Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bad Kissingen
Icon Pfeil nach unten

Bad Kissingen: Sagenhafte Orte in Franken: Wo bei Bad Kissingen in mystischen Felsen und dunklen Höhlen die Wichtel wohnen

Bad Kissingen

Sagenhafte Orte in Franken: Wo bei Bad Kissingen in mystischen Felsen und dunklen Höhlen die Wichtel wohnen

    • |
    • |
    Die Wichtelhöhlen liegen südlich von Bad Kissingen mitten im Wald. Schon früh haben die mystischen Felsformationen mit ihren dunklen Spalten die Fantasie der Menschen geweckt (Archivbild).
    Die Wichtelhöhlen liegen südlich von Bad Kissingen mitten im Wald. Schon früh haben die mystischen Felsformationen mit ihren dunklen Spalten die Fantasie der Menschen geweckt (Archivbild). Foto: Isolde Krapf

    Plötzlich liegen sie da. Bis zu zehn Meter hoch, mitten im Wald, direkt neben dem Wanderweg. Rötlich-braune Felsblöcke, fleckenweise mit weichem Moos bewachsen. Die Sonne wirft ein abstraktes Lichtmuster auf die Steinplatten. Gerhard Wulz bleibt stehen und deutet in eine schmale Höhle. "Diese dunklen Spalten, die haben natürlich die Fantasie der Menschen geweckt", sagt der 87-jährige Gästeführer aus Bad Kissingen. "Wie sind sie entstanden? Was versteckt sich darin? Und da kam man früher auf die Idee: Hier in der Tiefe müssen die Wichtel leben."

    "Im Saalegrund bei Kissingen, Heißt man's die Patzeleiten, Dort hausen noch die Wichtelen, Du kannst die kleinen Dingerchen, Wohl sehn bei Vollmondzeiten." 

    So dichtete beispielsweise 1873 der Mellrichstädter Johann Nepomuk Müller. Bis heute hält sich die Sage, wonach in den Höhlen der Sandsteinblöcke kleine Wesen hausen. Gerhard Wulz schmunzelt.  Seit mehr als 20 Jahren ist der pensionierte Berufsschullehrer mittlerweile als Gästeführer unterwegs. Gute Geschichten sind für ihn ebenso interessant wie die Geschichte.

    Die markanten Buntsandsteinformationen sind vom bayerischen Landesamt für Umwelt als wertvolles Geotop eingestuft und geschützt. Aus dem Kissinger Kurpark führt ein etwa sechs Kilometer langer, einfacher Rundweg an ihnen vorbei zur Wichtelhöhlenhütte und über den Golfplatz wieder zurück. In regelmäßigen Abständen ist die Tour mit rosafarbenen "WH"-Symbolen markiert.

    Rund sechs Kilometer lang ist die Rundtour vom Kurpark in Bad Kissingen zu den Wichtelhöhlen und der Wichtelhöhlenhütte und wieder zurück.
    Rund sechs Kilometer lang ist die Rundtour vom Kurpark in Bad Kissingen zu den Wichtelhöhlen und der Wichtelhöhlenhütte und wieder zurück. Foto: Thomas Obermeier

    Los geht es direkt im Kurpark, am Menzel-Steg. Begleitet vom Geschnatter der Enten wandert man zunächst Richtung Süden und aus dem Park hinaus zur Jugendherberge und Bildungsstätte Heiligenhof. Die asphaltierte Strecke endet direkt hinter dem Heiligenhof und geht in einen Forstweg über. "Ab hier wird es schöner", sagt Wulz. Mit schnellen Schritten geht er voran, Vögel zwitschern, ein Specht klopft. Bereits nach wenigen Metern zweigt rechts der "Weg der Besinnung" ab, links geht es zu den Wichteln.

    Der Weg führt oberhalb der Fränkischen Saale am Hang entlang

    "Der Weg zu den Wichtelhöhlen wurde vermutlich um 1912 vom königlichen Kurgarteninspektor Wolfgang Singer angelegt", sagt Wulz. Schon weit früher jedoch waren die Höhlen als Ausflugsziel für Kurgäste beliebt. Alte Anzeigenblätter etwa warben mit Kaffee und Musik am Nachmittag "im Walde bei den Wichtelshöhlen".

