Die angekündigten Schreie und Knallgeräusche hörte man draußen zwar nicht; aber natürlich sorgte das Großaufgebot an Polizeiautos auf dem Parkplatz zwischen Sinnflut und tegut am Mittwoch für Aufsehen.

Den ganzen Tag über übte die unterfränkische Polizei mit mehr als 100 Beamten in der seit Oktober 2023 geschlossenen Bad Brückenauer Therme „lebensbedrohliche Einsatzlagen", wie Florian Leimbach vom Polizeipräsidium in Würzburg es nannte.
Szenarien mit bewaffneten Tätern
Mit dieser Beschreibung übertrieb der Polizeisprecher nicht. Die geprobten Szenarien waren knackig: Einsatzkräfte des „zentralen Ergänzungsdienstes" aus Würzburg, Aschaffenburg und Schweinfurt durchstreiften das gesamte Gebäude, um bewaffnete Amokläufer und Geiselnehmer aufzuspüren und auszuschalten.
Sowohl Opfer als auch Täter wurden von Kollegen in Zivil gespielt. Alles sollte so lebensnah wie möglich ablaufen. Deswegen wurden die ins Gebäude vordringenden Polizisten auch durch Hilferufe und Schreie zusätzlich zur unklaren Lage unter Druck gesetzt.
Zentraler Ergänzungsdienst bei Fußballspielen und Demos
Im Ernstfall müssen sie das abkönnen. „Da heißt es, kühlen Kopf zu bewahren und sich ans vorgegebene Konzept halten", so Leimbach. Der „Zentrale Ergänzungsdienst" wird laut ihm bevorzugt bei kritischen Veranstaltungen wie Fußballspielen und Demos eingesetzt. Da müssen die Beamten auf jedes noch so unwahrscheinliche Szenario vorbereitet sein.
Laut dem Polizeisprecher ist so eine Übung auch für die Kollegen auf der anderen Seite kein Zuckerschlecken. „Je nachdem, wie man uns gegenübertritt, müssen wir handeln", machte er klar, dass der ein oder andere Statist auch mal härter angefasst wird. Um der Wirklichkeit möglichst nahe zu kommen, ist das so gewollt.
Sinnflut-Gelände abgeriegelt
„Wir sind bestrebt, möglichst wenig nach außen dringen zu lassen, um die Leute nicht zu verunsichern", sagt Florian Leimbach. Das dürfte gelungen sein. Die Öffentlichkeit - speziell die Besucher des Supermarkts - bekam vom Geschehen im Innern der Sinnflut fast nichts mit. Das Gelände der Therme war abgeriegelt.

Einzige sichtbare Aktivität war über längere Zeit das Ankommen und Abrücken der Polizei-Transportwagen. Bisweilen zeigten sich am Eingang Polizisten in voller Montur mit Helm und Schutzweste, aber auch Täter und Opfer mit aufgemalten Wunden. Manche führten nur durch ihre blaue Farbe als Attrappen erkennbare Waffen mit sich. Sie verschwanden aber schnell wieder im Gebäude oder ihren Autos.
Therme idealer Ort zum Üben
Die Sinnflut eignet sich nach Leimbachs Worten aus mehreren Gründen für solch eine Übung. Erstens kennen die meisten Kollegen das Gelände nicht - so wie es bei realen Einsatzorten auch meistens ist. Die Einsatzkräfte müssen mehrere Gebäudeteile nach der Bedrohung absuchen. Zweitens erstreckt sich die Therme über mehrere Ebenen, ist verwinkelt gebaut, bietet als Kulisse viele Rohre und Lüftungsschächte. Hinter jeder Ecke könnte eine Gefahr lauern.
Bei der wurden alle Bereiche im Innern ausgenutzt - vom Schwimmbeckenbereich über den Keller bis zur Saunalandschaft, die ja für die neu zu bauende Sinnflut erhalten bleibt. Laut dem stellevertretenden Bürgermeister Heribert Übelacker hatte die Polizei bereits im Oktober - also kurz nach Schließung der Therme - bei Stadt und Stadtwerken angefragt, ob sie auf eigene Verantwortung den Gebäudekomplex zum Üben nutzen könne.
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