Derzeit hat er etwas Stress, denn die Zwischenprüfungen stehen vor der Tür. Christian Knüttel studiert im fünften Semester Lehramt für Realschule in den Fächern Deutsch, Religion und Englisch. "Ich muss viel lernen", sagt er, und schon springt er auf, um begeistert seine Bücherei im Pfarrheim zu zeigen.
Gut sortiert stehen Kinder- und Jugendbücher nach Altersgruppen in den Regalen. Neben einem kleinen Bestand an Spielen reihen sich Sachbücher - Natur, Pädagogik, Geschichte, Familie, Musik. Manchmal kommen Schüler, die etwas für ein Referat benötigen, dann steht der 22-jährige Student beratend zur Seite, denn als wohl bester Leser der Bücherei - seit 15 Jahren - weiß er sofort, wo das Richtige zu finden ist.
Von Ken Follet bis Harry Potter
Der Renner in Schondra seien aber Heimatromane, zeigt Knüttel auf ein Regal im Nebenraum. Vollzählig steht hier die Reihe von Hannes Ernst. Vor allem ältere Damen bevorzugen dieses Genre. Sie sowie Kinder und Jugendliche seien die eifrigsten Leser.
Und dann gibt es noch die Krimi-Liebhaber. Von Ken Follet bis Noah Gordon, von Mary Higgins Clarke bis Frederike Forsyth, hier stehen die Top-Krimis reihenweise. Natürlich fehlen auch die fünf Bände über Harry Potter nicht.
Bei seiner Auswahl richtet sich Knüttel nach den Bestsellerlisten. Was "in" ist, erfährt er auch bei der Kirchlichen Bücherei- und Öffentlichkeitsarbeit (KBA) in Würzburg, dort stöbert er herum und lässt sich beraten, bestellt Buchblocks und Medienpakete.
"Schock deine Eltern, lies ein Buch", steht auf einem Blatt, das an der Wand hängt. Ein Spruch, der eingeht, aber kaum jemand habe ihn beachtet oder sich gar damit auseinandergesetzt, bedauert Knüttel.
Dabei ist es ihm wichtig, gerade junge Leute ans Lesen heranzuführen. Wohl auch ein Grund mit, dass keine Videos, Kassetten oder DVD's hier zu finden sind. Zudem zu kostspielig, sagt Knüttel, außerdem seien diese Sachen schnelllebig, ein zu großer finanzieller Aufwand für diese kleine Bücherei.
25 Prozent mehr Leser
Dennoch braucht auch hier niemand mehr auf diese modernen Medien zu verzichten. In Form von Medienpaketen, die Knüttel bei der KBA entleiht, werden Wünsche auch in dieser Richtung erfüllt. Im Spätsommer letzten Jahres hat er den ersten Versuch gestartet. Die Reaktion der Büchereibesucher: "Toll, dass ihr das jetzt auch habt."
Mit dem letzten Jahr zeigt sich Knüttel zufrieden. 1200 Entleihungen, 25 Prozent mehr als im Jahr 2003. Zirka 90 ständige Leser zählt die Datei. Auch Leute aus Einraffshof, Schönderling und Singenrain kommen hierher. Doch das war nicht immer so.
1956 gründete Pfarrer Otto Körner die Bücherei in Schondra, hat Knüttel recherchiert. Betreut wurde sie von Ordensschwestern, damals noch im Handarbeitszimmer im Pfarrheim. Das war bis 1983. Dann übernahmen ehrenamtliche Helfer diese Aufgabe. Die Gemeindebücherei, die es auch noch im ehemaligen alten Rathaus gab, wurde 1991 aufgelöst, ein Großteil des Bestandes wanderte in die katholische öffentliche Bücherei.
Die Nutzung allerdings war in den Jahren recht unterschiedlich, erzählt Knüttel weiter. Um Anreize zu schaffen, beriet er sich mit der KBA, eine Außenmitarbeiterin besuchte Schondra - der Erfolg stellte sich ein. Adventskaffee mit Bücherausstellung, andere Öffnungszeiten, Bilderbuch-Kino und Ferienprogramm schufen weitere Anreize.
Samstags und sonntags offen
Einige neue Leser konnten gewonnen werden, freut sich Knüttel. Das sei auf dem Dorf gar nicht so einfach. Das hängt sicher auch mit den Öffnungszeiten am Samstag und Sonntag zusammen, vermutet er. Einst boten sie - vor allem für die Berufstätigen - den Mittwochabend an, aber da lief nichts. Die Stunde nach dem sonntäglichen Gottesdienst wird gut angenommen, ebenso der Samstag von 15 bis 16 Uhr. Und nach dem Kindergottesdienst wimmelt es hier nur so von aufgeregten kleinen Leseratten.
Geld von der Gemeinde
Eine erfolgreiche Bilanz ist wichtig für finanzielle Zuschüsse. Vom St. Michaelsbund hätten sie im vergangenen Jahr nichts bekommen, ist Knüttel darüber alles andere als glücklich. Dafür aber bewilligte die Gemeindeverwaltung künftig eine jährliche Unterstützung. Um das Polster etwas aufzubessern, werde eine kleine Benutzergebühr erhoben. "Wir sind angewiesen auf diese Einnahmequelle, und das wird auch akzeptiert."
Natürlich macht Christian Knüttel nicht alles allein, er hat sechs Helfer, überwiegend Schüler zwischen 15 und 18 Jahren, die ihm zur Seite stehen, manchmal hilft auch eine junge Frau noch mit. Auch beim Großputz, der zweimal im Jahr durchgezogen wird. So könne man wöchentlich mit den Diensten wechseln.