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Hammelburg: Protestaktion in Hammelburg: Wütende Bauarbeiter legten am Schulzentrum eine "kreative Baupause" ein

Hammelburg

Protestaktion in Hammelburg: Wütende Bauarbeiter legten am Schulzentrum eine "kreative Baupause" ein

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    60 Bauarbeiter demonstrierten in Hammelburg in einer "kreativen Baupause" für ihre Forderungen im Rahmen der laufenden Tarifrunde.
    60 Bauarbeiter demonstrierten in Hammelburg in einer "kreativen Baupause" für ihre Forderungen im Rahmen der laufenden Tarifrunde. Foto: Wolfgang Dünnebier

    Um "kräftig Dampf abzulassen", hatte die IG Bau Mainfranken am Dienstagmittag, 9. April, an den Baustellen für das neue Schulzentrum und den künftigen Verwaltungssitz der Privatbank Merkur in Hammelburg zu einer "kreativen Baupause" aufgerufen.

    Etwa 60 Beschäftigte von den Bauunternehmen Stolz (Untererthal), Ullrich (Elfershausen) und Glöckle (Schweinfurt) kamen in einer Art Sternfahrt von ihren Einsatzorten zusammen, um ihrer Solidarität untereinander Ausdruck zu verleihen. Gedacht war die Aktion als klare Botschaft nach Wiesbaden.

    Damit sollten die Forderungen für die am selben Tag in der hessischen Landeshauptstadt begonnene, dritte Runde der Tarifverhandlungen untermauert werden. Zum Zeitpunkt der Versammlung war deren Ausgang noch offen. Branchensekretär Michael Langer stimmte die Teilnehmenden bei der Protestaktion auf eine möglicherweise lange Verhandlungsnacht ein.

    Noch herrscht Friedenspflicht, deshalb darf nicht gestreikt werden

    "Gestreikt werden darf noch nicht", machte er gegenüber dieser Redaktion deutlich. Weil der aktuelle Tarifvertrag noch gilt, herrsche Friedenspflicht. Allerdings bestätigten Betriebsräte am Rande der Versammlung eine hohe Streikbereitschaft der Kolleginnen und Kollegen.

    "Bauunternehmen fahren seit zwei Jahren satte Gewinne ein. Aber die Bauarbeiter werden beim Lohn an der kurzen Leine gehalten", so Sekretär Langer. Immer wieder bekomme er wütende Anrufe von Gewerkschaftsmitgliedern, weil Beschäftigte anderer Branchen aktuell Tarifabschlüsse um die zehn Prozent einfahren.

    "Das Angebot ist ein Witz", findet Harald Morper

    "Das Angebot von drei Prozent auf 32 Monate ist ein Witz", sagte Betriebsratsvorsitzender Harald Morper (Baufirma Ullrich) gegenüber dieser Redaktion. Weil schon der vergangene Tarifabschluss so schlecht gewesen sei, "werden wir für dumm verkauft", findet er. Wichtig sei dieses Mal eine kürzere Laufzeit der Tarifverträge. Bei den vergangenen Verhandlungen habe man sich auf zweimal zweieinhalb Prozent eingelassen und sei dann vom Kostenschub durch den Ukrainekrieg überrascht worden.

    Morpers Kollege Karl-Heinz Leifels (Stolz) verwies mit einem Fingerzeig auf die Runde der Demonstrierenden. Hier bewege sich das Durchschnittsalter offenbar jenseits der 50 Jahre. Wenn die Arbeit auf dem Bau nicht finanziell attraktiver werde, nehme der Nachwuchsmangel weiter zu, prophezeit er.

    Markus Bach (Glöckle Bau) sieht das bisherige Angebot der Arbeitgeber als "Frechheit". Bei einem höheren Angebot wäre die Tarifrunde schon lange überstanden. Und wie sieht es mit der Streikbereitschaft aus? "Selbstverständlich", zeigt sich Bach entschlossen, "lieber gleich als später".

    Anfahrtszeiten werden aus Sicht der Arbeitnehmer schlecht vergütet 

    Ein Dorn im Auge ist den Beschäftigten angesichts von schlechter Bezahlung auch die Vergütung für die Anfahrt auf Baustellen. Sie zähle nicht zur Arbeitszeit. Je nach Unternehmen werde ab Firmensitz für bis zu 100 Kilometer zwischen acht und elf Euro bezahlt. "Dafür fährt man dann zwei Stunden durch die Gegend", so Morper. Und am Ende werde das dann auch noch versteuert: "Es ist unzumutbar, auf diese Weise Freizeit zu verbringen."

    "Was den Bauarbeitern fehlt, ist der nötige Respekt für ihre Arbeit", so Michael Langer. Die Forderung der IG Bau liege auf dem Tisch: "Es geht um einen Fixbetrag für alle, um 500 Euro pro Monat mehr im Portemonnaie. Egal, ob für den Bauhelfer oder für den Polier, für den Kranführer, Straßenbauer oder für die Büroangestellte im Bauunternehmen", so der Gewerkschaftssekretär.

    Sollten sich die Arbeitgeber weiter "stur stellen", könnten Zeiten anbrechen, in denen es auf Baustellen erst einmal nicht mehr "so richtig rund läuft". Gleichzeitig warb Langer dafür, sich der Gewerkschaft anzuschließen. Den Organisationsgrad in den am Protest beteiligten Betrieben bezifferte er auf rund 50 Prozent. Der Blick auf andere Branchen spreche aktuell dafür, dass der Ausgang von Tarifverhandlungen auch vom jeweiligen Schulterschluss abhänge.

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