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Bad Kissingen: Sich in der Freizeit mit dem Tod befassen: Warum 3 Frauen aus Bad Kissingen sich zu Hospizbegleiterinnen ausbilden lassen

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Sich in der Freizeit mit dem Tod befassen: Warum 3 Frauen aus Bad Kissingen sich zu Hospizbegleiterinnen ausbilden lassen

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    Begleiten Menschen in deren letzten Stunden: Karin Geis, Renate Blumenstingl-Deitmer und Bianca Troll (von links).
    Begleiten Menschen in deren letzten Stunden: Karin Geis, Renate Blumenstingl-Deitmer und Bianca Troll (von links). Foto: Simon Snaschel

    Der Tod und das Sterben sind nach wie vor oft gesellschaftliche Tabuthemen. Nicht wenige haben Hemmungen, sich damit auseinanderzusetzen. Anders Bianca Troll, Renate Blumenstingl-Deitmer und Karin Geis. Im Gespräch mit dieser Redaktion erzählen die drei Frauen, warum sie sich ganz bewusst ehrenamtlich mit dem Tod befassen.

    Sie alle haben sich beim Malteser Hilfsdienst Bad Kissingen in einem Kurs über acht Monate zu Hospizbegleiterinnen ausbilden lassen. Diese Ehrenamtlichen begleiten schwerstkranke, sterbende Menschen und deren Angehörige. "Sie besuchen kostenlos, hören zu, respektieren den anderen und helfen, gemeinsam das Leid zu tragen", beschreiben die Koordinatorinnen Petra Reith und Susanne Binder das Kursangebot der Malteser.

    1. Bianca Troll (51), Beamtin aus Aura: "Die Tätigkeit erdet unheimlich"

    Bianca Troll (51), Beamtin aus Aura: "Die Tätigkeit erdet unheimlich."
    Bianca Troll (51), Beamtin aus Aura: "Die Tätigkeit erdet unheimlich." Foto: Simon Snaschel

    "Mich hatte das Thema Sterbebegleitung schon einmal vor Jahren interessiert, ich habe das aber aus persönlichen Gründen zurückgestellt. Jetzt wollte ich es einfach machen. Was genau mich daran schon immer so getriggert hat, kann ich gar nicht sagen. Aber ich wollte etwas Gutes tun. Meine Söhne sind inzwischen etwas älter und ich habe gewissermaßen Liebe übrig. Jemandem auf seinem letzten Weg etwas zu schenken, war der Antrieb für mich.

    In der Gruppe muss man sich schnell öffnen und heute sind wir alle zu Freundinnen geworden. Ich fühle mich sehr wohl, der Zusammenhalt tut einfach gut. Die Tätigkeit ist für mich viel mehr nehmen als geben: Ich rede wirklich gerne, aber in dieser Rolle sitze ich auch einfach mal da und sage gar nichts.

    Ich höre zu und werde in mir sehr ruhig, ohne auf die Uhr zu schauen. Man lernt auch, Dinge nicht zu werten. Das erdet unheimlich. Wenn man bei einem Sterbenden ist, wird nicht mehr gelogen und es ist auch nicht wichtig, wie viel man auf dem Konto hat und wie viel man besitzt. Das ist alles so unwichtig."

    2. Karin Geis (59), Hausfrau aus Stangenroth: "Man gewichtet Dinge komplett anders"

    Karin Geis (59), Hausfrau aus Stangenroth: "Man gewichtet Dinge komplett anders."
    Karin Geis (59), Hausfrau aus Stangenroth: "Man gewichtet Dinge komplett anders." Foto: Simon Snaschel

    "Ich wollte etwas Ehrenamtliches mit älteren Menschen machen, habe mich umgehört und bin über eine Bekannte auf die Hospizbegleitung aufmerksam geworden. Selbst setzt man sich damit ja eigentlich nie auseinander, hat vielleicht auch Angst davor. Es ist eigentlich ein Tabuthema. Aber für mich ist es wichtig, dass es mehr in die Öffentlichkeit kommt.

    Im Laufe des Kurses habe ich immer mehr festgestellt, dass das Thema auch sehr viel für einen selbst gibt. Ich nehme viel Ehrlichkeit mit und es schärft das Bewusstsein für die wesentlichen Dinge im Leben. Man trifft ganz anders Entscheidungen und gewichtet Dinge komplett anders.

    Auch der Zusammenhalt in der Gruppe ist toll, das gibt unheimlich Sicherheit und Halt. Ich bin zuversichtlicher geworden. Die Angst, dass man unter Schmerzen oder alleine stirbt, ist ein wenig genommen. Ich weiß, dass jeder gehen muss. Aber auch, dass man das gut mit jemandem an seiner Seite durchstehen kann."

    3. Renate Blumenstingl-Deitmer (72), Rentnerin aus Hammelburg: "Der Tod kann ein Freund sein"

    Renate Blumenstingl-Deitmer (72), Rentnerin aus Hammelburg: "Der Tod kann ein Freund sein."
    Renate Blumenstingl-Deitmer (72), Rentnerin aus Hammelburg: "Der Tod kann ein Freund sein." Foto: Simon Snaschel

    "Ich habe vor 21 Jahren erlebt, wie mein Vater zu Hause gestorben ist. Meine Mutter hat das möglich gemacht. Er durfte daheim sterben und wir sind noch zwei Tage bei ihm gesessen. Das gibt es so ja heute nicht mehr, ich fand es aber sehr schön. Zudem kam unsere älteste Tochter mehrfach und schwer behindert auf die Welt. Und auch sie ist im letzten Jahr zu Hause verstorben.

    Ich habe im Kurs gelernt: Je mehr man über das Sterben erfährt, desto mehr erfährt man über das Leben. Man geht unweigerlich auf den Tod zu und wir müssen uns damit auseinandersetzen. Der Tod ist nicht immer die fürchterliche Macht, die alles kaputtmacht. Er kann auch eine Erlösung sein, ein Freund. Diese Auseinandersetzung hilft.

    Man nimmt eine große Gelassenheit mit. Und dass man weiß, was im Leben wichtig ist. Da bekommt man unwahrscheinlich viel. Wenn ich da sitze, herrscht eine sehr besondere Atmosphäre. Und wenn ich den Raum verlasse, habe ich das Gefühl: Ich konnte für diesen Menschen etwas Wichtiges tun und er hat mir auch etwas gegeben."

    Weitere Informationen zum Hospiz-Angebot der Malteser unter www.malteser-unterfranken.de

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