Da liegen sie, ausgegraben am Wegrand, die mittlerweile vor 25 Jahren stillgelegten Schmalspur-Gleise zwischen Stadt und Staatsbad. Ohne Vorankündigung der Stadt haben am Montag die Baggerarbeiten an den Gleisen begonnen, die auf einer Länge von etwa einem Kilometer am Kirkham-Weg liegen.

„Bauunternehmer Theo Hahn hat im Auftrag der Stadt am Montag zunächst eine Probebaggerung gemacht“, erklärt Bürgermeister Jan Marberg (SPD) auf Nachfrage. Dieses Probebaggern sei überraschend gut gelaufen, sodass die gesamten Baggerarbeiten voraussichtlich bis Ende der Woche erledigt sind. Dann seien die Gleise samt Unterbau entfernt und die Stadt könne endlich das 25-jährige Kapitel der Bahngleise beenden.
Verletzungsgefahr durch Gleise am Kirkham-Weg
Schon lange sind die alten Gleise, die von 1996 bis zum Jahr 2000 eine sehr kurze Ära einer touristischen Attraktion darstellten, Stadt und Stadträten ein Dorn im Auge. Nicht nur aus ästhetischen und pflegerischen Gründen, sondern auch wegen der Verletzungsgefahr und einem Eintrag von Schadstoffen in den Boden, sollten die Gleise verschwinden.

Das Problem bisher: Die Stadt ist zwar im Besitz der Gleise, die damalige Betreibergesellschaft der „König-Ludwig-Dampfbahn“ ist aber Eigentümerin. Damit stellten sich in den vergangenen Jahren regelmäßig rechtliche Fragen der Entsorgung und des Verkaufs des Materiales. Man befürchtete rechtliche Streitigkeiten.
Stadt möchte Fakten schaffen
Aus diesem Grund wurde das Thema offensichtlich lieber nicht angefasst. Warum jetzt der plötzliche Sinneswandel? „Im Gespräch mit Stadträtin Eva Reichert Nelkenstock wurde wegen der gegebenen Schwierigkeiten am Kirkham-Weg durch die Gleise nach einer Lösung gesucht“, informiert Marberg. „Wir wollten endlich handeln und Fakten schaffen“, fügt er hinzu.

An den Besitz- und Eigentumsverhältnissen habe sich indes nichts geändert. Dennoch sei es wichtig, das Thema nicht weiter aufzuschieben. „Die Verwaltung ist handlungsfähig“, betont Marberg. Sollte sich die damalige Betreibergesellschaft melden, werde man sich sicher einigen.
Entsorgung in Kürze fachgerecht
Das teilweise belastete Material solle in Kürze von einer Spedition abgeholt und fachgerecht entsorgt werden. Das Gleismaterial kann laut Marberg verkauft werden. Er schätzt, dass durch den Verkauf rund 6.000 Euro zusammen käme. Für die Baggerarbeiten müsse die Stadt mit Kosten etwa zwischen 13.000 und 15.000 Euro rechen.

Zum Hintergrund:
Die Gleise der Schmalspur-Dampfbahn am Kirkham-Weg sind Geschichte, genau wie die Idee von damals: Von 1996 bis 2000 fuhr die vom damaligen Bürgermeister Hans Rohrmüller als touristische Attraktion geplante Parkeisenbahn zwischen Backhaus und Washingtonplatz. Die Strecke bis ins Staatsbad konnte aber nicht verwirklicht werden. Es gab Uneinigkeiten mit einem Grundstückseigentümer. Wegen schlechter Ausnutzung wurde der Betrieb nach nur wenigen Jahren eingestellt.
Diskussionen um die rund einen Kilometer lange Gleisanlage zwischen Backhaus und Washingtonplatz gab es immer wieder.

