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Bad Kissingen: Rakoczy-Fest: Metallbauer Thorsten Schlotter ist der neue Graf von Schönborn

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Rakoczy-Fest: Metallbauer Thorsten Schlotter ist der neue Graf von Schönborn

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    Thorsten Schlotter spielt in diesem Jahr beim Rakoczy-Fest erstmals die Rolle des Fürtsbischofs Friedrich Carl Graf von Schönborn. Für unser Foto posiert er an der Saale, die der historische Schönborn 1737 am heutigen Kurgarten verlegen ließ, wobei die Rakoczy-Quelle wiederentdeckt wurde.  Ein schweres Kreuz und ein Ring mit Edelstein gehören zum Kostüm des Fürstbischofs dazu.
    Thorsten Schlotter spielt in diesem Jahr beim Rakoczy-Fest erstmals die Rolle des Fürtsbischofs Friedrich Carl Graf von Schönborn. Für unser Foto posiert er an der Saale, die der historische Schönborn 1737 am heutigen Kurgarten verlegen ließ, wobei die Rakoczy-Quelle wiederentdeckt wurde. Ein schweres Kreuz und ein Ring mit Edelstein gehören zum Kostüm des Fürstbischofs dazu. Foto: Benedikt Borst

    Eine eindrucksvolle Präsenz bringt Thorsten Schlotter von Natur aus mit. Der 40-jährige Metallbauer aus Eltingshausen ist groß und hat eine kräftige Statur. Die langen schwarzen Haare hat er ordentlich zu einem Pferdeschwanz im Nacken zusammengebunden, der Bart ist akkurat getrimmt. Dazu ein wachsamer Blick und ein kräftiger Händedruck.

    Schlotter verkörpert ab diesem Jahr beim Rakoczy-Fest die Rolle des Würzburger Fürstbischofs Friedrich Carl Graf von Schönborn (1674 – 1746). „Es ist eine spannende Figur, die sich sehr vielseitig interessiert und gewirkt hat. Es macht Spaß sich mit ihm zu beschäftigen“, sagt Schlotter über das historische Vorbild.

    Prägende Persönlichkeit

    Schönborn war bedeutend für die Region. Er ließ nicht nur die Residenz in Würzburg vollenden und das Schloss Werneck errichten, auf ihn gehen dutzende Kirchen zurück sowie die Universität Bamberg und er gab der Universität Würzburg eine neue Studienordnung. „Er war ein Tausendsassa“, meint Schlotter. Und einer, der während seiner Herrschaft auch Bad Kissingen maßgeblich geprägt hat.

    Der Reichsfürst beauftragte seinen Baumeister Balthasar Neumann mit der Verlegung der Saale . Auf dem dadurch gewonnenen Platz ließ er den Kurgarten anlegen – den ältesten Europas – und ließ das erste Kurhaus errichten.

    Zudem wurde 1737 durch die Flussverlegung die Rakoczy-Quelle wiederentdeckt – die Quelle, der Bad Kissingen seinen Weltruf verdankte. „Ohne Schönborn würden wir heute das Rakoczy-Fest nicht feiern können“, findet Schlotter.

    Schlotter Nachfolger von Bollwein

    Einmal im Jahr, am letzten Juli-Wochenende, feiert Bad Kissingen mit dem Rakoczy-Fest die Wiederentdeckung der Rakoczy-Quelle. Und die Stadt feiert ihre Vergangenheit als Weltbad, die dazu geführt hat, dass sie sich heute Unesco Welterbe nennen darf.

    Rund 80.000 Besucher kommen dazu an den drei Tagen nach Bad Kissingen. Fester Bestandteil des Festes sind die Historischen Persönlichkeiten, also Bürger, die in die Rollen prominenter Gäste - Kaiser, Zaren, Könige, Literaten, Künstler und andere – schlüpfen und während des Festes die Vergangenheit wieder zum Leben erwecken.

