Das Publikum
Es sind keineswegs nur Menschen ab 35 Jahren da, die die 90er-Jahre als Teenager erlebt haben. Im Publikum sind auch etliche, die in der Dekade sehr jung oder gar nicht erst auf der Welt waren. Eins haben alle der rund 3500 zahlenden Gäste gemeinsam: Sie wollen eine gute Zeit haben mit reichlich Partymusik. Schon zu Beginn der Show gegen 16 Uhr sind etliche da, im Verlauf des Abends füllt sich vor allem der Bereich vor der Bühne immer mehr. Die Stimmung ist locker, viele bunte Shirts, Sonnenbrillen und Partyhüte sind zu sehen.
Auch rund ums eigentliche Konzertgelände haben es sich einige gemütlich gemacht. Sie sitzen auf Picknickdecken oder Klappstühlen, in einem Biergarten oder spazieren durch den Park, während drinnen gefeiert wird.

Die Acts
Das Line-Up der 90s Super Show ist in erster Linie ein Who-is-Who der deutschen und europäischen Eurodance-Szene von damals, aber auch die englisch-niederländische Boygroup Caught in the Act ist dabei oder Oli P., der mit dem Grönemeyer-Cover "Flugzeuge im Bauch" seinen großen Erfolg hatte.
Mit einem Mix aus Dance-Beats und Rap will Fun Factory mit Frontmann Toni Cottura den HipHop-Lifestyle der 90er aufleben lassen.
Für mächtig Wirbel auf der Bühne und in der Menge sorgen die schwedischen Cowboys von Rednex mit ihren Hits "Cotton Eye Joe" und "Spirit of the Hawk". Bewaffnet mit Gitarre, Geige und Keyboard, die allesamt beim Halbplayback gar nicht zum Einsatz kommen, lässt die Band sprichwörtlich die Sau raus. Das Equipment auf der Bühne muss herhalten, als einer der Rednecks samt Geige in der Hand auf einen Lautsprecher klettert und von dort runterspringt.
In den Pausen gibt Ex-Viva-Moderator Mola Adebisi den Einheizer - und sein Bestes als Backstreetboy, Rapper Coolio ("Gangsta's Paradise"), Shaggy ("Mister Boombastic") oder die Ärzte ("Schrei nach Liebe").
Ebenfalls in ihre Hit-Kiste greift die Gruppe Masterboy mit ihren Eurodance-Songs "Feel the Heat of the Night" oder "Land of Dreaming". Dass die Songs von damals immer noch ankommen, beweist die Stimmung im Publikum. Auf Kommando hüpfen alle zu "A Love Message to the World" und den Dancetracks von Aquagen.
Aus den Niederlanden bringt das Dance-Duo 2 Unlimited die ohnehin gute Stimmung auf ein neues Level. Bei "No Limit", das seit mittlerweile 31 Jahren ungebrochen Menschen zum Tanzen treibt, gibt es kaum ein Halten mehr.
Auf die Partywelle springt Captain Jack auf, der mit zwei Tänzerinnen und zwei Sängerinnen stilecht im Stechschritt auf die Bühne marschiert. "Hey Yo, Captain Jack, bring me back to the railroad track", grölen die gut 3500 durch den Luitpoldpark.
Später weiß auch Loona mit "Bailando" die Menge nochmal zurück in die 90er zu katapultieren.

Die Panne
Während Rednex mit ihrer Version des Kelly-Family-Hits "Wish you were here" sanftere Töne anstimmen, kommt es zu dem, was kein Konzertveranstalter braucht: Die Bildschirme gehen unvermittelt aus, der Ton ist komplett weg. Plötzlich gibt es keinen Strom mehr.
Was nun? Kurzerhand geht die Party einfach weiter. Rednex nutzen die Gunst der Stunde und gehen auf Tuchfühlung mit dem Publikum. Mola Adebisi schnappt sich ein Megafon, während die Mitglieder von Fun Factory fleißig Autogramme schreiben.
Zwar verlassen einige den Bereich vor der Bühne. Die Stimmung ist aber weiterhin locker. Der Grund für den Stromausfall ist nicht bekannt. Nach rund 25 Minuten geht es dann weiter - und Rednex bringt den begonnenen Song zu Ende.

Die Location
Der Luitpoldpark ist wie gemacht für ein Open Air. Nur Schatten ist bis zum frühen Abend Mangelware. Darüber beschweren sich einige Nutzer auf Facebook. Das Angebot an Essen und Getränken ist recht groß, lange Schlangen bilden sich dennoch an allen Ständen. Die Preise sind recht happig: Eine mittelgroße Portion Pommes kostet fünf, eine kleine Pizza Margherita sieben Euro, für Aperol werden 15 Euro inklusive Pfand fällig, Bier kostet um die fünf Euro.
Das Fazit
Natürlich, die musikalische Crème de la Crème der 90er-Jahre besteht nicht aus One-Hit-Wondern aus dem Eurodance-Genere. Aber auch diese Musikrichtung hat, warum auch immer, ihre Spuren hinterlassen. Gute Laune, Party, Liebe: Damals wie heute sind das die Themen, die ankommen. Ob die Texte nun platt oder anspruchsvoll sind, spielt erst einmal keine Rolle. Und wahrscheinlich ist es genau der Grund, weshalb vom Elf- bis 70-Jährigen alle, die am Samstagabend im oder vorm Luitpoldpark sind, etwas damit anfangen können. Es sind Songs, die niemandem wehtun. Im Gegenteil: So einfach sie auch sein mögen, sie schaffen es, Menschen für ein paar Stunden Unbekümmertheit zu schenken. Und das ist schon viel wert.
Hinweis der Redaktion: In einer vorherigen Version des Textes stand, dass es beim Konzert von Ronan Keating Unmut über zu wenige Toiletten gab und dies am Samstag kein Problem war. Kritik an fehlenden Toiletten gab es jedoch nicht für das Konzertgelände, sondern es ging um die öffentlichen Toiletten außerhalb des Geländes. Wir haben den Absatz gelöscht.

