Das Jahr 2023 geht zu Ende. Auch in diesem Jahr gab es wieder bemerkenswerte Geschichten im Landkreis Bad Kissingen. Von verschwundenen Soldaten bis zu rappenden Pfarrern war vieles geboten. Die Redaktion liefert zum Jahresabschluss einen kleinen Auszug an skurrilen, emotionalen, einfach außergewöhnlichen Geschichten.
1. 750 Einsatzkräfte suchen den Soldaten, der sich bei einer Bundeswehr-Übung versteckt hat

Die Geschichte könnte fast aus einem Satire-Magazin stammen. Bei einer Orientierungsübung der Bundeswehr im Bereich zwischen Bad Neustadt, Bad Brückenau und Bad Kissingen geht im September 2023 ein Soldat verloren. Später stellt sich heraus: Der Mann hatte sich absichtlich versteckt. Und zwar so gut, dass er zunächst weder von Hubschraubern, Drohnen noch Hunden entdeckt wird - trotz 750 Einsatzkräften.

Erst am nächsten Tag taucht der Vermisste im Landkreis Bad Kissingen wieder auf. Aufgrund körperlicher Beschwerden hatte der Soldat sich pflichtbewusst ein Versteck gesucht, um von möglichen Feindkräften nicht gefunden werden zu können. Die Verwirrung brach aus, weil zudem der GPS-Tracker des Mannes ausgefallen war.
Übrigens ist der Gedanke mit dem Satire-Magazin so weit nicht hergeholt. Bereits im Dezember 2019 war beim "Postillon", einer bekannten Satire-Seite, folgendes zu lesen: "Elite-Soldat entlassen, weil er bei Tarnübungen mehrmals fehlte". Die Realität schreibt eben doch die besten Geschichten.
2. Diagnose Post-Covid: Jochen Vogel legt sein Bürgermeisteramt in Bad Brückenau nieder

Seine Geschichte ist eine sehr persönliche. Und doch von öffentlichem Belang. Im März 2022 ist Jochen Vogels Corona-Test, wie seinerzeit bei vielen anderen, positiv. Doch anders als bei vielen anderen hinterlässt das Virus beim Bürgermeister von Bad Brückenau schwere Folgen. Trotz mehrfacher Impfung kommt Vogel, der kerngesund war, kurz vor der Diagnose noch die Ostwand des Watzmanns erklommen hatte, nicht wieder richtig auf die Beine.

Bis in den Herbst 2023 hinein versucht Vogel, wieder ganz zu Kräften zu kommen, die Amtsgeschicke in Bad Brückenau zu leiten. Er ist zweimal auf Reha, bis er schließlich erkennen muss, dass er seinen Beruf nicht mehr ausüben kann. Im September beantragt er in einem Schreiben an den Stadtrat, zum 1. Januar 2024 wegen dauerhafter Dienstunfähigkeit aufgrund seiner Post-Covid-Erkrankung in den Ruhestand versetzt zu werden.
"Ich komme langsam zu einer gewissen inneren Ruhe, vielleicht weil ich mich mit der Situation allmählich anfreunde und nicht mehr so häufig damit hadere, dass ich meinen Traumjob an den Nagel hängen musste", sagt Vogel gegenüber dieser Redaktion im November. Er bekam, wie er sagt, zahlreiche Rückmeldungen von Menschen, die ihm wünschten, dass sein Genesungsprozess 2024 voranschreitet.

3. Der Wolf ist zurück im Landkreis Bad Kissingen - und mit ihm eine große Diskussion

Der Wolf ist zurück, auch im Landkreis Bad Kissingen. Und auch im Landkreis Bad Kissingen gehen die Meinungen weit auseinander, was man davon halten soll. Sich freuen, dass das Tier sich wieder verbreitet? Oder die Population mit Blick auf andere Arten eingrenzen, sprich den Wolf zum Abschuss freigeben?