    Schlotter ersetzt nun den verstorbenen Klaus Bollwein

    Schlotter ist nun einer von ihnen. Die Rolle des Fürstbischofs Friedrich Carl Graf von Schönborn hatte zuletzt der überraschend 2023 verstorbene Stadtrat und Pro Bad Kissingen Geschäftsführer Klaus Bollwein innegehabt. Vergangenes Jahr blieb die Rolle unbesetzt, nun tritt Schlotter die Nachfolge an.

    Seinen Vorgänger hat er beruflich gekannt, er wird auch immer wieder auf Bollwein angesprochen. Das eine Jahr Abstand sei wichtig, um den Wechsel gut hinzubekommen. „Wechsel bei den Rollen gibt es immer. Als Neuer kopiert man nicht den Vorgänger, sondern jeder spielt eine Rolle auf seine Art“, sagt Schlotter.

    Schlotter gespannt, "das Fest von der anderen Seite zu erleben"

    Er sei froh, dass er von den übrigen Darstellern gut aufgenommen wurde und diese mit ihrer Erfahrung zur Seite stehen. „Man kriegt mit, worauf man sich einstellen muss. Es hat mich gefreut, dass ich genommen wurde und jetzt bin ich sehr gespannt, das Rakoczy-Fest einmal von der anderen Seite zu erleben“, sagt er.

    Historisch interessiert ist der Wahl-Bad Kissinger schon lange. Seit 2007 stellt er mittelalterliche Waffen und Gebrauchsgegenstände her. Bis zur Geburt seines ersten Kindes vor vier Jahren hat der inzwischen dreifache Familienvater diese Dinge auf Mittelaltermärkten in ganz Deutschland verkauft.

    Früher spielte er Theater

    Zudem hat er früher gern Theater gespielt. „Da fällt es mir leicht, mich in eine historische Figur einzudenken. Es gibt keine Berührungsängste, mir macht das Spaß“, erzählt er. Das Rakoczy-Fest ist für ihn mit vielen schönen Erinnerungen verbunden. „Ich war als Kind immer mit den Eltern beim historischen Umzug und beim Feuerwerk. Als Jugendlicher war man sowieso dabei. Ich denke, jeder Bad Kissinger hat Erinnerungen und Berührungspunkte mit dem Rakoczy-Fest , da war jeder. So etwas gibt es sonst nirgendwo“, sagt Schlotter überzeugt.

    Hoher Aufwand

    Diese Stimmung spürt er nun auch als Darsteller. Zum einen,  weil er häufig auf die Rolle angesprochen wird und die Menschen sich sehr dafür interessieren. Zum anderen, weil er in den letzten Wochen gemerkt hat, was für ein Aufwand dahintersteckt.

    Von Bühnenproben für den Festball und den perfekten Einzug, über das Feilen an der Unterschrift für die Autogrammstunde nach dem Festzug bis hin zu Ablauf- und Schminkplänen. „Das wird sehr ernsthaft durchgezogen. Das ist nicht nur irgendein Schauspiel und mehr als sich beim Festzug zwei Stunden in die Kutsche setzen und spazieren zu fahren“, sagt er und lacht.

    Für die Rolle opfert er seinen Bart

    Bei aller Vorfreude gibt es für Schlotter einen kleinen Haken. Während viele männliche Darsteller sich für das Fest extra Bärte wachsen oder ankleben lassen – und sich deshalb mit einem ungewohnten Juckreiz im Gesicht plagen – muss der überzeugte Bartträger sich für die Rolle des Fürstbischofs von seinem Bart trennen. „Nach den offiziellen Fototerminen habe ich ihn sofort wieder wachsen lassen. Der Bart wird erst wieder kurz vor dem Fest rasiert“, sagt er.

    Den schwarzen Pferdeschwanz darf er behalten – der verschwindet unter der prächtigen Perücke. Das letzte Haar für ein authentisches Schauspiel zu geben, muss dann zum Glück doch nicht sein.

    Mehr Infos zum Rakoczy-Fest:

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