In den Vorjahren hatte die Gemeinde Nüdlingen immer gemeinsam mit der katholischen Kirche anlässlich des Sebastiani-Festes den Jahresbeginn gefeiert. Zum Ende seiner Amtszeit brach Bürgermeister Harald Hofmann ( CSU ) nun mit dieser Tradition und hatte am Mittwoch erstmals zu einem eigenen Neujahrsempfang der Gemeinde in die Schlossberghalle eingeladen. Neben Vertretern der Bundes- und Regionalpolitik, Ehrenbürgern und Trägern der Bürgermedaille begrüßte er als „Honoratioren der Gemeinde“ die Vorstände von Vereinen und Verbänden sowie die Führung der Blaulichtfamilie und dankte allen für ihr Engagement: „Das öffentliche Leben ist ohne Ehrenamtliche sehr schwer vorstellbar.“
Herausragende Leistungen
In einer launigen Rede erinnerte der Bürgermeister zunächst an besondere Momente und herausragende Leistungen des vergangenen Jahres. Dazu zählte er den tausend Kilometer langen Italien-Roadtrip auf der Vespa der fünf Freunde Markus Lipsius (Gemeinderat), Matthias Zänglein, Edgar Thomas ( 2. Bürgermeister ), Steffen Thomas und Achim Hein ebenso wie die Siegertitel für Roland Hehn und Manfred Kiesel bei der Vogelweltmeisterschaft in Madrid für ihre Münchner Kanarien-Wellensittiche.

Aber auch Sophie Schaub hatte mit ihrer Auszeichnung des Silbernen Lorbeerblattes durch den Bundespräsidenten für ihre Leistung mit der Futsal-Nationalmannschaft (Hallenfußball) bei den Winter-Deaflympics für gehörlose Sportler in der Türkei nach Meinung des Bürgermeisters „zum Ansehen unserer Gemeinde“ ebenso beigetragen wie Alina Zänglein mit dem ihr verliehenen Adolf-und-Inka-Lübecke-Preis als jahrgangsbeste Zahnmedizin-Studierende an der Universität Würzburg und Maximilian Frey mit dem Meisterpreis der bayerischen Staatsregierung für seine herausragenden Ergebnisse bei der Prüfung zum Kraftfahrzeugtechnikermeister.

Schnitthapperpreis für Ehepaar Pal
Eine besondere Ehrung in der Schlossberghalle erhielt das Ehepaar Kerstin und Johannes Pal mit der Verleihung des vom Nüdlinger Gemeinderat vergebenen Schnitthapperpreises für die „vorbildliche Altortrevitalisierung“ durch Restaurierung ihres Wohn- und Geschäftshauses in der Kochgasse.
Bei Aufzählung der von der Gemeinde auf den Weg gebrachten Projekte wie den knapp eine Million Euro teuren Umbau des Kindergartens mit Kinderkrippe in Haard und den fast 23 Millionen Euro teuren Neubau der Schlossbergschule mit Kinderhort erlaubte sich Hofmann im laufenden Wahlkampf auch manche scherzhafte Spitze. So verwies der CSU-Bürgermeister unter Hinweis auf die in den Hort-Neubau integrierte 200 Quadratmeter große Kochküche auf das Wahlversprechen von SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz , für kostenfreies Mittagessen in Kindertagesstätten und Schulen zu sorgen. „Dann haben wir jedenfalls schon mal unsere Küche.“
Gedenkstein am Mittelpunkt
Zwar ist die aus den zwei Ortsteilen Nüdlingen und Haard bestehende Gemeinde nicht gerade der Mittelpunkt der Welt, aber im vergangenen Jahr wurde zumindest ihr eigener geographischer Ortsmittelpunkt mit einem Gedenkstein markiert. Diesen könne man jederzeit versetzen, ergänzte der Bürgermeister augenzwinkernd, falls irgendwann einmal der Nachbarort Hausen eingemeindet werden sollte.
Der vom Bürgermeister geschilderten positiven Gemeindeentwicklung schloss sich Pfarrerin Jacqueline Barraud-Volk in ihrem Grußwort an. „Heutzutage wird viel gemeckert“, beklagte sie. Doch solle man sich 80 Jahre nach Kriegsende gemäß der Jahreslosung der evangelischen Kirche „Prüft alles und behaltet das Gute“ auf Positives besinnen. So habe auch der schnelle Wiederaufbau der Pariser Kathedrale Notre-Dame gezeigt: „Wir Menschen können Gutes schaffen.“

Demokratie erhalten
Etwas Gutes ist aus Sicht von Sabine Dittmar ( SPD ), Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium , die seit 75 Jahren währende parlamentarische Demokratie , die es zu bewahren gilt. Im Blick auf die Wahl am 23. Februar warnte sie vor radikalen Parteien, die sich die Verunsicherung der Menschen zunutze machen und mit allzu einfachen Antworten auf komplexe Zusammenhänge die Wähler zu täuschen versuchen.
Auch Landrat Thomas Bold ( CSU ) erinnerte daran, dass Demokratie keine Selbstverständlichkeit sei und deren Erhalt immer wieder von jedem Einzelnen neuen Einsatz fordere. Trotz mancher zu erwartender Veränderung in politischer Landschaft sollten sich die Nüdlinger, meinte auch er, an dem in ihrer Gemeinde bisher Erreichten orientieren und positiv in die Zukunft schauen.
Krimi-Debüt des Kulturamtsleiters
Zum Abschluss des Neujahrsempfangs las Kulturamtsleiter Hubert Ziegler aus seinem unter seinem Pseudonym Orlando Stein veröffentlichten Krimi-Debüt „Bulle und Finn“ um Oberkommissar Hanno Peters, einen schwulen Musterbullen beim LKA Berlin in der Abteilung Organisierte Kriminalität. Ziegler dankte Bürgermeister Hofmann, ihm als Angehörigen der „queeren Community“ mit dem Neujahrsempfang eine Präsentationsplattform geboten zu haben. „Auch wir sind ein Teil der Gesellschaft.“ Wichtig sei nicht Intelligenz oder Geschlecht eines Menschen, „sondern wie er sich positioniert“.
Die Nüdlinger Musikanten unter Leitung von Dominik Röchner sorgten beim Neujahrsempfang für musikalische Unterhaltung.