Am Ende war dann doch alles gut. Zwar dürfte das Wetter die Veranstalter beim 71. Rakoczy-Fest in Bad Kissingen so manchen Nerv gekostet haben, letztlich blieb es aber vor allem dann trocken, wenn es trocken bleiben musste. Bei den Programmhighlights wie dem Festumzug am Sonntagnachmittag tummelten sich auch 2023 viele Tausende Besucherinnen und Besucher in der Stadt.
Dirk Vogel, Oberbürgermeister der Stadt Bad Kissingen, die das Fest gemeinsam mit der Staatsbad GmbH ausrichtet, sprach hinterher gegenüber dieser Redaktion von insgesamt rund 76.000 Besucherinnen und Besuchern. "Am Freitag waren es um die 20.000, am Samstag 26.000 und am Sonntag 30.000." Es sei ein schönes, friedliches und freundliches Fest gewesen, so Vogel. "In meiner persönlichen Wahrnehmung hatten wir einfach eine sehr ausgelassene Stimmung."
Vom Wetter habe er sich nicht großartig stören lassen. "Jedes Wetter ist Rakoczy-Wetter. Wir haben ja schon ein paar Jahrzehnte Erfahrung hier", so der OB, das merke man dem Haupt- und Ehrenamt an. "Man lässt sich nicht aus der Ruhe bringen."
Diskussion in den Sozialen Netzwerken: War "Die Saale brennt" heuer zu kurz?
Trotz eines kurzen Schauers unmittelbar vor der Eröffnung am Freitagabend freute sich Vogel auf das bevorstehende Wochenende. "Egal wie das Wetter ist, wir haben unser Stadtfest wieder", so der OB in seiner Ansprache. Gelöst war die Stimmung später auch beim Programmpunkt "Die Saale brennt". Die schwimmenden Lichtlein auf dem Fluss hatte man heuer auf LED umgestellt. In den Sozialen Netzwerken wurde aber eher über die Länge, beziehungsweise Kürze, der Lichtershow auf der Saale diskutiert. Es sei doch ein recht kurzes Vergnügen gewesen, hieß es dort teilweise.
Wie viele Lichter genau auf der Saale entlanggetrudelt sind, konnte Vogel hinterher nicht sagen. Nur so viel: "Da sollten alle mal runterkühlen. Ich kann die Debatten nicht wirklich nachvollziehen. Was das Ehrenamt hier auf die Beine stellt, hat schon tolles Niveau."
Probelauf mit LED-Beleuchtung bei "Die Saale brennt" am Freitagabend
Licht ins Dunkel brachte hernach Thomas Lutz, für die Stadt Bad Kissingen mitverantwortlich für die Organisation: "Tatsächlich waren es einige Lichter weniger. Weil wir erstens den Effekt der LED-Kerzen nicht genau kannten und auch die Strömung nicht genau einschätzen konnten." Aus Lutz' Sicht habe sich das Konzept bewährt, auch unter Umwelt- sowie Brandschutzgedanken. "Wir werden das jetzt in den nächsten Jahren ausbauen", so Lutz im Gespräch mit dieser Redaktion.

Die wackelige Wetterlage machte sich auch am Samstagnachmittag bemerkbar, als die Feierstimmung in der Stadt doch arg überschaubar war. Zwar sammelten sich zum Konzert der Postkapelle etliche Interessierte im Kurgarten und auch das Tanzcafé gleich nebenan am Maxbrunnen-Tempel war zumindest ordentlich besucht, so richtige Festlaune wollte aber zunächst nicht aufkommen.
Gegen Abend kam jedoch immer mehr die Sonne zum Vorschein – was sich merklich auf die Gästezahl in der Stadt auswirkte. Voll war es auch bei einem der Höhepunkte am Samstag: der traditionellen Vorstellung der historischen Persönlichkeiten im Rosengarten. Und in der Innenstadt kam mehr und mehr gute Laune auf, das Wetter hielt und ermöglichte vor den vielen Musikbühnen doch noch einen stimmungsvollen Abend bis in die Morgenstunden des Sonntags.
Der Abschlusstag selbst machte es dem Veranstaltungsteam dann wieder nicht leicht. Noch rund 45 Minuten vor Beginn des Festumzugs schüttete es wie aus Eimern. Aber es war wie meistens an diesem Wochenende: Als es dann losging, spielte auch der Himmel mit. Zwar zog ein ordentliches Lüftchen durch die Straßen, die vielen Besucherinnen und Besucher störte das aber weniger, sie jubelten den rund 300 Mitwirkenden, 100 Pferden, 70 Wägen und zehn Kapellen fröhlich zu.
Auch bei der anschließenden Autogrammstunde der historischen Persönlichkeiten tummelten sich viele Fans der Kaiser und Könige im Kurgarten. Gerade die Signaturen der blaublütigen Historien-Promis – vor allem von Kaiserin Sisi – waren bei den Besucherinnen und Besuchern heiß begehrt.
Rakoczy-Urgestein Peter Krug fehlte diesmal in seiner Rolle als Prinzregent Luitpold von Bayern
Verzichten musste das Publikum dabei in diesem Jahr auf den Prinzregenten Luitpold, den Grafen von Schönborn sowie Peter Heil und Georg Anton Boxberger, deren Darsteller aus verschiedenen Gründen ausfielen. "Jemanden wie Peter Krug, der seit Jahren den Prinzregenten darstellt, vermissen wir schon schmerzlich", so Thomas Lutz.

Besonders froh war OB Vogel hinterher, dass es auch dieses Jahr keine größeren Zwischenfälle am Festwochenende gegeben habe. So kann man über eine Polizeimeldung vom Sonntag schmunzeln: Laut dieser habe ein 31-Jähriger die Polizeiinspektion aufgesucht, weil er sein Fahrzeug nicht mehr finden konnte. Ein Alkoholtest ergab einen Wert von 1,5 Promille, das Auto wurde recht schnell wiedergefunden – benutzen durfte der junge Mann es aber erst, nachdem er seinen Rausch ausgeschlafen hatte.