    Heute locken die bizarren Felsen vor allem Familien und Naturinteressierte. Wulz bleibt kurz an einer Hinweistafel stehen. Der Wichtelhöhlenweg läuft hier ein Stück weit auf dem "Weg durch die Zeit", einem geologischen Erlebnispfad von Bad Kissingen nach Euerdorf.

    Bis zum zehn Meter hoch sind die bizarren Felsformationen aus Buntsandsteinplatten. Sie sind vom Landesamt für Umwelt als wertvolles Geotop eingestuft.
    Bis zum zehn Meter hoch sind die bizarren Felsformationen aus Buntsandsteinplatten. Sie sind vom Landesamt für Umwelt als wertvolles Geotop eingestuft. Foto: Copyright © Bayer. Staatsbad Bad Kissingen GmbH/Foto: Laura Selenz

    Hoch über dem Talgrund quert man so den Hang, die Batzenleite. Auf dem erdigen Waldboden fällt das Wandern leicht, feste Schuhe sind trotzdem hilfreich. Zwischen den Bäumen öffnet sich ab und an der Blick hinunter auf die Fränkische Saale.

    Entstanden sei diese Landschaft vor mehr als 230 Millionen Jahren, erklärt Wulz. Damals hätten Wind und Wasser sandiges Material abgelagert, "daraus bildete sich der Buntsandstein". Hier, am Rande der Rhön, hat sich die Saale tief in den Stein gegraben und weichere Schichten ausgespült. Härtere Platten blieben zurück und brachen schließlich ab – die Felsblöcke mit Spalten und Hohlräumen entstanden.

    "Wenn man Fantasie hat, dann denkt man eben, hier wohnen Wichtel."

    Gerhard Wulz, Gästeführer aus Bad Kissingen

    Nach etwa 20 Minuten tauchen die ersten Felsen auf - wie vergessene Bauklötze eines Riesen. Spielzeug- und Gartenzwerge stehen in kleineren Höhlen, in einige größere kann man hineinkriechen. "Oder Ostereier darin verstecken", sagt Wulz. Ein Ende der Höhlen ist manchmal nicht zu erkennen – "und wenn man Fantasie hat, dann denkt man eben, hier wohnen Wichtel".

    Gerhard Wulz erzählt die Sage von den Wichteln, die einem armen Müller im Saaletal zu Reichtum verhalfen.
    Gerhard Wulz erzählt die Sage von den Wichteln, die einem armen Müller im Saaletal zu Reichtum verhalfen. Foto: Thomas Obermeier

    Der Sage nach seien die kleinen Wesen aus dem norddeutschen Raum vertreiben worden und hätten im Saaletal eine verfallene Mühle gesehen, erzählt Wulz mit Märchenonkel-Stimme. "Der Müller war sehr arm, aber als die Wichtel erschöpft und durstig ankamen, da hat er sie selbstlos aufgenommen." Deshalb hätten die Wichtel beschlossen, ihm zu helfen.

    "Jede Nacht sammelten sie fortan heimlich Weizen und der Müller konnte das beste Mehl der Gegend mahlen. In kurzer Zeit wurde er reich. Nur mit dem Wohlstand kommt in den Märchen meist die Habgier." Der 87-Jährige runzelt die Stirn. "Und als eines nachts ein Wichtelchen ausrutschte, wollte ihm der Müller nicht helfen. Da ärgerten sich die Wichtel, liefen davon – und der Müller verarmte wieder."

    Die Wichtel aber hätten die Buntsandsteine entdeckt. Durch die Spalten seien sie in ihr unterirdisches Reich im Inneren des Berges gelangt. "Seitdem vermeiden sie jeden Kontakt mit den Menschen", sagt Wulz. In einer anderen Variante der Sage würden die Wichtel einem armen Rhönbauern zur Hand gehen. Aber auch er vertreibe die Helferlein am Ende. Die Moral ist immer die gleiche: "Die Menschen sollten nicht zu gierig werden."

