Zwischen Bangen und Hoffen ist die Stimmung im Bad Kissinger Parkwohnstift. Nachdem der bisherige Betreiber, die Parkwohnstift gGmbH als Tochter der Arbeiterwohlfahrt im Februar, für viele Bewohner überraschend, Insolvenz angemeldet hatte, braucht es unbedingt einen Nachfolger, damit das Haus eine Zukunft hat.
Seit der traurigen Verkündung im Winter warten viele verunsicherte Seniorinnen und Senioren auf Nachricht, ob sie in ihrer bisherigen Bleibe wohnen bleiben können. Einige Bewohner sind wegen unklarer Perspektiven bereits ausgezogen, Pflegepatienten aus zwei Abteilungen mussten wegen Gebäudemängeln bereits im April in andere AWO-Häuser in ganz Unterfranken verlegt werden.
Wer kommt für den Investitionsstau auf?
Eine existenzielle Frage für das Haus aus den 1970er Jahren ist, wie der aufgelaufene Investitionsstau wettgemacht werden kann und wer für die Kosten aufkommt. Die Gebäudesubtanz war unter wechselnden Eigentümern vernachlässigt worden, wie empörte Senioren berichten. Besonders der Brandschutz gilt als mangelhaft.

Jüngstes Kapitel in der Kontroverse war die Uneinigkeit zwischen dem Versicherungskonzern Axa als Eigentümer und der AWO Unterfranken als Betreiber des Hauses.
Entsprechend heikel erscheint in dieser Konstellation die Suche nach einem neuen Betreiber, der für das Haus dieser Größenordnung einstehen möchte. Hoffnung keimte auf, als die AWO Unterfranken im Juli gegenüber dieser Redaktion auf Nachfrage Neuigkeiten in Sachen Betriebsübergabe für den 20. August ankündigte.
Bisheriger Betreiber preschte vor
Vorher müssten nur noch Formalitäten abgeklärt werden, so AWO-Sprecher Dirk Baumann seinerzeit. Erneut preschte das Unternehmen Anfang August vor, als es bereits voraussichtlich für den 1. September eine Betriebsübernahme durch die Ambiente Holding (Gröbenzell) in den Raum stellte.
Dieser aktuelle Termin verstreicht nun ebenfalls ergebnislos. Immerhin gibt es bei aller andauernden Ungewissheit Signale der Hoffnung. "Alle Parteien sind untereinander noch in finalen Gesprächen bezüglich der vertraglichen Angelegenheiten. Wir schätzen, dass dies noch zwei bis drei Wochen dauern kann", teilte die AWO Anfang dieser Woche mit. Auch Ambiente werde zeitnah Stellung beziehen, heißt es aus der Verwaltung in Gröbenzell. Der Geschäftsführer sei noch auf Geschäftsreise unterwegs.

Auch Axa bestätigt ebenfalls auf Nachfrage, dass die Gespräche noch im Gange seien. Details könne man aber nicht kommunizieren, so ein Pressesprecher. "Unser Ziel ist es, die Seniorenresidenz Parkwohnstift zu erhalten. Wir arbeiten nach wie vor daran, eine Lösung im Interesse der Bewohnerinnen und Bewohner zu finden", lässt das Unternehmen wissen.
Die Stadt Bad Kissingen verweist darauf, dass sie die Entwicklung sehr intensiv begleitet. "So wurden mit dem aktuellen Betreiber Lösungen gefunden, damit die akuten Herausforderungen beim Brandschutz dem laufenden Betrieb im Moment nicht entgegenstehen", erläutert Pressesprecher Thomas Hack.
Nichtsdestotrotz sei klar, dass es große Investitionen für den sicheren Betrieb auch in Balance zur Wirtschaftlichkeit brauche. Dies habe Oberbürgermeister Dirk Vogel den Anwohnern vor einigen Wochen, gemeinsam mit dem neuen Interessenten, mitgeteilt.
Am Ende liegt es an den privatwirtschaftlichen Verhandlungen zwischen dem Eigentümer und dem Interessenten, dass der Betrieb dauerhaft fortgesetzt werden kann.
Bewohnerzahl weitgehend stabil
Trotz großer Sorgen bei den Bewohnern ist die Abwanderung aus dem Haus offenbar schon länger gestoppt. Bis zum Juli hatten laut AWO Sprecher Dirk Baumann wegen der Turbulenzen 52 Senioren gekündigt. Vorher hatten noch 273 Bewohner im Parkwohnstift gelebt, darunter 76 im Pflegebereich.
Dagegen sei seit zwei Monaten die Zahl von 145 verbliebenen Bewohnern im Servicewohnen und 34 im Pflegebereich ziemlich unverändert. Dies kann allerdings auch damit zu tun haben, dass es unter Eindruck des Pflegenotstandes kaum Ausweichquartiere gibt. So verzeichnet die AWO nach eigener Auskunft bereits Anfragen von Senioren, die ins Parkwohnstift einziehen wollen, sobald der künftige Betrieb des Hauses und die Fragen zu den Investitionen geklärt sind.