Fakt ist: 2023 kommt es zu etlichen Wolfsrissen im und um den Landkreis Bad Kissingen. Schutzzäune scheinen nicht wirklich zu helfen. Bei Weißenbach beispielsweise reißt ein Wolf fünf Tiere der Damwild-Halter Olaf und Bettina Neun direkt im Gehege.
Wie viele andere Tierhalter sind die Neuns ratlos, frustriert und betroffen. Der Umgang mit dem Wolf wird die Rhön sicher auch im Jahr 2024 beschäftigen.
4. Mit seinem Predigt-Rap erreicht Thomas Eschenbacher 2,2 Millionen Menschen

Mit seiner Predigt erreicht der Hammelburger Pfarrer Thomas Eschenbacher im Februar 2023 rund 2,2 Millionen Menschen. Gibt's nicht? Gibt's doch! Zu Fasching schlüpft der Geistliche in ein Rapper-Kostüm und trägt die Predigt im Hip-Hop-Style vor. Das Ganze gibt es auf Video, der Instagram-Beitrag dieser Redaktion geht später durch die Decke und hat bis heute rund 2,2 Millionen Aufrufe.
Von "zeitgemäß und kreativ" über "Ich finde die Aktion cool und sympathisch", allerdings auch bis hin zu "enormer Fremdschämfaktor, sorry" oder "Da kann ich als Christ nur den Kopf schütteln, das zieht die Religion komplett ins Lächerliche" ist die ganze Bandbreite der Reaktionen vertreten.
Eschenbacher beteiligt sich selbst an der Diskussion: "Ich denke, dass es offensichtlich ist, dass ich nicht der Rapper-King bin", räumt er auf Instagram ein, macht vor allem aber deutlich: "An die Fremdschämer ein Zitat aus der Predigt: Nur wer nichts macht, macht nichts falsch." Man darf gespannt sein, was der rappende Pfarrer sich zu Fasching 2024 einfallen lässt.

5. Nach vielen Jahren als baufällige Ruine wird der Gasthof "Schwarze Pfütze" abgerissen

Für jüngere Semester war der Landgasthof "Schwarze Pfütze" seit Jahren nicht mehr als eine Ruine, mit der man nicht allzuviel anzufangen wusste. Für die Älteren bedeutet die "Schwarze Pfütze" weit mehr, in erster Linie viele Erinnerungen.

Der einstige Landgasthof bei Rottershausen, an der einstigen B 19 zwischen Münnerstadt und Schweinfurt gelegen, hat über die Jahrhunderte viel erlebt: Er war in den 200 Jahren seines Bestehens unter anderem Poststation, gutbürgerliches Traditionslokal und kurzzeitig Swinger-Club. In den 1950er-Jahren wurde dort der Film "Sohn ohne Heimat" gedreht. Nach einem Brand vor zehn Jahren verfiel das alte Gebäude mehr und mehr.
Nachdem die Gemeinde Oerlenbach Grundstück samt Ruine ersteigert hatte, rollten im Oktober die Bagger an. Seit dem 25. Oktober wird das alte Gasthaus abgerissen. Voraussichtlich im Laufe des Januars wird von dem alten Gebäude nichts mehr übrig sein. Das Areal soll dann zur ökologischen Freifläche umgestaltet werden.
6. Freia Lippold-Eggen sorgt mit ihrem Parteiaustritt für einen Knall in der AfD

Die Aussagen, die Freia Lippold-Eggen im August tätigt, gleichen einem Paukenschlag. Nicht nur für die AfD, die Partei, in der Lippold-Eggen zu diesem Zeitpunkt als stellvertretende Kreisvorsitzende in Bad Kissingen tätig ist. "Ich will dem Rechtsruck keinen Vorschub leisten", sagt sie. Sollte der sich noch verstärken, müsse die AfD verboten werden. Sie lässt ihren Worten Taten folgen, tritt aus der umstrittenen Partei aus und agiert im Stadtrat und im Kreistag Bad Kissingen inzwischen als "Parteilose".

Hintergrund sind die Querelen rund um Daniel Halembas Nominierung als AfD-Direktkandidat für den Wahlkreis 604 (Haßberge/Rhön-Grabfeld). Lippold-Eggen wirft dem Bezirksvorstand ihrer damaligen Partei vor, eine Unterwanderung durch "rechtsradikale Kräfte" zu unterstützen. Ihre Bemühungen, gegen die Aufstellung vorzugehen, scheitern, daraus zieht sie Konsequenzen.
Mit drastischen Worten, die wachrütteln sollen: "Die träumen von der Machtübernahme, zumindest aber vom Mitregieren. Das Problem ist, dass der rechte Flügel die Erschöpfung der Bevölkerung ausnutzt, die aus Frust heraus die AfD wählt. Diese Menschen hoffen auf ein Heilsversprechen. Jedoch: Wenn die Rechten kommen, wird es noch schlimmer – die halten sich nicht an Rechtsstaatlichkeit."
Welche Geschichte ist Ihnen im Jahr 2023 besonders in Erinnerung geblieben? Wo lohnt eine Nachfrage? Kontaktieren Sie die Redaktion gerne via E-Mail an simon.snaschel@mainpost.de