    Die Wichtelhöhlenhütte eignet sich perfekt für eine Pause

    Entlang des Weges reiht sich nun Felsblock an Felsblock. Bis zur "Kanzel", einer massigen Steinplatte, die den kompletten Wanderweg wie eine Plattform überragt. "Die beeindruckendste Formation", sagt Wulz. "Einmal im Jahr, so erzählt man sich, hält hier der Oberwichtel seine Audienz. Dann sammelt sich drumherum das gesamte Wichtelvolk und lauscht seiner Rede." Dieses Treffen müsse immer in einer Vollmondnacht stattfinden. "Am Ende klatschen und jubeln alle Wichtel – und deshalb hört man manchmal mysteriöse Geräusche aus der Gegend."

    Die Felsenkanzel (hinten im Bild) ragt über den Wanderweg. Der Sage nach, hält hier einmal im Jahr der Oberwichtel eine Versammlung für alle Wichtel ab.
    Die Felsenkanzel (hinten im Bild) ragt über den Wanderweg. Der Sage nach, hält hier einmal im Jahr der Oberwichtel eine Versammlung für alle Wichtel ab. Foto: Bayer. Staatsbad Bad Kissingen GmbH/Laura Selenz

    Natürlich seien das nur Fantasiegeschichten, sagt Wulz. Kurz nach der Kanzel erreicht er bereits die Wichtelhöhlenhütte. Ein schlichter Holzbau mit Bänken und Tischen, perfekter Ort für eine Pause oder Brotzeit.

    "Von der Hütte gibt es zwei Möglichkeiten für den Rückweg", sagt der Gästeführer. Etwas kürzer, "dafür schöner" sei der Weg durch den Wald, zunächst Richtung Ruine Aura und dann nach rechts zurück zum Heiligenhof. Oder man folgt weiter der Wichtelhöhlen-Tour und dem "WH"-Symbol nach unten ins Saaletal.

    Gut eine Viertelstunde geht es dabei stetig, aber flach bergab, bis zum Golfplatz. Dort überquert man die Bundesstraße und läuft dann am Rande des Parkplatzes bis zum Restaurant des Golfclubs. Für rund einen Kilometer führt der Weg nun direkt entlang der B 287. Auch wer den Blick stur auf den Golfplatz und später die Saale hält, kann das Rauschen der vorbeifahrenden Autos kaum ausblenden.

    Am Campingplatz ist es geschafft: Der Weg geht wieder ins Grüne, und im Kurpark erreicht die offizielle Wichtelhöhlen-Tour am Menzel-Steg ihr Ziel. Wer will, kann noch ein Stück weitergehen und im Ort einkehren. Oder bleibt einfach auf einer der Parkbänke sitzen, genießt die Sonne und die typische Bad Kissinger Ruhe.

    Wichtelhöhlen-Tour bei Bad KissingenStart- und Endpunkt des Rundweges ist der Menzel-Steg im Kurpark in Bad Kissingen. Alternativ lässt sich die Tour auch am Heiligenhof oder am Golfplatz beginnen. Dort sind Parkmöglichkeiten vorhanden.Insgesamt ist die Wichtelhöhlen-Tour rund 6 Kilometer lang, angegeben wird eine Gehzeit von etwa 4,5 Stunden. Gekennzeichnet ist die Runde mit rosafarbenen "WH"-Markierungen. Die Wege sind einfach und auch mit Kindern gut zu begehen. Laut Gerhard Wulz lässt sich die Tour mit einem Abstecher vom Golfplatz über den Eyringsberg (mit den Resten einer frühmittelalterlichen Fliehburganlage) und zurück in den Kurpark noch ein gutes Stück ausdehnen.Einkehrmöglichkeiten gibt es im Restaurant Ambiente am Golfplatz oder in Bad Kissingen. Gut für ein Picknick geeignet ist die Wichtelhöhlenhütte.Die Wichtelhöhlen sind Teil des Biosphärenreservates Rhön und geschützt.sp

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden