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Rhöner Platt für die Nachwelt erhalten

Bad Brückenau

Rhöner Platt für die Nachwelt erhalten

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    Rhön (ILO) "Das eigentliche Element, aus dem die Seele ihren Atem schöpft" - so sah Johann Wolfgang von Goethe den Dialekt. Aber seit einigen Jahrzehnten wird die Mundart, so auch das "Rhöner Platt", immer weiter zurückgedrängt. Immer kleiner wird die Zahl der Menschen, die ihr örtliches Idiom beherrschen, noch kleiner die Zahl derjenigen, die es noch täglich benutzen. Im Zeichen von Mobilität und moderner Kommunikation bekam der Dialekt das Image der hinterwäldlerischen Sprache, ja des schlechten Deutsch.

    Seit ein, zwei Jahrzehnten ist jedoch eine echte Renaissance zu beobachten. Nicht nur im Ohnsorg-Theater oder im Kommödien-Stadel wird Mundarttheater gespielt, auch auf Rhöner Dorf-Bühnen trauen sich die Laiendarsteller immer öfter zu Stücken in Mundart. Gleiches gilt in der Rhön für populäre einheimische Musikgruppen. Dennoch besteht bei Sprachforschern die Befürchtung, dass viele Dialekte aussterben.

    "ToM", das Tonarchiv osthessischer Mundart, soll helfen, die Rhöner Mundart zu fördern oder zumindest für die Nachwelt zu archivieren. Es soll für schulische Zwecke, im touristischen Bereich und zu Forschungszwecken genutzt werden. Gesammelt werden Ton-Dokumente auf Kassette oder Video, auf denen eine vorgegeben Liste von 40 Sätzen auf Platt nachgesprochen werden. Beipiele: "Es hört gleich auf zu schneien, und dann wird das Wetter wieder besser", "Es sind schlechte Zeiten" oder "Was sitzt da für ein Vögelchen oben auf dem Mäuerchen?" Zusätzlich dürfen die Teilnehmer auf den von ihnen selbst produzierten Tonträgern auch eigene Texte mit aufzeichnen. "Mir schwatze Platt" und "Reden wie einem der Schnabel gewachsen ist" heißt es dazu auf der Vorderseite des Faltblatts der Aktion. Den Mundart-Aktiven winken Preise wie Reisen, Erlebniswochenenden oder Präsentkörbe.

    Vorgestellt wurde das Projekt bei einem Mundart-Abend in Petersberg bei Fulda. Dr. Stefan Arend, Fuldaer Unternehmer und als studierter Germanist einer der geistigen Väter von ToM, nannte es "ein einmaliges Projekt in Deutschland". Er verwies dabei auf ein bekanntes Phänomen: in der Schule sei über Jahrzehnte die Richtung verfolgt worden, dass nicht nur in allen Landschaften gleich geschrieben, sondern auch gleich geredet werden müsse - dort habe man versucht, den Kindern den Dialekt ab zu erziehen. Dagegen sei mittlerweile eine Gegenbewegung entstanden. Es sei Fünf vor Zwölf, aber die Menschen spürten wieder die Bedeutung ihrer heimatlichen Sprache: "Mundart ist, wo ich herkomme, zu Hause bin".

    Bis zum 31. Juli 2003 können Beiträge für das ToM bei der Kreisverwaltung Fulda (Wörthstr. 15, 36037 Fulda) abgeliefert werden.

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