle hängt, so Schick. Das alles spielte sich Ende März ab, bereits am 15.April hat Toni Schick den Kaufvertrag unterzeichnet.
Für ihn sei das Bratwurstglöckle eine Institution, ein Haus mit Geschichte, ein bedeutendes öffentlichen Denkmal. „Außerdem braucht Kissingen eine gute Gastronomie“, unterstreicht Schick. Auch am Abend sollen Menschen in die Innenstadt strömen und Spaß haben.
Deshalb werden zum Beispiel die Öffnungszeiten während des Kissinger Sommers angepasst. Soll heißen, den Konzertabend kann man dann dort bei einem Bier oder Schoppen ausklingen lassen. Als Eigentümer werde er den Pächter unterstützen, ohne in den Betrieb einzugreifen, erklärt Schick.
„Hier wurde immer viel Politik gemacht.“
Toni Schick, neuer Eigentümer Bratwurstglöckle
Große Investitionen müsse er im Augenblick nicht vornehmen, freut sich der Bauunternehmer. Die Vorbesitzer hätten wichtige strukturelle Erneuerungen beim Dach, bei Toiletten und Heizung bereits erledigt. Lediglich über die technische Ausstattung der Küche werde nachgedacht, um die Angebote zu optimieren, so Schick.
Das im altfränkischen Stil eingerichtete Lokal aus der Gründerzeit mit Bleiglasfenstern und Schnitzereien über zwei Etagen soll wieder für Einheimische und Gäste das Traditionslokal werden, das es mal war. Auch wenn wohl nicht mehr die Stars von Bühne, Film und Fernsehen regelmäßig hier ein- und ausgehen werden wie es früher noch der Fall war, sagt Toni Schick ein klein wenig wehmütig.
Immerhin verkehrten hier einstmals Gustav Knuth, Lilo Pulver, Karlheinz Böhm, Inge Meysel, Hans Joachim Kulenkampff, Heinz Drache, Walter Giller, Curd Jürgens und viele weitere Filmgrößen der Nachkriegszeit. Aber Stammgäste und einige Stammtische sind inzwischen bereits wieder da, berichtet Pächter Olaf Wehner.
Eine kleine Änderung gibt es aber doch noch: die Telefonnummer ist nicht mehr die alte, und die neue zu finden sei etwas schwierig, sagt Toni Schick aus eigener Google-Erfahrung. Zu erreichen ist das Bratwurstglöckle jetzt unter der Rufnummer (0971) 78574-888.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 11 bis 14 Uhr und 17 bis 22 Uhr, Sonntag 11 bis 14 Uhr.